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Die Regenbogenfahne auf dem Gipfel des "Elbrus".

© promo

Sieben Berge für queere Sichtbarkeit: Eine Regenbogenfahne auf jedem höchsten Gipfel hissen

Auf den jeweils höchsten Bergen aller Kontinente die Regenbogenfahne hissen: Das ist das Ziel von Dastan Kasmamytov. Hier erklärt er, wie er das schaffen will.

Der Wahlberliner Dastan Kasmamytov will auf den jeweils höchsten Bergen der sieben Kontinente die Regenbogenfahne hissen. Mit "Pink Summits" rückt der LGBTI-Aktivist die Kämpfe der queeren Community in seiner zentralasiatischen Heimat in den Fokus.

Worum geht es im “Pink Summits”-Projekt?
Die Idee kam mir, als ich vor drei Jahren mit dem Fahrrad von Bishkek nach Berlin gefahren bin, um der negativen Berichterstattung über LGBTI in Kirgistan und den umliegenden Ländern entgegenzuwirken. Seitdem habe ich drei der höchsten Gipfel der Welt bestiegen, den Kilimanjaro in Tansania, den Kosciuszko in Australien und den Elbrus in Russland. Unmittelbar an der Grenze zu Tschetschenien, wo LGBTI systematisch verfolgt und gefoltert werden, die Regenbogenfahne zu hissen, war eine ungemein berührende Erfahrung. Inzwischen bestreiten wir das Projekt nun zu fünft – und wir suchen weitere Mitstreiter*innen! Im Dezember 2020 besteigen wir den Aconcagua in Argentinien, den höchsten Berg Südamerikas. Wir planen jedes Jahr einen weiteren Berg zu erklimmen, sodass wir hoffentlich im Jahr 2024 alle "Seven Summits" gemeistert haben werden.

Welcher Aufstieg war bisher am herausgefordernsten?
Und wie sieht das Hissen der Flagge am Ende aus? Für mich persönlich war der Kilimanjaro am anstrengendsten, weil ich während des Aufstiegs krank wurde! In technischer Hinsicht ist aber eigentlich der Elbrus der schwierigste Berg gewesen. Die Fahnen hissen wir symbolisch, indem wir sie hochhalten. Da es eine alpine Landschaft ist, darf man nämlich dort nichts hinterlassen.

[Der Text ist eine Leseprobe aus dem monatlichen Queerspiegel-Newsletter des Tagesspiegel - hier geht es zur Anmeldung.]

Was hat das Queersein mit dem Bergsteigen zu tun?
Grundsätzlich geht es beim alpinen Bergsteigen und beim Klettern darum, an die eigenen Grenzen zu stoßen und an einer extremen körperlichen Erfahrung zu wachsen. Mich persönlich haben die Berge in einer Zeit, in der ich durch die Homophobie und Gewalt gegen mich und andere vom Burn-out bedroht war, psychisch und physisch gerettet.

Und hier ist das "Pink Summits"-Team auf dem Kilimanjaro.
Und hier ist das "Pink Summits"-Team auf dem Kilimanjaro.

© promo

Mit welchen Formen von Hass und Diskriminierung sehen Sie sich konfrontiert?
Mich erreichen auf meinen Social-Media-Kanälen oder als Reaktion auf die Berichte in zentralasiatischen Medien Nachrichten wie: “Hoffentlich stirbst du auf dem Gipfel”. Diesen Hass kenne ich seit langem: Ich war der erste schwule Mann, der sich in Kirgistan in der Öffentlichkeit geoutet hat und seitdem eine öffentliche Figur. Queere Menschen erleben in meiner Heimat viel Gewalt. Viele Menschen wissen nichts über sexuelle Vielfalt, Übergriffe an LGBTI sind an der Tagesordnung. Am schlimmsten ist die Situation für Lesben und trans Frauen. Im besten Fall kann “Pink Summits” für mehr Sichtbarkeit der LGBTI-Community in Zentralasien führen und sogar Menschen zum öffentlichen Coming-out ermutigen.

Wie schafft man es, mit diesem Hass umzugehen?
Ich dokumentiere all die Hassbotschaften, die mich auf den Sozialen Medien oder den Kommentarspalten von Onlinemedien erreichen, und zwar auf Englisch und auf Russisch. Und ich arbeite an einem Projekt, bei dem Menschen für jede Hassnachricht einen Betrag an LGBTI-Projekte in Zentralasien spenden. Deswegen bedanke ich mich bei den homofeindlichen Absender*innen mit der Nachricht: “Danke für deinen Beitrag für LGBTI-Rechte." Auch, dass ich seit drei Jahren in Berlin lebe und von dem riesigen hiesigen Angebot für LGBTI profitiere, hilft mir dabei, mich mit umso mehr Energie für die Community in meiner Heimat einzusetzen. 

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