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Hier läuft's. Die Joggingstrecke hat eine leichte Steigung. Da sind sogar Profis gefordert.

© Tui Cruises

Unterwegs auf der neuen "Mein Schiff 1": Meer macht fit

Auf der neuen „Mein Schiff 1“ ist es vom Hightech-Sportgerät zur glutenfreien Schokoladentarte nur ein Katzensprung. Die Lust zum Landgang kommt dazu.

Ein favorisiertes Drohszenario des Kreuzfahrtkapitäns alter Schule ging so: „Rechnen Sie damit, dass Sie mindestens fünf Pfund schwerer werden.“ Oder auch fünf Kilo! Mit solchen Anekdoten aus der Frühzeit der Kreuzfahrt kann man den Passagieren der neuen „Mein Schiff 1“ nur ein flüchtiges Lächeln abringen. Zwar bestünde durchaus die Möglichkeit, sich auf köstlichste Art zwei Kleidernummern größer zu mästen. Die meisten Gäste haben allerdings Besseres vor – und 1001 Möglichkeiten dazu. Schon um sieben Uhr morgens bevölkert sich die fluoreszierende, blaue Joggingstrecke auf Deck 14. Mit einer Steigung von bis zu 6,7 Prozent fordert sie sogar geübte Läufer. Um einen Marathon hinzulegen, muss man sie allerdings 96 Mal hintereinander laufen. Und um neun Uhr ist die Exklusiv-Zeit für Jogger, die jeweils zwei Stunden am Morgen und zwei am Abend währt, zu Ende. Dann stoppen die ersten Flaneure kurz vorm Frühstück zum Selfie-Shooting an der neuen, elegant geschwungenen Brücke, die Teil der Strecke ist.

Von Kiel aus hat sich die neue "Mein Schiff 1" nach Tallinn aufgemacht. In Estland ist strahlendes Wetter, ein Altstadtfest hat Besucher aus dem ganzen Land in die Hauptstadt gelockt. Fremdenführerin Tiiu erzählt, wie sich im Juni 1988 die Esten die Freiheit geradezu singend erstritten. Beim Gang durch die Stadt hört man, was sie meint. Überall tönen Chöre, Gymnastinnen führen Tänze vor. Ein würdiges Ziel für jene Passagiere, die den Shuttle-Bus verschmäht haben, um die Stadt zu Fuß zu erkunden.

Dem Körper Gutes tun

Auch Melanie Kleint wählt lieber den Fußweg. Die Managerin des Spa-&- Sport-Bereichs gehörte zu den ersten Absolventinnen des Studiengangs Gesundheitstourismus. Aufgewachsen in Fürstenwalde, wollte sie eigentlich Medizin studieren. Aber das neue Studienangebot passte ideal zu ihrem Wunsch, zur See zu fahren. Ihre erste Station war die alte „Mein Schiff 1“. Auch da gab es schon einen Schwerpunkt „Medical Wellness Spa & Beauty“. Inzwischen ist der Bereich stark gewachsen. „Das Thema ist wichtiger geworden“, hat Melanie Kleint beobachtet. „Die Menschen kommen bewusst aufs Schiff, um ihrem Körper etwas Gutes zu tun.“

Kondition erstrampeln. Und dazu gibt's den Panoramablick über die Weite des Meeres.
Kondition erstrampeln. Und dazu gibt's den Panoramablick über die Weite des Meeres.

© Tui-Cruises

Und damit ist eben nicht nur der neue Gelato-Stand mit seinen üppigen Eisbechern gemeint. Nicht nur der Wein, der inklusive ist, oder das berühmte Artisan-Brot, das so kunstvoll löchrig gebacken wird. Es sind auch die vielen Angebote für neuartige Trainingsmethoden. Ein Schiff ist ideal, um sie in Ruhe auszuprobieren: Die Wege sind kurz, und man ist schnell umgezogen. Stolz ist Melanie Kleint auf die „Arena“, eine luxuriöse Turnhalle. Hier kraxeln Teenager die Kletterwand hinauf, während Erwachsene Badminton spielen – ein unerhörter Luxus auf dem Meer, wo es eigentlich immer windig ist. Daneben hängen die neuen Gurtsysteme für das Ganzkörper-Workout.

