
© dpa/Boris Roessler
Wahlkampf in Hessen: SPD-Spitzenkandidatin Faeser will nur Journalistinnen bei einer Pressekonferenz
Männliche Kollegen sollen an dem Event mit drei SPD-Politikerinnen nicht teilnehmen. Die Landespressekonferenz ist empört und spricht von einem „Anschlag auf die Freiheit der Presse“.
Stand:
Im hessischen Landtagswahlkampf hat die SPD mit einer unkonventionellen Bitte für einen Pressetermin am 30. September überrascht. In Hessen wird am 8. Oktober gewählt.
Nach Vorstellung der Partei sollen an der Pressekonferenz nach einer gemeinsamen Main-Schifffahrt der drei Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer, Anke Rehlinger und Manuela Schwesig (alle SPD) mit der hessischen Spitzenkandidatin der Partei, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, und weiteren geladenen weiblichen Gästen, möglichst keine Männer teilnehmen.
Die hessische Landespressekonferenz (LPK) reagierte am Mittwoch in Wiesbaden mit scharfer Kritik. „Das ist nicht lustig, sondern ein Anschlag auf die Freiheit der Presse“, sagte der LPK-Vorsitzende Ewald Hetrodt von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ dem Evangelischen Pressedienst.
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In der Einladung zu dem Termin hatte die SPD erklärt, „mit Blick auf die ausschließlich weiblichen Gäste der Schifffahrt fänden wir es thematisch stimmig, wenn auch die Presseplätze mit Frauen besetzt würden“. Weiter hieß es: „Natürlich weist die Crew keinen männlichen Medienvertreter ab – aber wir würden uns wirklich freuen, wenn es von Ihrer Seite möglich wäre, dass nicht ein Kollege, sondern eine Kollegin den Termin wahrnimmt.“
Der Pressesprecher der Hessen-SPD, Christoph Gehring, kritisierte am Donnerstag die Berichterstattung über die geplante Veranstaltung. Beleidigungen von und Angriffe auf Journalisten seien Anschläge auf die Pressefreiheit. „Unsere Medieneinladung zu der Schifffahrt am Samstag ist keiner“, schrieb Gehring in einer Pressemitteilung.
Es habe sich nur um eine „freundliche, höfliche Anregung an die eingeladenen Medien“ gehandelt, die Entsendung einer Journalistin „in Erwägung zu ziehen“, weil dies „thematisch stimmig“ wäre. Aus der Einladung gehe hervor, dass Journalisten selbstverständlich nicht abgewiesen würden. Die Episode zeige vielmehr, wie der Medienmarkt funktioniere. „Wir sind wirklich weit gekommen“, erklärte Gehring.
Zudem sei der Vorwurf, „schon so dimensioniert, dass es nahegelegen hätte, die SPD Hessen bzw. deren Pressesprecher vor der Veröffentlichung um eine Stellungnahme zu bitten“, so Gehring. Dies sei bedauerlicherweise nicht geschehen. „Die SPD Hessen steht dazu, dass sich ihre Veranstaltung am kommenden Samstag nur an Frauen richtet“, heißt es in der Mitteilung weiter.
In Deutschland arbeiten professionelle Medien nach dem Grundsatz, dass sie stets selbstständig entscheiden, wen sie mit der Berichterstattung über ein bestimmtes Thema beauftragen. (epd, AFP, Tsp)
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