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Legt sich für einen Dönerladen in Essingen ins Zeug: Lucas Fuchs sammelt erfolgreich Unterschriften.

© dpa/Jason Tschepljakow

Döner-freie Stadt in Baden-Württemberg: Posse um Schnellimbiss – Schüler sammelt Unterschriften

Mit einer Unterschriftenaktion kämpfen junge Essinger für den ersten Dönerladen in ihrer Kleinstadt. Zuvor ließ die Gemeinde sämtliche Bewerber für eine Imbissbude abblitzen.

Stand:

Der Videoreporterin der „Schwäbischen Zeitung“ erzählen die drei Essinger Jugendlichen, warum es in ihrer Gemeinde dringend einen Dönerladen brauche.

„Döner vereinigt Leute“, sagt einer von ihnen. Seine zwei Kollegen nicken zustimmend. Er fügt hinzu: „Ich war schon oft in Aalen Döner essen, da hab ich gute Kollegen kennengelernt“.

Aalen ist die nächstgrößere Stadt, zwar nur wenige Kilometer von Essingen entfernt, aber mit dem Bus dauert die Fahrt laut Google Maps gute 30 Minuten. Bei akutem Hunger auf Döner Kebab eine halbe Weltreise.

Essingen, etwa 80 Kilometer östlich von Stuttgart gelegen, hat keinen eigenen Dönerimbiss. Die „Bild“-Zeitung wagt gar die These, dass die Kleinstadt mit ihren 6500 Einwohnerinnen und Einwohnern die „erste Döner-freie Stadt“ Deutschlands bleiben könnte.

Ich habe heute 15 Radiointerviews gegeben. Es ist gigantisch.

Wolfgang Hofer, Bürgermeister Essingen

Gegenwärtig bekommt die beschauliche Kleinstadt mediale Aufmerksamkeit, wie kaum jemals zuvor. Der „verrückte Streit ums Essen“ („Bild“) hat es auch in seriöse Blätter wie „FAZ“ oder „Zeit“ geschafft.

Essingens CDU-Bürgermeister Wolfgang Hofer klagte Ende der letzten Woche am Rande der Einwohnerversammlung der „Schwäbischen Zeitung“: „Ich habe heute 15 Radiointerviews gegeben. Es ist gigantisch“.

Bürgermeister Wolfgang Hofer: „Es ist gigantisch“.

© dpa/Jason Tschepljakow

Den Wirbel ausgelöst hat die Essinger Jugend, die sich mit einer Petition dagegen wehrt, dass ihre Stadt Dönerladen-frei bleiben soll.

Anwohner haben die Pläne eines türkischen Gastronomen nämlich durchkreuzt, der Anfang des Jahres bei der Gemeinde beantragt hatte, ein leerstehendes Gebäude zu einem Döner-Imbiss umzubauen. Essingerinnen und Essinger meldeten gegen das Projekt Bedenken an. So ein Dönerladen verursache Lärm, Gerüche und Abfall, hieß es. Der Gemeinderat lehnte den Antrag für die Imbissbude schließlich ab.

Initiator der Online-Petition ist der Essinger Schüler Lucas Fuchs. Der „Schwäbischen Zeitung“ gegenüber schwärmt er über seine Heimatgemeinde. Dann sinniert er: „So ein Dönerladen wäre einfach eine Schippe obendrauf.“ Immerhin, fügt er hinzu, sei ja allgemein bekannt: „Döner macht schöner.“

Bis Dienstagvormittag haben schon 900 Menschen die Petition unterzeichnet, das Ziel von 1000 Unterschriften dürften Fuchs und seine Mitstreiter erreichen. Notabene weiß er einen prominenten Essinger an seiner Seite. Bürgermeister Wolfgang Hofer findet die Idee für einen Dönerladen in seiner Gemeinde nämlich gut.

Die Gemeinde suche nun nach einem neuen Standort für die Imbiss-Bude. „Wir sind grundsätzlich aufgeschlossen“, sagt der 61-jährige CDU-Politiker der „Schwäbischen Zeitung“. Und fügte hinzu: „Ich mag auch gerne Döner“.

Sollte Essingen den neuen Standort für den Dönerladen dereinst gefunden haben, dürfte es nicht schwer sein, einen Betreiber zu finden. Hofers Anagaben zufolge sollen sich „Dönerbuden-Betreiber aus ganz Süddeutschland“ („Bild“) gemeldet haben, die Interesse haben, den ersten Essinger Dönerladen zu eröffnen.

Dann wird Essingen auch nicht die zweifelhafte Ehre zuteil, tatsächlich Deutschlands erste Döner-freie Stadt zu sein.

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