Was so gut daran ist, dass man Fußball oder Volleyball jetzt drinnen spielen kann? Für die Brandenburgerin liegt das auf der Hand. Während sich das Schiff St. Petersburg nähert, sinken die Temperaturen empfindlich. Die Halle bietet aber nicht nur Schutz vor Kälte und Wind, bei dem früher immer wieder Bälle im Meer verschwanden. Wenn das Schiff im Winter in der Karibik unterwegs ist, wird den Passagieren bei den schweißtreibenden Spielen der Schutz vor Sonne und Hitze mindestens ebenso wichtig sein. Das gilt natürlich auch für Passiv-Sport: In der Halle können wichtige Ereignisse für ein größeres Publikum übertragen werden. Und auch das Indoorcycling ist in den Augen der erfahrenen Sport-Managerin hier besser aufgehoben.

Übers Meer fliegen

Von den Laufbändern hat man einen Panoramablick aufs Meer; auch seitwärts geht der Blick bis zum Horizont. Oder darüber hinaus. Das gilt jedenfalls, wenn man sich an neue Geräte wie den Icaros wagt. Für die ersten Fahrten hat man erfahrene Personaltrainer von anderen Schiffen zusammengetrommelt, die perfekt die Balance zwischen fordern und fördern beherrschen – und wissen, wann es reicht. Die Schweizerin Heidi schnallt die Anfängerin behutsam fest auf dem Fluggerät. Dann noch die Brille aufgesetzt und schon kann’s losgehen. Plötzlich schwebt man verblüffend lebensecht über dem Meer und spitzen Felsen, unter sich ein paar Kufen, mit denen es schwebende Ringe einzusammeln gilt. Die Steuerung des virtuellen Fliegers ist besonders gut für den Schultergürtel; auch die Bauchmuskulatur profitiert.

„Weiter nach vorn“, ruft Heidi. Wenn das nur alles nicht so echt aussähe! Irgendwie kommen die Felsen doch gefährlich nahe, und das Wasser sieht aus dieser Perspektive auch viel tiefer aus als beispielsweise aus dem Fenster der behaglich eleganten Himmel-&-Meer-Lounge. Was waren das noch für Zeiten, als man auf der alten „Mein Schiff 1“ den Teenies bei harmlosen Wii-Spielen über die Schulter schaute. Okay, dann jetzt lieber eine Runde Power Plate. Da steht man – vibrierend zwar, aber immerhin doch mit beiden Füßen – fest auf dem Schiffsboden. Heidi lächelt verständnisvoll.

Mit der „Ebbe & Flut“-Bierbar gibt es jetzt eine neue Kneipe an Bord, wo man ganz gemütlich Craft Beer trinken und dazu passende Snacks wie Backfisch verspeisen kann. Offensichtlich ein Hit, nicht nur bei Männern. Der Barber-Shop mit Angeboten für Väter und Söhne ist dennoch gleich nebenan.

Wohlfühloase für Massagen

Alles bereitet für eine Massage.
Alles bereitet für eine Massage.

© Tui Cruises

Wer seine Ernährung ernsthaft umstellen will, findet allerdings zielführendere Orte. Und auch das sind, wie Melanie Kleint weiß, nicht wenige Passagiere. Das Konzept passt zu ihrer eigenen Auffassung, dass eine gesunde, figurfreundliche Ernährung keine negativen Assoziationen braucht. Genuss muss immer dabei sein. Unter ihren Fittichen wird ein Coaching „für eine gesunde und ausgewogene Ernährung ganz ohne Verzicht“ angeboten. Wo könnte man das besser umsetzen als auf einem Schiff, wo im Buffet-Restaurant Anckelmannsplatz eben nicht nur Waffelherzen und andere süße Leckereien locken, sondern auch lange Stände mit den verschiedensten Gemüse- und Salatsorten.

Noch sicherer, weil ablenkungsfreier, ist es, gleich ins „Ganz schön gesund“- Bistro zu gehen. Als Aperitif gibt es dort ein köstliches Apfel-Ingwer-Elixier. Außerdem Smoothies wie „Green Detox“, gute Dips als Appetitanreger, Gemüse mit Minz-Couscous und Limonen-Joghurt-Sauce, in Kokosöl gebratenen Heilbutt und glutenfreie Schokoladentarte. Allerdings polarisiert das Angebot in diesem genialen Bistro etwas mehr als in der Bierbar, wo alle zufrieden vor sich hin mampfen. Nicht ausgeschlossen, dass sich die Familie auch mal aufteilt. Mit der gesunden Küche ist es wie mit dem Icaros: Entweder man liebt sie oder man sehnt sich nach Muttis Rouladen – und verschwindet im Esszimmer ganz hinten am Bug, am Diamanten, wie die aufwändig geschliffene hohe Glaswand heißt, die den Kapitän so begeistert, weil sie in seinen Augen eine ästhetische wie technische Meisterleistung ist.

