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War minderwertiges Material schuld?: Ermittlungen nach Hochhaus-Einsturz in Bangkok – viele Arbeiter weiter vermisst
Die thailändische Regierung ermittelt gegen die chinesischen Auftragnehmer des 30-stöckigen Rohbau in Bangkok. Warum stürzte er als einziges Hochhaus beim schweren Erdbeben ein?
Stand:
Nach dem Einsturz eines Hochhaus-Rohbaus bei dem schweren Erdbeben am vergangenen Freitag ermitteln die Behörden in Bangkok gegen den chinesischen Auftragnehmer. „Alle betroffenen Behörden wurden angewiesen, genauer zu untersuchen, wie viele weitere Projekte das Konsortium derzeit durchführt“, sagte Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra.
Bislang wurden unter den Trümmern des 30-stöckigen Baus, der wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzte, mehr als zwölf Leichen gefunden. Dutzende Arbeiter werden noch unter dem riesigen Berg aus Beton vermisst. Die Suche dauert an, auch wenn die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, immer mehr schwindet.
Minderwertige Stahlstangen genutzt?
Unter anderem würden Vorwürfe untersucht, dass die beim Bau des Gebäudes für die die State Audit Office (staatliche Finanzkontrolle) verwendeten Stahlstangen minderwertig waren, sagte die Regierungschefin weiter. Das Konsortium sei derzeit auch an Projekten zum Bau eines Gebäudes des Amtes für nationale Wasserressourcen und einiger Abschnitte eines Hochgeschwindigkeitsbahnprojekts beteiligt, berichtete die Zeitung „Bangkok Post“.
Seltsam sei, dass bei dem Beben, dessen Epizentrum mit einer Stärke von 7,7 in Myanmar lag, keine anderen Hochhäuser in Bangkok eingestürzt seien.
Bereits vor dem Unglück soll es Berichte über Unregelmäßigkeiten beim Bau des 55 Millionen Euro teuren Projekts gegeben haben, berichtete die Zeitung „South China Morning Post“. Bilder von solchen umstrittenen Projekten, bei denen mit minderwertigen Materialien gearbeitet werde, gingen derzeit im Internet als sogenannte „Tofu-Gebäude“ viral, hieß es.
Derweil teilten die Behörden in Bangkok mit, dass nach genauer Untersuchung von Schäden an rund 3300 Gebäuden in Bangkok mehr als 30 für unbewohnbar erklärt worden seien.
Totenzahl in Myanmar steigt weiter
Im Erdbebengebiet in Myanmar stieg die Zahl der Todesopfer fünf Tage nach der Katastrophe weiter. Nach Angaben der regierenden Militärjunta wurden mittlerweile 2886 Leichen gefunden. Mehr als 4600 Menschen wurden demnach verletzt, rund 370 werden noch vermisst. Junta-Chef Min Aung Hlaing hatte bereits am Dienstag erklärt, dass es für die Verschütteten aber kaum noch Hoffnung gebe.
Doch es gibt auch Ausnahmen: Fünf Tage nach den Erdstößen wurde der Militärjunta zufolge ein 26-Jähriger lebend in den Trümmern eines Hotels gefunden. An seiner Rettung sollen türkische Einsatzkräfte beteiligt gewesen sein. Am Dienstag war eine ältere Frau nach mehr als 90 Stunden lebend in den Trümmern eines Gebäudes gefunden worden.
Hilfsorganisationen zufolge könnte die Zahl der Vermissten noch viel höher sein, als die offiziellen Statistiken vermuten lassen. Wegen des anhaltenden Konflikts, Kommunikationsausfällen und Zugangsbeschränkungen sei es aber noch immer schwierig, das volle Ausmaß der Schäden und des medizinischen Bedarfs zu ermitteln, teilte die Organisation Ärzte ohne Grenzen mit. Zudem sei bislang noch wenig über die Situation in weiter entlegenen Gebieten bekannt.
„Mit jeder Stunde wird das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlicher. Dieses Erdbeben trifft ein Land, das sich ohnehin schon in einer schweren humanitären Krise befindet“, sagte Arif Noor, Länderdirektor der Organisation Care Myanmar. Die Lage sei dramatisch. Die Internationale Gemeinschaft müsse den Menschen im früheren Birma jetzt beistehen. (dpa)
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