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Feuerwehrleute sind am Eingang zum Parkplatz des Einkaufszentrums Bonaire in Aldaia bei Valencia in Spanien im Einsatz.

© dpa/Eduardo Manzana

Update

Vermisstensuche in Spanien läuft: Nach Unwetterkatastrophe viele weitere Tote in überfluteten Tiefgaragen befürchtet

Vor allem die Tiefgarage des Einkaufszentrums Bonaire in Aldaia in einem Vorort von Valencia steht im Fokus der Suchmaßnahmen. Die Regierung entsendet zudem 7500 Soldaten in die Region.

Stand:

Nach der Flutkatastrophe in Spanien vergangene Woche haben die Rettungskräfte am Montag weiter nach zahlreichen Vermissten gesucht. Vor allem in der Tiefgarage des Einkaufszentrums Bonaire in Aldaia in einem Vorort von Valencia werden viele weitere Tote befürchtet.

Fast die Hälfte der 5700 Parkplätze liegt im Tiefgeschoss, das sechs Tage nach der Flut immer noch komplett unter Wasser steht. In den vergangenen Tagen haben Rettungskräfte und Soldaten zahlreiche Pumpen installiert, um das Wasser aus der Tiefgarage zu pumpen. Auch Taucher waren bereits im Einsatz, Leichen haben sie bisher aber nicht entdeckt.

Auch andere Tiefgaragen, die innerhalb kürzester Zeit mit Wasser vollgelaufen waren, wurden bisher noch nicht vollständig durchsucht. Verkehrsminister Oscar Puente erklärte, die Rettungskräfte hätten zuerst „die besser zugänglichen“ Orte „an der Oberfläche“ abgesucht. Es gebe aber noch viele überflutete Erdgeschosse, Keller und Tiefgaragen, die noch nicht abgesucht worden seien. Es sei davon auszugehen, „dass sich dort noch Tote befinden“.

Regierung entsendet 7500 Soldaten in die Region Valencia

Das Land schickt 7500 Soldaten in die Region um Valencia. Nachdem die Armee bereits am Wochenende rund 5000 Soldaten schickte, um bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser, beim Aufräumen der Straßen und Schutz von Geschäften und Häusern vor Plünderern zu helfen, würden sich ihnen nun 2500 weitere anschließen, sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles dem staatlichen Radiosender RNE am Montag. Ein Kriegsschiff mit 104 Marineinfanteristen werde zudem Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Wasser nach Valencia bringen. Es sind darüber hinaus 5000 Polizisten vor Ort.

Frau lebend aus Auto gerettet

Drei Tage nach den tödlichen Unwettern konnten Rettungskräfte in der schwer getroffenen Mittelmeerregion Valencia eine Frau lebend aus einem Auto bergen. Die Polizei in der Gemeinde Moncada teilte auf der Plattform X ein entsprechendes Video, in dem der Präsident des Zivilschutzes Valencia, Martín Pérez, ihre Rettung vor Mitarbeitern unter Applaus verkündet.

Die Frau soll drei Tage lang neben der Leiche ihrer Schwägerin in dem Fahrzeug in der Gemeinde Benetússer südlich der Großstadt Valencia eingeklemmt gewesen, wie die Nachrichtenagentur Europapress mit Bezug auf die Lokalzeitung „Las Provincias“ berichtet. Rettungskräfte hätten ihre Schreie gehört, als sie aus einem Tunnel steckengebliebene Autos wegschleppten. Die Gerettete sei zu einer medizinischen Untersuchung gebracht worden, weitere Details waren nicht bekannt.

Die Zahl der Toten klettert unterdessen weiter nach oben. Nach Angaben von Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez stieg sie inzwischen auf 211. Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska sagte im Sender Cadena Ser, allein 204 Menschen starben in der am härtesten getroffenen Mittelmeerregion Valencia sowie zwei in der Region Kastilien-La Mancha und einer in Andalusien. Zuvor hatte die vorläufige Zahl der Toten in Spanien bei 205 gelegen.