Russland ohne Visum

In St. Petersburg machen viele von dem Angebot Gebrauch, einen individuellen Gruppenausflug zu buchen. So kann man das vorhandene Angebot auf einen Tag komprimieren, schafft sowohl den Peterhof mit seinen eindrucksvollen Gärten als auch den Katharinenpalast sowie einige Metro-Stationen und weitere Highlights der Stadt.

Pracht in St. Petersburg: der Katharinenpalast
Pracht in St. Petersburg: der Katharinenpalast

© imago

Mit Restaurantbesuchen muss man keine Zeit verschwenden. Die Lunchpakete vom Schiff schmecken während der Busfahrt zwischen den verschiedenen Zielen. Dass die nette und hochkompetente Führerin Elena das Programm viel zu gedrängt findet, muss einen ja nicht stören. Es gibt halt so viel zu tun auf einer Reise, bei der im Grunde genommen das Schiff das Ziel ist.

Das Gute an der Kreuzfahrt ist auch, dass man Russland im Rahmen eines fest gebuchten Ausflugs ohne teures Visum erleben kann. Eine Win-win-Situation, auch für die Russen. Denn Zeit zum Shoppen, notfalls im Kreuzfahrtterminal, bleibt selbst bei eng getakteten Programmen eigentlich immer.

Zurück auf dem Schiff herrscht Hochbetrieb im Spa. Die Panoramasauna mit Weitblick übers Meer war bereits auf dem ersten Schiff ein Hit. Hier ist nun auf Deck 12 eine Landschaft entstanden, die jedem Kurort zur Zierde gereichen würde. Man kann nach Lust und Laune von der Salz- in die Kräuterdampfsauna wechseln. Nach einer kurzen Pause im eleganten Ruheraum mit den bronzefarbenen Himmelbetten weiter in die Bio-Sauna und zum krönenden Schluss zum Aufguss in die Panoramasauna.

Abnehmen ohne Anstrengung

Schmuck im Restaurant: "Große Freiheit Diamant"
Schmuck im Restaurant: "Große Freiheit Diamant"

© Tui Cruises

An der Rezeption ist immer Betrieb. Und auch im Fitnesscenter brummt es. Dass dieser Bereich vergrößert wurde, liege schlicht an der gewachsenen Nachfrage, sagt Melanie Kleint. Trotzdem oder gerade deshalb wirkt nichts überfüllt oder gedrängt auf dieser Reise. Wer der beste Masseur ist? „Ich würde Ronnie empfehlen“, sagt die Rezeptionistin mit fester Stimme. „Der macht seine Sache wirklich gut.“ – „Okay, dann nehme ich Ronnie“, sagt die Passagierin und man ahnt schon, dass sie dort Stammkundin werden wird. Es gibt längst mehr als Sauna und Massagen. Mit dem „Bewei Body Concept“ könne man mit Hilfe eines radiofrequenzbetriebenen Geräts den Körper verschlanken und straffen, heißt es. Auch die EMS – Elektro-Muskel-Stimulation – gehöre zu den neuen Möglichkeiten, Pfunde auf vergleichsweise unanstrengende Art loszuwerden. Im Fitnessbereich gibt es auch ein SciFit-Gerät für Menschen im Rollstuhl, die man an Bord und bei Ausflügen immer mal wieder trifft.

So viel urdeutsche Gründlichkeit wissen die Leute zu schätzen. Als mitten in der Wirtschaftskrise vor zehn Jahren die Tui-Flotte gegründet wurde, war noch nicht abzusehen, dass sie ein solcher Erfolg werden würde. Die Schiffe sind inzwischen zu 99,8 Prozent ausgebucht – was auch ein Grund dafür ist, dass Alleinreisende manchmal Mühe haben, überhaupt zum Zuge zu kommen. Dass nicht noch mehr Schiffe gebaut werden, liegt vor allem an der Kapazität der Werften. Immer mehr Menschen zieht es aufs Meer. Die Tui-Flotte hat ihren Teil dazu beigetragen, das Image der Kreuzfahrten zu ändern, zu verjüngen und zu verschlanken.

