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Schwul und gut so. Niek Jan van Damme ist Deutschland-Chef der Telekom und verheiratet mit Dressurreiter Jürgen van Damme.

© Doris Spiekermann-Klaas

Erstes Outing eines Dax-Vorstandes: Telekom-Manager van Damme spricht über seinen Mann

Fast unbemerkt outete sich Niek Jan van Damme in einem Interview. Damit ist er hierzulande der erste offen schwul lebende aktive Top-Manager.

Diversity, die Förderung von Vielfalt in der Belegschaft, ist in den vergangenen Jahren ein echtes Modewort geworden. Viele Unternehmen schmücken sich damit, stampfen Programme aus dem Boden, werben mit ihrer Offenheit. Auch die Deutsche Telekom. Doch dort und auch in allen anderen 29 Dax-Unternehmen zeigt sich Diversity in Form von homo- oder transsexuellen Menschen kaum in der Spitzenebene - bis jetzt.

Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, sprach der Deutschlandchef der Telekom, Niek Jan van Damme, in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", von seinem Mann. In dem Gespräch plaudert er zunächst über das Reiten und antwortet auf die Bitte des Journalisten, einige Kunststücke vorzuführen: "Die Kunststücke überlasse ich meinem Mann, der beruflich Grand Prix reitet."

Der erste aktive Dax-Manager, der über sein Leben als homosexueller Mann spricht - das wäre nun eine Nachfrage wert, aber das Interview mäandert weiter, es geht um die Parallelen zwischen Reitern und Chefs, um van Dammes zurückgenommenen Führungsstil. Dann äußert van Damme, dass er kein Botschafter für schwule Beziehungen sein wolle und macht noch einen Kommentar in Richtung Diversity-Management: Er sei ein Vorstand, der Erfolg bringt und nicht jemand, der "aus Diversity-Gründen dort ist, wo er ist". Dann geht es wieder detailreicher um den Breitbandausbau und Kritik der Konkurrenz am Vectoring-Verfahren. Bloß nicht die Pferde wild machen - das schien die Devise bei Niek Jan van Dammes Outing zu sein.

Gesprächsstoff für die Kaffeeküche

So beiläufig das Outing geschah, so bemerkenswert ist es doch. Der Völklinger Kreis (VK), ein Zusammenschluss schwuler Führungskräfte und Manager, begrüßte den Schritt. Er zeige, dass eine homosexuelle Partnerschaft etwas sei, worüber man auch in der Kaffeeküche sprechen könne. "Herr van Damme ist über ein Jahr nach Tim Cook als erster Spitzenmanager in Deutschland gefolgt", sagte der VK-Vorsitzender René Behr.

Das Outing des Apple-CEO in einem Beitrag für das Magazin "Bloomberg Business" schlug freilich größere Wellen. Später begründete er seine Entscheidung damit, dass sie anderen Menschen Mut machen könne. "Dieses soziale Verantwortungsbewusstsein steckt bei uns noch in den Kinderschuhen", kommentierte VK-Sprecher Bernd Ostermayer.

Wie bei Tim Cook war offenbar auch in van Dammes direktem Umfeld seine Homosexualität kein Geheimnis. "Wir verstecken das auch nicht." Sein Mann habe ihn öfter zu Terminen begleitet, bei denen auch Partner eingeladen waren. "Darüber zu sprechen hat nochmal eine andere Qualität", sagte Bernd Ostermayer. Der VK hofft, dass nun andere Top-Manager nachziehen - rein statistisch gesehen müsste es ja noch einige geben. Die könnten nun in van Dammes Fußstapfen treten, sagte Ostermayer. "Sobald es einen ersten gibt, wird die Hemmschwelle kleiner." Und Angst vor Medienwirbel muss offenbar niemand haben.

Der Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

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