
© AFP/Clement Mahoudeau
Todesfall in Frankreich: Ermittler gehen von schwerer Kopfverletzung durch Gewalt beim kleinen Émile aus
Im Urlaub verschwindet 2023 ein Zweijähriger. Monate später wird sein Schädel gefunden. Nun sagen die Fahnder: Die Knochen wurden wohl bewegt. Die festgenommenen Großeltern sind wieder frei.
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Neue Details im Fall des rätselhaften Tods des zweijährigen Émile in Frankreich: Ermittler haben Hinweise auf eine schwere Kopfverletzung des Kindes, das im Juli 2023 verschwunden war. Spuren auf dem Schädel deuteten auf ein gewaltsames Gesichtstrauma hin, sagte Staatsanwalt Jean-Luc Blachon in Aix-en-Provence. „Die Gutachten bringen die Wahrscheinlichkeit des Eingreifens eines Dritten im Verschwinden und dem Tod von Émile auf.“
Blachon führte aus, dass Untersuchungen gezeigt hätten, dass die Knochen des Jungen und seine Kleidung wohl kurz vor ihrem Fund vor knapp einem Jahr und damit Monate nach dem Verschwinden des Kindes bewegt worden seien. Man vermute zudem, dass die Leiche sich nicht in der gefundenen Kleidung zersetzt habe und nicht vergraben wurde.
Was ist im Fall Émile in Frankreich jetzt bekannt?
Der „Eingriff einer Person zwischen seinem Verschwinden und seinem Tod“ sei wahrscheinlich, sagte Blachon mit Blick auf Émiles Schicksal. Die Hypothese, dass es sich um eine Tat innerhalb der Familie handle, sei noch nicht ausgeschlossen.
Der Staatsanwaltschaft äußerte sich kurz nach der Freilassung der Großeltern, einer Tante und eines Onkels des Jungen, die seit Dienstag unter Mordverdacht in Polizeigewahrsam waren. Nach Angaben der Anwälte waren sie 17 Stunden lang verhört worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass „nicht genug“ gegen sie vorliege, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.
Der 59 Jahre alte Großvater von Émiles war am Vortag zusammen mit seiner Frau und zwei seiner insgesamt zehn Kinder festgenommen worden. Nach einem Bericht der Zeitung „Libération“ war er als junger Erwachsener Mitglied der erzkatholischen Gemeinschaft Riaumont, die ein Internat betrieb, und gegen die zahlreiche Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden. In einem Verfahren, in dem er als Zeuge auftrat, habe er eingeräumt, dass Backpfeifen und Fußtritte damals zur „üblichen Praxis“ zählten.
Émile war im Sommer 2023 im südfranzösischen Bergdorf Le Vernet verschwunden. Der Zweieinhalbjährige war bei seinen Großeltern im Urlaub, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend nach früheren Angaben aus dem Blick verloren. Zwei Zeugen sagten aus, noch gesehen zu haben, wie das Kind eine Straße herunterlief.
Immer wieder hatte die Polizei in den Tagen und Wochen nach dem Verschwinden des Jungen mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Die Justiz ermittelte zunächst wegen Entführung und Freiheitsberaubung. Auch ein Unfall wurde nicht ausgeschlossen. Der Fall hatte in Frankreich für Entsetzen gesorgt.
Vor knapp einem Jahr fand eine Spaziergängerin den Schädel des Kindes in der Nähe des Dorfes. Fahnder entdeckten in dem Gebiet auch ein T-Shirt, Schuhe und eine Unterhose von Émile. Mittlerweile laufen Ermittlungen zu vorsätzlicher Tötung und unerlaubter Wegnahme der Leiche. Staatsanwalt Blachon stellte jedoch klar, dass auch die These einer fahrlässigen Tötung nicht ausgeschlossen sei.
Bei den nun wieder aufgenommenen Ermittlungen wurden unter anderem ein vor der Kapelle des Örtchens stehender Blumenkasten, das Auto und ein Pferdeanhänger der Familie konfisziert. (dpa, AFP)
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