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Blick auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt nach dem Anschlag.

© dpa/Heiko Rebsch

Wirre Behauptungen und melancholische Gedichte: Magdeburg-Attentäter wendet sich an Redaktionen

Kürzlich hat der Attentäter von Magdeburg mehrere Opfer des Anschlags per Brief kontaktiert. Nun hat er offenbar mehrere Schreiben an Redaktionen verfasst.

Stand:

Taleb A., der Attentäter vom Weihnachtsmarkt in Magdeburg, hat mehrere Medienvertreter schriftlich kontaktiert. Wie der „Spiegel“ berichtet, sei Anfang August ein zehnseitiger Brief bei der Redaktion des Magazins eingegangen. 

Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg bestätigte dem Magazin, dass der Brief grundsätzlich echt sei und dass auch andere Redaktionen von ihm kontaktiert worden seien. A. hatte zuvor bereits Opfer und Ermittler auf diesem Weg angeschrieben.

In seinem handschriftlichen Schreiben, so der „Spiegel“, äußere der 50-Jährige in deutscher und englischer Sprache wirre und zusammenhangslose Behauptungen. Es sei die Rede von einem Netzwerk ehemaliger Muslime, der deutschen Politik sowie den laufenden Ermittlungen gegen ihn. 

Fünf Seiten seien zudem in arabischer Sprache verfasst. Nach seinen eigenen Angaben handele es sich um selbst verfasste, melancholische Gedichte. A. betonte gegenüber dem „Spiegel“, dass alle Texte „zur Veröffentlichung“ bestimmt seien. Ähnliche Beschuldigungen und Verschwörungstheorien hatte er bereits vor seiner Tat bei X verbreitet.

Sechs Menschen kamen beim Anschlag von Magdeburg ums Leben

Im Dezember 2024 war der aus Saudi-Arabien stammende Mann mit einem schwarzen BMW in den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Sechs Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, etwa 300 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. 

A. war den deutschen Behörden seit 2013 durch Drohungen und wirre Schreiben bekannt. Darin stellte er sich unter anderem als Aktivist dar, der Frauen helfen wolle, aus ihrem Heimatland zu fliehen.

Da er auch Briefe an Opfer des Anschlags geschrieben hatte, hatte dies eine Debatte über deren Schutz ausgelöst. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg (Sachsen-Anhalt) bestätigte damals, dass A. fünf Geschädigte angeschrieben habe. Da sich der Attentäter noch in Untersuchungshaft befinde, hätten die Anschreiben nicht zurückgehalten werden können, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. 

Die „Magdeburger Volksstimme“ hatte zuvor aus einem der Briefe zitiert. Taleb A. habe das Opfer darin unter anderem um Verzeihung gebeten, gleichzeitig aber auch Äußerungen und Anschuldigungen rund um saudische Asylbewerber gemacht, denen angeblich der Tod drohe. Ähnlich hatte sich der Attentäter bereits vor seiner Tat in den sozialen Netzwerken geäußert. 

Mehrere Politiker aus Sachsen-Anhalt reagierten empört über die Zustellung der Briefe. Die Generalstaatsanwaltschaft sei in der Pflicht, nicht nur die Ermittlung voranzutreiben, sondern auch den Schutz der Opfer zu berücksichtigen, sagte der justizpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Guido Kosmehl. „Damit ist es auch ihre Aufgabe, alles zu unternehmen, um die Opfer zu schützen und Retraumatisierungen zu verhindern.“ (mit dpa)

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