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Tamuda Bay an der mediterranen Küste Marokkos, ist bisher weniger touristisch erschlossen.

© Royal Mansour

Tamuda Bay am Mittelmeer: Und nebenan wohnt der König Marokkos

Weiße Städte, rote Felder, lange Strände: Diesen Geheimtipp an der marokkanischen Mittelmeerküste kennt fast niemand.

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Weich schlängelt sich die Straße durch die zum Teil erstaunlich grün bewachsenen Berge. Hier stehen Kamele auf einem kargen Gehege am Rand, da treibt einer eine Schafsherde hinauf, verkaufen Händler pralle Wassermelonen an Ständen. Kupferrot leuchten Felder auf der einen, azurblau das Mittelmeer auf der anderen Seite. Ganz hinten, am Horizont zwischen zwei Erhebungen, kann man bei klarem Wetter Spanien erspähen, während man sich auf der klimatisierten Rückbank eine süße, weiche Medjool-Dattel in den Mund schiebt.

Der eineinhalbstündige Weg vom Flughafen Tanger führt nach Tamuda Bay, eine Region an der mediterranen Küste Marokkos, die touristisch bisher weniger erschlossen ist. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern: Einige mittel- bis hochpreisige Hotels haben sich in der Gegend angesiedelt, die auch als „das Andalusien Marokkos“ bezeichnet wird. Der Name kommt nicht nur durch die Nähe zu Spanien, sondern auch von dessen ehemaliger Besatzung der Region, von der noch architektonische Spuren erhalten sind.

Der majestätische Eingang zum Royal Mansour Tamuda Bay ist kein Zufall. Das Hotel gehört dem marokkanischen König Mohammed VI.

© Royal Mansour

Eines der hochpreisigen Hotels ist das Royal Mansour Tamuda Bay. Wobei das „royal“ im Namen nicht sinnbildlich zu verstehen ist, wie im „Royal TS Burger“, sondern wortwörtlich – die Hotelkette mit zwei weiteren Häusern in Marrakesch und Casablanca gehört dem marokkanischen König Mohammed VI., der als einer der reichsten Monarchen der Welt gilt. Das Resort in Tamuda Bay befindet sich sogar direkt neben einer seiner Residenzen, die zur Straße hin stets von adrett gekleidetem Schutzpersonal bewacht wird, zur Meeresseite von Militärbooten.

Eine Idee vom königlichen Luxusleben vermittelt auch sein Hotel. Am Strand, der sich kilometerlang hinzieht, fegt sanfter Wind über helle Sandkörner. In einer Reihe aufgestellte rot-weiß-gestreifte Sonnenschirme kontrastieren mit dem satten Blau von Himmel und Meer. Die Sonnenliegen sind extraweich und mit extraflauschigen Handtüchern belegt. Die Innenräume sind bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet: Die Lobby ziert ein Mosaik aus Tausenden Muscheln, die direkt hier vom Strand stammen sollen; die Wände in den Badezimmern sind aus hellblauem Salzstein mit geometrischem Relief.

Und selbst die grün-weiße Arbeitskleidung der Servicekräfte im Frühstücksrestaurant könnte man problemlos in jeder Boutique an der Côte d’Azur verkaufen. Überhaupt der Service! Er ist so diskret, dass man ihn zuweilen kaum bemerkt, jedoch schmerzlich vermisst, sobald man wieder zu Hause ist. Wie goss man sich noch mal ein Getränk selbst ein? Die Angestellten bringen nicht nur unaufgefordert Wasser an die Spa-Liege, sondern reichen einem auch unauffällig das Glas, wenn man vor lauter Tiefenentspannung den Arm nicht mehr bis zum Beistelltischchen strecken kann.

Vor einem Jahr eröffnete das Luxushotel, was an einem Wochenende im September mit fünf internationalen Starköchen gefeiert wurde. Zu den „Celebrity Chefs“ gehören die Franzosen Éric Frechon und Hélène Darroze, der Italiener Massimiliano Alajmo, der Spanier Quique Dacosta, der Japaner Keiji Matoba und der Israeli Assaf Granit, der auch in Berlin ein Restaurant betrieben hat, das Berta. Bis auf Matoba besitzen sie alle irgendwo auf der Welt Restaurants mit Michelin-Sternen.

Auch die Suiten im Royal Mansour Tamuday Bay Hotel sind königlich eingerichtet.

