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"Sojus"-Tickets: Weltraumtouristen stehen Schlange

Russlands Geschäft mit dem Weltraumtourismus boomt. Bis Ende 2008 sind schon alle Plätze in den "Sojus"-Kapseln zur Internationalen Raumstation ISS ausgebucht, obwohl sie die "Kleinigkeit" von 20 Millionen Dollar kosten.

Berlin/Moskau - Zahlreiche Bewerber aus aller Welt, die nicht zum Zuge kamen, mussten auf das Jahr 2009 und darüber hinaus vertröstet werden. Denn die Russen können derzeit nur zwei Plätze pro Jahr anbieten. Die meisten Chancen, sich bereits im April 2007 seinen Kindheitstraum zu erfüllen, hat der US-Software-Spezialist Charles Simonyi. Der 58-jährige gebürtige Ungar bereitet sich derzeit im "Sternenstädtchen" bei Moskau auf seine Mission vor. Simonyi hatte ab 1981 bei Microsoft maßgeblich an der Entwicklung der Computerprogramme Word und Excel mitgewirkt. 2001 gründete er ein eigenes Unternehmen - die International Software Corp. Das Vermögen des promovierten Informatikers wird vom Business-Magazin "Forbes" auf rund 820 Millionen Euro geschätzt.

Er habe schon immer vom "Wunder eines Raumfluges" geträumt, sagte Simonyi einmal. Die Weltraumforschung habe ihn stets inspiriert. "Ich betrachte meinen künftigen Flug als kleinen Teil eines bedeutenden Trends, den Weltraum mehr Menschen zugänglich zu machen - und nicht nur den Experten."

Im Oktober 2007 könnte ein Malaysier zur ISS fliegen. Vier Kandidaten, darunter eine Frau, stehen dafür zur Auswahl. Wer schließlich den Zuschlag bekommt, wird sich am Ende des harten Trainings zeigen. Der April-Flug 2008 ist vorerst für einen südkoreanischen Weltraumtouristen vorgesehen.

Zweiter Flug für Anousheh Ansari?

Im Oktober 2008 könnte noch einmal die Stunde für Anousheh Ansari schlagen. Die US-Amerikanerin iranischer Abstammung, die derzeit als erste Weltraumtouristin an Bord der ISS ist, war eigentlich für April 2007 geplant. Doch da der japanische Geschäftsmann Daisuke Enomoto aus gesundheitlichen Gründen seine Sternenreise nicht antreten konnte, sprang Ansari kurzerhand ein. Ihre alte Buchung steht also noch. Nach einer entsprechenden Erholungspause könnte die 40-jährige Multimillionärin also durchaus ihre Option wahrnehmen und ein zweites Mal starten.

Die Russen, die die Einnahmen aus den touristischen Raumflügen fest eingeplant haben, bedauern, dass sie derzeit nur diese beiden Plätze pro Jahr vermarkten können. Denn zwei der drei "Sojus"-Sitze werden für den Kommandanten und den Bordingenieur gebraucht. Das könnte sich aber bald ändern. Denn eine digitale Variante des Oldtimers, der schon 40 Jahre treue Dienste leistet, kommt künftig ohne Bordingenieur aus.

Raumschiff für sechs Personen geplant

Zudem ist mit "Clipper" ein neues, sechssitziges Raumschiff in Vorbereitung. Es kann Mitte des nächsten Jahrzehnts vier Touristen nicht nur zur ISS, sondern auch zum Mond bringen - ohne Landung freilich. Die Umrundung des Erdtrabanten soll dann allerdings astronomische 100 Millionen Dollar kosten.

Doch bis es soweit ist, denken die russischen Planer auch daran, vielleicht das touristische ISS-Programm noch attraktiver zu machen. Das könnte beispielsweise durch das Angebot von "Weltraumspaziergängen" geschehen. Die kosten natürlich extra. Vor allem aber erfordern sie ganz andere physische Voraussetzungen und ein spezielles Training. Experten zeigen sich denn eher skeptisch, ob die Zeit dafür schon reif ist. (Gerhard Kowalski, ddp)

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