zum Hauptinhalt
Der Sonntags-Club in Prenzlauer Berg wurde 1973 gegründet.

© Lena Wöhler

Sonntags-Club in Prenzlauer Berg von Kürzung bedroht: Berliner Senatsverwaltung will Projekt für queere Frauen streichen

Laut den Plänen der Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales soll eine Stelle bei der queeren Institution im Berliner Norden wegfallen. Dort gibt man sich kämpferisch.

Stand:

Die Hiobsbotschaft erreichte den Sonntags-Club kurz vor dem Berliner Pride-Wochenende. Geschäftsführerin Nicole Otte erfuhr am Telefon, dass die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung die Förderung eines Projekts streichen will, mit dem der Verein bisexuelle und lesbische Frauen unterstützt.

Das habe sie extrem überrascht, weil am Vortag in einem Videocall mit der Senatsverwaltung noch davon die Rede gewesen sei, „dass man sich nicht sorgen müsse, weil von der nächsten Kürzungsrunde vor allem große Träger betroffen sein würden“, sagt Otte am Telefon. Über Nacht hatte sich daran offenbar etwas geändert.

So soll nun eine jährliche Fördersumme von rund 55.000 Euro wegfallen, mit der hauptsächlich die Stelle einer Mitarbeiterin bezahlt wird, die die FLINTA-Aktivitäten des Sonntags-Clubs koordiniert. Dazu gehört etwa der FrauenLesben-Freitag, an dem sich queere Frauen und nicht-binäre Lesben in dem Ladenlokal in Prenzlauer Berg treffen. Stets ein gut besuchter Tag für die queere Institution, vor allem, wenn die After-Work-Party auf dem Programm stehe. Dann kämen sogar bis zu hundert Menschen, so Otte.

Insgesamt stelle die Kollegin im Jahr 130 Veranstaltungen auf die Beine, außerdem betreue sie neun ehrenamtliche Selbsthilfegruppen. Ihr Engagement habe dem Sonntags-Club viele neue Mitglieder gebracht und ihn auch für trans Frauen zu einem Anlaufpunkt gemacht.

Verschwinde diese Stelle zum Ende des Jahres, rechnet Otte mit einer Kettenreaktion, die sich auf den gesamten Sonntags-Club auswirkt. So müsste das Café mit Einnahmeeinbußen von 15.000 bis 17.000 Euro rechnen, bei den Spenden und Mitgliedsbeiträgen geht sie von etwa 4000 Euro Mindereinnahmen aus. „Es ist existenziell bedrohlich für uns“, sagt die Geschäftsführerin.

Sie verweist darauf, dass der 1973 in Ost-Berlin gegründete Sonntags-Club im Berliner Norden der einzige Raum für queere Frauen sei, in dem überdies alle Altersgruppen zusammenkämen.

Hinnehmen will das Team die Kürzungspläne nicht: „Wir werden jetzt sehr laut sein, denn so ein kleiner Betrag, für so ein großes Haushaltsloch, ist doch total gaga“, sagt Otte. Unter anderem wolle man im September vor dem Abgeordnetenhaus demonstrieren, denn dort wird letztlich über die Pläne der Senatsverwaltungen entschieden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })