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In Taucha fand am Wochenende erstmals ein Christopher Street Day unter dem Motto “Lieb doch, wen Du willst” statt.

© Marco Böhme

Queeres Straßenfest abgebrochen: Neonazis bedrohen Christopher Street Day in Sachsen

Erstmalig fand im sächsischen Taucha eine Pride-Parade statt. Homofeindliche Rechtsextreme sorgten für eine verfrühte Abreise unter Polizeischutz.

Der Versuch, queere Sichtbarkeit in die sächsische Provinz zu tragen, musste am Sonntag in Taucha, nordöstlich von Leipzig, frühzeitig beendet werden.

In der 14.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Nordsachsen fand am Wochenende erstmals ein Christopher Street Day unter dem Motto „Lieb doch, wen Du willst“ statt. Organisiert wurden der Umzug und das anschließende Straßenfest von der Linksjugend Sachsen, die in den nächsten Wochen in anderen Städten des Freistaats wie Riesa und Görlitz weitere Pride-Paraden geplant hat. „Es ist wichtig, auch im ländlichen Raum Präsenz zu zeigen und für queere Sichtbarkeit zu sorgen“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im sächsischen Landtag Marco Böhme, einer der Organisator:innen des Projekts.

Dass eben diese queere Sichtbarkeit selbst in Taucha, nur 20 Bahn-Minuten von Leipzig entfernt, nach wie vor keine Selbstverständlichkeit darstellt, zeigt der vorzeitige Abbruch des ersten Tauchaer CSD am Sonntag. Nachdem zunächst etwa 60 Menschen friedlich vom Bahnhof zum Marktplatz der Kleinstadt gezogen waren, begann dort ein queeres Straßenfest, dass immer wieder Ziel von rechten Störern wurde.

Nach Angaben von Linken-Politiker Böhme habe eine Gruppe von etwa zehn erkennbaren Neonazis Teilnehmende des Christopher Street Days wiederholt homophob beleidigt und angepöbelt. Auf Fotos der Situation ist unter anderem ein Mann zu erkennen, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Auch ohne Sonne braun“ trägt. Gleichzeitig ist das bei Neonazis beliebte Symbol der „schwarzen Sonne“ auf dem Kleidungsstück des Mannes abgebildet.

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Weiter berichtet Böhme dem Tagesspiegel von mehreren „Neonazi-Kleingruppen“, die sich durch das Stadtzentrum von Taucha bewegten und abreisende Demonstrierende der Pride-Parade beschimpfen. Auch auf dem Markplatz seien im Laufe der Zeit immer mehr Rechtsextreme erschienen, die offenbar erst dazu gerufen wurden.

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Aus Sicherheitsgründen entschieden sich die Organisator:innen der Veranstaltung schließlich für den vorzeitigen Abbruch gegen 16 Uhr. Ursprünglich war das Fest auf dem Marktplatz bis 21 Uhr angemeldet gewesen. Die Polizei war zunächst nur mit einer einstelligen Anzahl von Beamt:innen vor Ort, alarmierte aber nach dem Auftauchen der Neonazis Bereitschaftskräfte aus Leipzig nach, die die Teilnehmenden der CSD-Demo schließlich geschlossen zum Bahnhof begleiteten.

Auf dem Weg dorthin hätten einzelne erkennbar Rechtsextreme den Zug weiter bedroht und beleidigt, erzählt Böhme. Laut dem Onlineportal „Taucha kompakt“ bestätigte eine Polizeisprecherin „verbale Auseinandersetzungen“. Gleichzeitig seien jedoch keine Straftaten beobachtet worden.

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