Panorama: Wie es euch gefällt
Bryce Dallas Howard gilt als kommender Star in Hollywood – nach Lars von Triers „Manderlay“ wird sie mit Angeboten überhäuft
Mit ihren leuchtend roten Haaren und ihrer hellen Haut sah Bryce Dallas Howard einfach toll aus an der Croisette. Im sündhaft teuren Kleid lief sie da im Mai beim Filmfestival in Cannes über den roten Teppich, blinzelte im Blitzlichtgewitter und wirkte in ihrer Frische und Natürlichkeit noch viel jünger als ihre 24 Jahre, fast etwas zerbrechlich, wenn man sie aus der Nähe betrachtete. Eine ganz einzigartige Magie umgibt diese Frau, die nach ihrer Hauptrolle in dem jüngsten Film von Lars von Trier zu einer großen Karriere ansetzt. Sie kann sich vor neuen Angeboten kaum retten. In Hollywood gilt sie als der kommende große Star der nächsten Jahre.
So zerbrechlich, wie sie scheint, kann Howard allerdings gar nicht sein; dafür genügt es schon zu wissen, dass sie in Lars von Trier den berüchtigtsten unter allen Regisseurssadisten gefunden hatte. Keine Geringere als Nicole Kidman hatte den Part zurückgegeben, weil sie nach „Dogville“ keine Lust mehr hatte auf die Quälereien des Dänen.
Wir wissen nicht, ob Bryce Dallas Howard noch einmal mit Lars von Trier arbeiten wird, in dessen letztem Film „Manderlay“ sie seit dieser Woche im Kino zu sehen ist. Hollywood reißt sich um sie. Um sie zu entdecken, genügte es schon, sie in ihrer allerersten Filmrolle zu sehen. Da spielte sie die Hauptrolle in dem märchenhaften Horrorfilm „The Village“ von „Sixth Sense“-Regisseur M. Night Shyamalan. Sie war ein blindes Mädchen, das ihr Leben riskiert, um ihren Geliebten zu retten. Jeder, der das sah, spürte sofort, dass da auf der Leinwand etwas ganz Besonderes passierte, dass man dem Debüt einer ganz Großen zuschaute.
Die Geschichte, wie Howard zu dieser Rolle gekommen ist, klingt selbst wie ein Hollywood-Märchen. Durch Zufall besuchte Shyamalan ein Broadway-Stück, in dem sie mitspielte. Er hatte noch nie etwas von ihr gehört. Gleich nach der Aufführung vereinbarte er einen Termin und gab ihr dort schon nach einer Viertelstunde die Rolle, ohne sie auch nur einmal vorsprechen zu lassen – so magisch war ihre Wirkung. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen“, erzählt Howard im Rückblick, „ich dachte, der spinnt.“
Auch diese Dreharbeiten sollen kein Zuckerschlecken gewesen sein. Zur Vorbereitung steckte Shyamalan seine Darsteller – neben Howard immerhin die Weltstars Sigourney Weaver und William Hurt – in ein „Bootcamp“. Dort mussten sie ihre Handys abgeben und drei Wochen lang im Gemeinschaftszelt im Wald übernachten, Hasen jagen und die dann am selbst gemachten Feuer braten – um ein Gefühl für das Leben im Jahr 1897 zu entwickeln.
Nun also „Manderlay“: „Ich weiß gar nicht, was alle haben“, erzählt sie im Gespräch. „Diese Rolle zu spielen, war in mancher Hinsicht das Leichteste der Welt. Denn Lars arbeitet fast wie am Theater. Man kann eine Stunde am Stück spielen und kommt wirklich rein in die Rolle.“ Und: „Es ist das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe.“
Ihr Vater ist Ron Howard, der für Filme wie „Apollo 13“ und „A beautiful mind“ gleich mehrere Oscars gewann. „Meine Eltern sind Hippies“, erklärt sie ihren ungewöhnlichen Namen: „Sie nannten mich nach der Stadt in der ich gezeugt wurde, und nach dem Bryce-Canyon, weil der stark und schön ist, und sehr rot.“
In „Wie es euch gefällt“ sah sie Shyamalan. und genau diese Rolle spielt sie jetzt auch in ihrem nächsten Film. In Kenneth Branaghs Verfilmung des Shakespeare-Stücks ist sie wieder die Rosalind – und das ist nur das erste von gleich drei neuen Filmprojekten, in denen sie die Hauptrolle spielt: In „Lady in the Lake“ dreht sie wieder mit Shyamalan. Und dann soll sie die Mary Stuart spielen, in einer neuen Kinoversion des klassischen Stoffes.
Rüdiger Suchsland