© Royal Mansour

Und sie alle haben an den kulinarischen Konzepten von Royal Mansour mitgearbeitet, ein Job, der, so sagen sie, vor allem daraus besteht, die richtigen Zutaten zu finden. Éric Frechon machte sich beispielsweise auf die Suche nach den besten Austern an der marokkanischen Atlantikküste, Hélène Darroze reiste in die Berge, um traditionelle marokkanische Zutaten zu finden und Massimiliano Alajmo besuchte Felder und Farmen und wählte das aromatischste Gemüse aus. Mit Erfolg. Egal, ob Limonenpasta oder Thunfischtartar, Croissant oder Omelette – was immer im Royal Mansour auf den Tellern der Gäste landet, schmeckt so frisch und gut, dass man nie wieder woanders essen möchte.

Bevor die Chefköche bei einer großen Beachparty höchstpersönlich an den Töpfen stehen, gibt es am Abend einen Cocktailempfang im Herzstück des Hotels, der königlichen Villa (die aber auch Normalsterbliche mit dem nötigen Kleingeld – Preis auf Anfrage! – mieten können; ein Bentley vor der Tür ist selbstverständlich inbegriffen). Die Villa macht ihrem Namen alle Ehre: Um einen Garten mit großem Privatpool und Meerblick schmiegt sich das Haus mit mehreren Schlaf- und Ankleideräumen, Wohn-, Spiel- und Badezimmern sowie eigenem Spa-Bereich. Wie es sich für eine gute Hausparty gehört, dürfen die Gäste sich frei durch das Anwesen bewegen, auf dem königlichen Balkon rauchen und sich, nur ganz kurz, ins königliche Bett legen.

Der Monarch selbst glänzt mit Abwesenheit. Dabei ist er bekannt dafür, gern zu feiern, hatte zu Beginn seiner Amtszeit – er sitzt seit 1999 auf dem Thron – den Ruf als progressiver Partykönig. Zu seinem 38. Geburtstag ließ er den deutschen Popstar Lou Bega einfliegen, in Rabat soll er einen privaten Zugang zu einem Nachtclub gehabt haben, außerdem verbrachte er gerne Zeit mit marokkanischen Rappern. Das führte zu Unmut bei konservativen Teilen des Parlaments, machte ihn aber bei der jungen Bevölkerung beliebt.

In den letzten Jahren trat Mohammed VI. kaum noch öffentlich in Erscheinung, viele seiner Reformen wurden von den konservativen Kräften in der Regierung zurückgenommen. Der König verbringt seine Zeit lieber im Ausland, vorzugsweise, so berichtet es der „Economist“, mit zwei deutschen Mixed-Martial-Arts(MMA)-Kämpfern, den Brüdern Abu und Ottman Azaitar.

In jüngster Zeit gab es große Proteste im Land, unter anderem wegen des mondänen Lifestyles des Monarchen und seiner Entourage. Viele Marokkaner der Generation Z gingen auf die Straße, um gegen die soziale Ungerechtigkeit zu demonstrieren und mehr Investitionen ins Bildungs- und Gesundheitssystem zu fordern. Denn während das Staatsoberhaupt im Privatjet um die Welt fliegt und die Regierung Milliarden ausgibt, um neue Stadien für die Fußball-WM 2030 zu bauen, gibt es an vielen Orten im Land nicht einmal Krankenhäuser.

Vom Hotel aus kann man den Blick auf das Mittelmeer genießen.

© Royal Mansour

Von Protesten und Missständen bekommt man in Tamuda Bay nichts mit. Wohl aber davon, dass für den im Dezember anstehenden Africa Cup und die WM aufgeräumt wird. Männer in orangen Anzügen putzen rund um die Uhr die Straßen, und selbst die Medina mit ihren unzähligen Winkeln und streunenden Katzen in der nahgelegenen „weißen Stadt“ Tétouan ist deutlich sauberer als die meisten Ecken Berlins.

Tétouan war zwischen 1912 und 1956 die Hauptstadt des spanischen Protektorats in Nordmarokko und der Sahara. Seit 1997 gehört die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe, ist von Touristen jedoch erstaunlich wenig besucht. Beim Nachmittagsausflug fühlt man sich ein wenig wie in einem 1001-Nacht-inspirierten Traum: Einheimische flanieren durch die engen, weißen Gassen, in denen man sich leicht verläuft, Händler bieten Gebäck und Früchte an, Schuhe, Körbe und Handtaschen. Auch große, bunte Teppiche aus Wolle kann man hier kaufen.

Es ist nicht genug Zeit, um sich für eines der vielen schönen Werke zu entscheiden, der Tourguide wartet schon. Einige Ecken weiter, in einem schmuckvollen Raum mit Mosaikkacheln, spielt ein junger Mann Gembri, ein traditionelles marokkanisches Saiteninstrument, das, so erklärt er, aus Holz und Schafshaut hergestellt wird. Leider muss man auch ihn zurücklassen. Im Hotel ruft schon die nächste Party.

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