
© Anne Frank House / Photographer: Cris Toala Olivares / Cris Toala Olivares
Verschwörungstheorie zu gefälschtem Tagebuch: Niederlande nennt antisemitischen Text an Anne-Frank-Haus „Leugnung des Holocaust“
Unbekannte haben die Fassade des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam beschmiert. Der Text weist auf Verschwörungstheoretiker hin.
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In den Niederlanden haben antisemitische Äußerungen auf der Fassade des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam Empörung ausgelöst. Auf die Außenmauern hatten Unbekannte nach Angaben der Anne Frank Stiftung einen Text projiziert, wonach das weltberühmte Tagebuch des von den Nazis ermordeten jüdischen Mädchens (1929-1945) eine Fälschung sei.
Nach der Projektion der Laser-Botschaft hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Der Vorfall sei gemeldet und Ermittlungen seien eingeleitet worden, sagte ein niederländischer Polizeisprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.
Das Museum entdeckte nach eigenen Angaben erst nach einem „Hass-Video“ dazu im Messengerdienst Telegram, dass die Laser-Botschaft am Montagabend minutenlang auf die Wand des Hauses projiziert worden war.
Die Nachricht lautete demnach „Anne Frank, Erfinderin des Kugelschreibers“. Sie bezieht sich auf die falsche Behauptung, dass Teile ihres berühmten Tagebuchs mit Kugelschreiber geschrieben worden seien, obwohl dieser erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Gebrauch kam.
Museum kritisiert Antisemitismus scharf
Die Behauptung stützt sich auf den Fund in den 80er Jahren von mit Kugelschreiber beschriebenen Notizblättern in den Papieren von Anne Frank. Niederländischen Medien zufolge handelt es sich dabei in Wirklichkeit aber um Notizen einer Gutachterin, die diese in den 60er Jahren versehentlich in den Papieren gelassen hatte.
Das Museum bezeichnete Video und Laser-Botschaft als „rassistisch und antisemitisch“. Diese „greifen die Authentizität des Tagebuchs an und verbreiten Hass“.
Ministerpräsident Mark Rutte erklärte: „Für Antisemitismus ist in unserem Land kein Platz. Wir können und dürfen dies nie akzeptieren.“
Die Anne-Frank-Stiftung bezeichnete die Projektionen als Leugnung des Holocausts, der Ermordung von mehreren Millionen Juden durch Nazis und ihre Helfer. Auf dem Text war nach Angaben der Stiftung schon der Vorname falsch geschrieben: Ann statt Anne.
Anne Frank - geboren in Frankfurt am Main - lebte nach der Flucht aus Deutschland mit ihrer und einer weiteren Familie in dem Hinterhaus an der Prinsengracht im Versteck. Dort schrieb sie ein Tagebuch.
Die Familien wurden jedoch verraten und deportiert. Anne starb im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch wurde erst nach Kriegsende veröffentlicht. Ihr Name wurde dadurch weltbekannt. Das Haus wird jedes Jahr von mehr als einer Millionen Menschen besucht.
In jüngster Zeit gab es in den Niederlanden mehrfach ähnliche Aktionen, bei denen rechtsextreme Botschaften auf bekannte öffentliche Gebäude projiziert wurden. Zuächst gab es keine konkreten Hinweise auf die Täter. (dpa)
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