Diese vorläufige Bilanz könne sich weiter verschlimmern, da viele Menschen noch vermisst würden, sagte Grande-Marlaska am Freitagabend weiter. Eine offizielle Zahl, wie viele Menschen noch in steckengebliebenen Autos oder an anderen Orten vermutet werden, gibt es nicht. 

In der Notsituation können die Menschen auch nicht angemessen trauern. Vielen Anwohnern war es bislang nicht möglich, von ihren verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen. Nach der Obduktion werden die identifizierten und nicht identifizierten Todesopfer in die Feria de Valencia gebracht. In der großen Messehalle der Regionalhauptstadt wurde eine 1.300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet.

Solidaritätswelle für Unwetter-Opfer in Spanien

Aufgrund des Ausmaßes der Zerstörung reicht die staatliche Hilfe jedoch nicht aus. Zudem kommen die Einsatzkräfte mit größeren Bergungs- und Räumungsgeräten nur schwer in die verwüsteten Gebiete voran. Deshalb mobilisieren sich immer mehr freiwillige Helfer. Auch die katholische Kirche und Caritas beteiligen sich an den Hilfsaktionen.

Am Samstagmorgen standen Medienberichten zufolge etwa 15.000 freiwillige Helfer vor dem Krisenkoordinationszentrum in der Provinzhauptstadt Valencia Schlange, um in Schichten mit Bussen in die am meisten von der Flutkatastrophe betroffenen Ortschaften und Dörfer gebracht zu werden. Sie sollen bei Aufräumarbeiten helfen.

Noch immer versperren Autoberge Straßen und Hauseingänge.

© Jorge Gil/EUROPA PRESS/dpa

Zeitung berichtet von ursprünglich etwa 1900 vermisst gemeldeten Personen

Die Zeitung „El Diaro“ berichtete derweil unter Berufung auf den Zivilschutz von Valencia, es seien ursprünglich etwa 1900 Menschen telefonisch als vermisst gemeldet worden. Dazu sagte Grande-Marlaska laut der Nachrichtenagentur Europapress: „Diese Daten wurden nicht berücksichtigt, weil sie keinen vernünftigen Kriterien entsprechen.“ Es wäre nicht klug, eine Zahl zu nennen. 

600 dieser 1900 als vermisst Gemeldeten seien wieder aufgefunden worden, berichtete die Zeitung weiter. Zudem könne sich die Zahl weiter reduzieren, etwa durch doppelt als vermisst gemeldete Personen. Allerdings sagte auch Verteidigungsministerin Margarita Robles, es würden noch viele Menschen in verschütteten oder von den Fluten mitgerissenen Autos vermutet. Mehr als 1700 Soldaten helfen mittlerweile in den Katastrophengebieten im Raum Valencia mit, auch Tausende freiwillige Helfer haben sich gemeldet.

Unwetter erreicht Balearen – starker Regen auf Mallorca

Das Tiefdruckgebiet, das am Dienstag für die verheerenden Fluten im Süden und Osten Spaniens sorgte, hat jetzt Mallorca mit ersten heftigen Schauern überzogen. In manchen Gebieten der beliebten Balearen-Insel seien bereits mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gefallen, berichtete das Wetterportal „MeteoDadesBalears“. Am Flughafen Palma sind alle Flüge etwa ein bis zwei Stunden verspätet, wie aus der deutschen Website der Flughafengesellschaft Aena hervorgeht.

Der spanische Wetterdienst Aemet gab vorsorglich für den heutigen Feiertag Allerheiligen die Warnstufe Orange für die gesamte Inselgruppe aus, zu der auch Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera gehören. Die Regierung der Balearen riet von allen Aktivitäten im Freien ab. Bis Samstag, 8 Uhr, gilt für die Inseln die zweithöchste Warnstufe Orange. In den folgenden Tagen soll es wechselhaft bleiben, wenngleich es wohl nicht mehr so stark regnet. (dpa/KNA/AFP/Reuters)

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