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Spielfilm über ein Lesbenpaar in Paris: Wenn du „15 Liebesbeweise“ brauchst, um Mutter sein zu dürfen
Alice Douard erzählt in ihrem einfühlsamen Debütspielfilm vom komplizierten Adoptionsprozess, den ein Frauenpaar in Frankreich durchmacht. Das erinnert auch an die fortbestehende Diskrimierung queerer Familien hierzulande.
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Ein Sprechchor hallt durch die französische Nationalversammlung: „Gleichheit, Gleichheit!“, rufen die Abgeordneten, nachdem sie im April 2013 die Ehe für alle beschlossen haben. Der Jubel liegt unter dem Vorspann von Alice Douards erstem Spielfilm, der eindringlich zeigt, dass queere und heterosexuelle Familien zunächst keineswegs gleichgestellt waren. Basierend auf eigenen Erfahrungen erzählt die Regisseurin, die auch das Drehbuch schrieb, von der Tontechnikerin Céline und ihrer im Frühling 2014 hochschwangeren Frau Nadia.
Damit auch Céline rechtlich als Mutter anerkannt wird, muss sie das Baby adoptieren. Dafür braucht sie unter anderem 15 Briefe aus dem Freundes- und Familienkreis, die ihre Mutterliebe beweisen. Also klappert das Paar mögliche Bürginnen und Bürgen ab, wobei nebenbei deutlich wird, wie wenig diese über die Lebensrealität queerer Menschen wissen.
Als Céline und Nadia bei einem Heteropaar mit zwei Kindern zu Besuch sind, herrscht Erstaunen, dass trotz der geöffneten Ehe eine Adoption nötig und in Frankreich keine In-Vitro-Befruchtung möglich ist. Der Mann bietet nachträglich eine Samenspende an, was zu betretenem Schweigen führt.
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Als Célines guter Freund François (Julien Gaspar-Oliveri) liest, dass bei Falschaussagen in dem Zeugenbrief ein Jahr Gefängnis und 15.000 Euro Strafe drohen, stellt er fest, dass das ganze mehr als eine Formalität ist. Dennoch will er mitmachen.
„Von dir wird mehr erwartet als von anderen Müttern“, sagt François und fasst damit die Botschaft von „15 Liebesbeweise“ trefflich zusammen. Dass der Film nicht ins Pamphlethafte kippt, liegt daran, dass er mit der 1995 geborenen Ella Rumpf („Raw“, „Tiger Girl“) in der Rolle der Céline ein ungemein anziehendes Kraftzentrum hat, zu dem sich mit Noémie Lvovsky als ihrer Mutter Marguerite noch ein weiteres vibrierendes Gravitationsfeld gesellt.
Céline, die auch als DJ arbeitet, wuchs bei ihrem Vater in München auf, während die um die Welt reisende Mutter als Pianistin Karriere machte. Entsprechend distanziert ist nun ihr Verhältnis. Da Céline auch von Marguerite einen der Briefe braucht, bemüht sie sich, ihr wieder näherzukommen. Ein schmerzvoller Prozess, den Alice Douard ebenso einfühlsam und zugleich unsentimental inszeniert wie das Beziehungsleben von Céline und der etwas älteren Nadia, die als Zahnärztin arbeitet.
Die beiden sind beim Tanzen, beim Sex und den Vorbereitungen auf ihr künftiges Familienleben zu sehen. Wobei auch Zweifel oder kleine Panikanfälle Nadias nicht ausgespart werden. Das Paar befinden sich eben in einer herausfordernden Phase seines Lebens. Mit der Adoptionsabwicklung, die bis zu 18 Monate dauern kann, bürdet der Staat ihnen unnötigen zusätzlichen Stress auf.
Erstaunlich klaglos nehmen Nadia und vor allem die geradezu mit buddhistischer Stoik gesegnete Céline diese Ungerechtigkeit hin. Voll konzentriert darauf, genug Briefeschreiber*innen zu finden – nicht zu viele Lesben, rät die Anwältin –, kommen sie nie auf die Idee, dass ihr privates Problem ein politisches ist.
Tatsächlich hat die französische Politik die Lage mittlerweile verbessert: Durch eine Reform im Jahr 2021 gibt es nun die Möglichkeit, dass beide Eltern schon vor der Geburt eingetragen werden, eine Adoption ist nicht mehr nötig. In Deutschland hingegen schon. In lesbischen Ehen geborene Kinder haben zunächst nur ein Elternteil. Anders als bei Hetero-Ehen, in denen der Mann stets der Vater ist, egal ob das auch biologisch der Fall ist. Für das oft langwierige Verfahren der Stiefkindadoption beim Familiengericht sind zwar keine 15 Briefe nötig, aber unter anderem eine Stellungnahme des Jugendamts.
Da sich in der Frage politisch nichts bewegt, wird sie wohl vom Bundesverfassungsgericht geklärt werden, wo mehrere Klagen queerer Familien dazu liegen. Bis dahin lohnt ein Kinobesuch zu „15 Liebesbeweise“ .
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