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Französische Polizeibeamte stehen nach einem Raubüberfall vor dem Louvre-Museum in Paris am 19. Oktober 2025.

© AFP/Dimitar Dilkoff

Update

Schmuckstücke aus dem Louvre gestohlen: Viele Säle des weltberühmten Museums offenbar nicht mit Kameras überwacht

Mit Hebebühne und Trennschleifer drangen Diebe in den Louvre ein und stahlen acht historische Juwelen. Die Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen wächst. Unklar ist, wann das Museum wieder öffnet.

Stand:

Nach dem spektakulären Diebstahl historischer Juwelen aus dem Pariser Louvre sucht die Polizei intensiv nach den Tätern und der Beute. Während die Ermittler weiter auf einen Durchbruch hoffen, nimmt die Kritik wegen möglicher Sicherheitsmängel in dem weltberühmten Museum zu. So werden offenbar nur die wenigsten Ausstellungssäle videoüberwacht.

Frankreichs Rechnungshof prangert „erhebliche Verzögerungen bei der Anpassung der technischen Anlagen (im Louvre) an die geltenden Normen“ an, wie es in einem noch unveröffentlichten Bericht heißt, aus dem unter anderem der Sender LCI zitierte.

„Aufgrund der anhaltenden Verschiebung des Masterplans zur Modernisierung der Sicherheitsausrüstung erfolgt die Installation von Kameras im Wesentlichen nur im Rahmen von Umbauarbeiten in den Sälen“, heißt es in dem Bericht zur Sicherheitsausstattung des Louvre, der rund 35.000 Kunstwerke auf 73.000 Quadratmetern Fläche beherbergt.

Zu wenig Investitionen in Sicherheit

Nur ein Drittel der Ausstellungssäle verfügt laut Rechnungshof über eine Kameraüberwachung – und „die bereitgestellten Mittel sind im Hinblick auf den geschätzten Bedarf gering“. Dabei hätten „mehrere Vorfälle in jüngster Zeit, bei denen die Kunstwerke gefährdet waren, der Museumsleitung bewusst gemacht, dass in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde“. Die Direktorin des Louvre hatte nach dem Einbruch am Sonntag erklärt, dass sie nach der Übernahme ihres Postens im Jahr 2021 auf bessere Sicherheitsvorkehrungen gepocht habe.

Französische Polizeibeamte stehen nach einem Raubüberfall vor dem Louvre-Museum in Paris am 19. Oktober 2025.

© AFP/Dimitar Dilkoff

Präsident Emmanuel Macron betonte, dass das im Januar vorgestellte Projekt zur Modernisierung des Louvre auch eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen vorsehe. „Es wird die Erhaltung und den Schutz dessen gewährleisten, was unser Gedächtnis und unsere Kultur ausmacht“, sagte der Präsident.

Täter kamen über den Balkon

Der aufsehenerregende Diebstahl aus der Herzkammer des französischen Kulturbetriebs machte weltweit Schlagzeilen. Präsident Emmanuel Macron brandmarkte das Verbrechen als Attacke auf die französische Kultur als Ganzes. „Der Diebstahl im Louvre ist ein Angriff auf ein Kulturgut, das wir schätzen, weil es Teil unserer Geschichte ist“, sagte der Staatschef. „Wir werden die Werke wiederfinden und die Täter vor Gericht stellen. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Paris wird überall alles getan, um dies zu erreichen.“

Die Diebe entkamen mit acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen – darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Die mit Smaragden und Hunderten Diamanten verzierte Krone der Kaiserin Eugénie (1826-1920) gehörte ebenfalls zur Beute, wurde allerdings später in der Nähe des Louvre beschädigt gefunden – offenbar hatten die Täter sie bei der Flucht verloren.

In einer gemeinsamen Stellungnahme sprachen das französische Innen- und Kulturministerium von Schmuckstücken, die über ihren Marktwert hinaus „einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert“ hätten.

Fahndung nach kriminellem Roller-Quartett

Laut der Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau wird nach einem „Kommando“ von vier Personen gefahndet, das maskiert zu dem spektakulären Diebstahl anrückte und danach „auf leistungsstarken Motorrollern“ floh. Möglicherweise habe es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt, also eher kleine Fische, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke. Bei ihrer Fahndung können sich die Ermittler auch auf Bilder der Videoüberwachung des Museums stützen, das zu den größten Touristenattraktionen in Paris zählt.

Dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter des Louvre konnten die Täter in die Flucht geschlagen werden und ließen ihre Ausrüstung sowie eines der gestohlenen Objekte zurück.

Stellungnahme des französischen Kulturministeriums

Innenminister Laurent Nuñez sagte, der Diebstahl sei offensichtlich von einem „sehr erfahrenen Team“ begangen worden. Er sei aber „zuversichtlich, dass die Täter und die gestohlenen Gegenstände sehr schnell gefunden werden“.

Zumindest ließen die Täter bei ihrem Coup, der alles in allem rund sieben Minuten dauerte, Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät am Tatort zurück. Unweit vom Museum verloren sie außerdem eine Warnweste. Beweismittel wie diese könnten den Fahndern Hinweise auf die Einbrecher und ihre Hintermänner liefern.

Per Hebebühne auf den Museumsbalkon

Für ihren dreisten Raubzug bei helllichtem Tage hatten die Täter am Sonntagmorgen einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw an der zur Seine gelegenen Seite des Museums auf dem Bürgersteig geparkt und Warnkegel auf der Straße aufgestellt.

Französische Polizeibeamte stehen neben einem Möbelaufzug, mit dem Räuber am 19. Oktober 2025 in das Louvre-Museum am Quai François Mitterrand in Paris eingedrungen sind.

© AFP/Dimitar Dilkoff

Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe, um direkt in den Ausstellungsraum in der Galerie d'Apollon zu gelangen und dort auf Beutezug zu gehen. 

Im Innern des Prachtbaus bedrohten sie nach Angaben der Staatsanwältin das Museumspersonal und brachen zwei Vitrinen auf. Anschließend verließen die Diebe den Louvre wieder und entkamen mit ihrer Beute.

Ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ ist auf dem Weg zum Innenhof der Louvre-Pyramide zu sehen.

© AFP/Dimitar Dilkoff

Dass die Einbrecher derart einfach in den Louvre gelangen konnten, sorgt für Kopfschütteln und Verwunderung. Das Kulturministerium begegnete der Kritik mit einer Stellungnahme: „Die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen wurden ausgelöst“, stellte die Behörde klar. Außerdem hätten „zum Zeitpunkt des besonders schnellen und brutalen Einbruchs“ fünf Museumsmitarbeiter sofort eingegriffen.

Wurde das Gold schon eingeschmolzen?

„Dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter des Louvre konnten die Täter in die Flucht geschlagen werden und ließen ihre Ausrüstung sowie eines der gestohlenen Objekte zurück, nämlich die Krone der Kaiserin Eugénie, deren Zustand derzeit untersucht wird“, teilte das Ministerium mit.

Die große Frage ist nun, ob der Schmuck möglicherweise bereits kurz nach dem Einbruch eingeschmolzen wurde, um das Gold weiterzuverkaufen. Und die Edelsteine? „Das Risiko besteht darin, dass einige Diamanten im Handel verkauft werden könnten, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke sehr erschweren würde“, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person der Zeitung „Le Parisien“.

Am Sonntag und Montag blieb das als Touristenmagnet bekannte Museum wegen der Ermittlungen geschlossen. Ob Besucher heute wieder die Ausstellungsräume betreten können, ist nicht sicher. (dpa)

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