Dass viele Fitnessfans sich hierhergezogen fühlen, sieht man auch am Ausflugsschalter, wenn die muskulösen Fahrrad-Guides ihre Vorbereitungen treffen. In den bereitgestellten Rucksäcken befinden sich Wasser und Müsli-Riegel. Manches Workout braucht glücklicherweise überhaupt keine Vorbereitung. Statt Betthupferl spät (oder früh) mal eben noch rasch in die Abtanz-Bar, ganz ohne Türsteher und aufwändiges Styling, das tut der Figur schon mächtig gut.

Gym statt Galadinner

Für den eher schwelgerischen Genuss zwischendurch bleibt trotzdem reichlich Raum. Ein Glas Champagner und Pralinen in der Diamant-Bar oder Eggs Benedict im Esszimmer schmecken ja mit bestem Gewissen wie höchst verdiente Schmankerln bei dem bewegungsreichen Programm.

Nur für ein Galadinner mit einem Kapitän in glamouröser Uniform kommt keine rechte Lust mehr auf. Thomas Roth, den drahtigen Captain, trifft man eher mal zufällig an der neuen Saft-Werft neben der Rezeption, wo man sich die supergesunden Vitamin-Smoothies sogar in Flaschen abfüllen lassen kann. Ob er den "Adonis" gewählt hat oder das "Exotic Date" mit Kokosjoghurt, lässt sich aus diskreter Entfernung leider nicht ausmachen. Dass er praktisch täglich im Gym trainiert - und stolz ist auf die neuen Möglichkeiten, hat er bei anderer Gelegenheit schon erzählt. Die Personal Trainer im fast 500 Quadratmeter großen Sportbereich sprechen im Zusammenhang mit ihren blitzenden neuen Geräten zwar auch gern mal augenzwinkernd von Folterwerkzeugen. Und die Chefin Melani Kleint erwähnt mit süffisantem Lächeln gern das Boot Camp, das zu den Neuerungen zählt, ein anstrengendes Intensiv-Training, bei dem der Coach auch mal etwas lauter werden darf, als es sonst auf Kreuzfahrt-Schiffen üblich ist. Aber diese Art von Sadismus Light klingt doch sehr viel gesünder und erholsamer, als die Mastkuren alter Schule. Eine neue Leichtigkeit des Seins hat die Wellen erobert.

Tipps für die neue "Mein Schiff 1"

Alles, was man braucht. Von oben sieht man auch die großzügigen Pools. So leer ist es dort natürlich nur, wenn alle Passagiere auf Landgang sind.
Alles, was man braucht. Von oben sieht man auch die großzügigen Pools. So leer ist es dort natürlich nur, wenn alle Passagiere auf Landgang sind.

© Tui Cruises

DAS SCHIFF

Die neue „Mein Schiff 1“ verfügt über 2894 Betten. Sie hat einen stattlichen 25 Meter langen Pool und einen 490 Quadratmeter großen Fitnessbereich. Fast vier Mal so groß ist der „Spa&Meer“-Bereich. Hier findet sich neben verschiedenen Saunen und sogenannten Erlebnisduschen auch ein

Eisbrunnen.

Die 438 Meter lange Joggingstrecke weist eine Steigung von bis zu 6,7 Prozent auf.

In der Sporthalle können Gäste am Indoorcycling teilnehmen, die Kletterwand erklimmen oder das TRX-Gurtsystem fürs Ganzkörper-Workout nutzen. Mit Flyletics, Icaros und EMS-

Elektro-Muskel-Simulation gibt es modernste Gesundheits- und Fitness-Tools.

FAHRTEN
Eine Kurzreise von/bis Kiel über Oslo und Kopenhagen vom 10. bis 14. Mai kostet in einer Verandakabine ab 1259 Euro pro Person.

Am 17. Mai startet und endet in Kiel eine Ostseereise über Tallinn, St. Petersburg, Helsinki und Stockholm. Preis ab 1579 Euro pro Person in einer Innenkabine.

Eine ähnliche, zehntägige Reise, inklusive Stopp in Danzig, kostet in einer Innenkabine ab 1895 Euro pro Person.

Vom 3. bis 14. Oktober etwa fährt das Schiff von New York zu den Bahamas, 1395 Euro in einer Innenkabine (ohne Flug).

AUSKUNFT
im Reisebüro oder im Internet unter tuicruises.com

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