Lie Ning und der Berliner CSD: „Es wurden grenzwertige, sexualisierende Kommentare über mich gemacht“

Meine schönsten Pride-Erlebnisse hatte ich auf der trans Pride. Immer. Hier wird intersektional für die Rechte von inter, agender, non-binären und trans Personen demonstriert. Es ist politisch und die Gesellschaft fühlt sich gut an.

Über den großen Berliner CSD kann ich das nicht behaupten. Meine schlimmste Erfahrung war hier im Jahr 2022: Ich wurde von einem Unternehmen, das in der Musikindustrie verwurzelt ist, gebeten, für den Pride-Month Diversitätsprogramme, mit dem Fokus auf Intersektionalität, zu organisieren. Das hatte ich zuvor schon öfter gemacht und ich hatte total Lust darauf.

Mein Plan war, festgefahrene Strukturen anzugehen und weitere Personen und Expert:innen vorzustellen. Am Ende wurde das ganze auf einen repräsentativen Panel-Talk und ein paar Social Media Posts zusammengestrichen.

Am Tag des CSDs, bin ich dann zu dem Wagen des Unternehmens gekommen – in meiner Funktion als eine für das Unternehmen arbeitende Person. Ich hatte in den Wochen davor schon die zahlreichen Mitarbeiter:innen des Unternehmens kennenlernen dürfen – und sie mich. Sie wussten also, dass ich an diesem Tag als „Content Creator“ kommen würde.

Ich wurde dann, ungelogen, von mindestens zehn Personen, die für dieses Unternehmen arbeiten, sehr direkt gefragt, ob ich Sex mit ihnen haben möchte. Es wurden grenzwertige, sexualisierende Kommentare mir gegenüber geäußert, ich wurde gebeten, mit auf die Toilette zu gehen und Oralverkehr zu performen et cetera.

Das war eine sehr beschissene Erfahrung, die mich aber nicht überrascht hat. Sie ist außerdem ein Grund, warum ich solchen Kooperationen skeptisch gegenüberstehe.