
© dpa / Foto: Sebastian Kahnert
TV-Moderatorinnen bevorzugen High Heels: Zum Erfolg stöckeln?
Modisches Accessoire oder gesellschaftliches Statement: Eine Studie untersucht die Schuhe der Moderatorinnen im Fernsehen
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Trug Karl-Heinz Köpcke beim Verlesen der „Tagesschau“ Badelatschen, hatte sich Dagmar Berghoff in Stöckelschuhe gezwängt? Das blieb jahrelang ein Geheimnis, weil bei der Präsentation der „Tagesschau“ immer nur Oberkörper zu sehen waren. Das hat sich geändert, eine Susanne Daubner oder Judith Rakers treten zum Finale neben das Pult – und machen ihr Schuhwerk sichtbar.
Was sie da tragen, ist zum Forschungsgegenstand geworden. An der Hochschule Bochum hat eine Forschungsgruppe um Professorin Susanne Stark eine Studie gefertigt: „Auf Stöckelschuhen zu Gleichstellung? TV-Moderatorinnen: Schuhe als modisches Accessoire oder gesellschaftliches Statement“. Über etwa zwei Monate wurden 110 Moderatorinnen in 74 Sendungen von 14 Sendern beobachtet, dies wurde mit Befragungen der Betroffenen, von Programmverantwortlichen und Publikum kombiniert.
Die Ergebnisse: „Es wurden 300 Screenshots gemacht – in 241 Fällen trugen die Akteurinnen hohe Schuhe, in 50 Fällen flache Schuhe. In 9 Fällen moderierten mehrere weibliche Personen die Sendungen, mit unterschiedlichen Schuhmoden (flache/hohe Absätze). Bezogen auf die Gesamtzahl komme man zum Ergebnis, dass in über 80 Prozent der beobachteten Fälle die Moderatorinnen hohe Schuhe trugen – also keine Sneakers noch Birkenstocks, sondern zum Teil schwindelerregend hohe Stilettos.
Drängt sich die Frage auf: warum? Zunächst ist das Fernsehen eine Medium der Optik. Aussehen, Outfit, Erscheinung, das sind relevante Faktoren für die Wirkung. Eine Moderatorin sagte im Interview: „Manchmal geht es den Zuschauenden nur darum zu sehen, was ich trage.“ Wobei Schuhe dabei einen wichtigen Teilaspekt darstellen und den Gesamteindruck komplettieren. Unterschiedlich sind die Aussagen darüber, ob es explizite Dresscodes vonseiten der Sender gibt oder es mehr implizite Vorstellungen der Moderatorinnen sind, die die Auswahl von Kleidung und Schuhwerk bestimmen. Wie auch immer: Die optische Präsentation wird übergreifend als „Handwerkszeug“ gesehen, das Wichtigste ist, sich wohlzufühlen, die Selbstsicherheit zu steigern, zum Gesamtkonzept der Sendung beizutragen.
„Es sieht besser“
80 Prozent tragen hohe Schuhe mit der Begründung, dass „es besser aussieht“, selbst wenn die durchwegs freiwillige Auswahl von manchen kritisch gesehen wird. Was die Studie aufzeigt: Schuhe/Absätze sind der Hingucker schlechthin, dorthin schauen die Zuschauerinnen/Zuschauer zuerst und zumeist. Einer Stichprobe wurde der Screenshot einer Moderatorin mit Hosenanzug und Sneakers gezeigt und ein Screenshot mit einer Moderatorin in High Heels. Die Sneakers-Moderatorin wurde als „sportlich“, „leger“ oder „dynamisch“ bezeichnet, die andere als „elegant“, „stylish“ oder „modern“.
Erkennbar ist, dass beim Publikum sofort unterschiedliche Kategorisierungen vorgenommen werden. 70 Prozent der Befragten gaben an, auf das äußere Erscheinungsbild zu achten, gut die Hälfte „ein bisschen bis stark“ auf die Schuhe. Trotzdem betonen zwei Drittel, sie fänden es unwichtig, dass Moderatorinnen Schuhe mit hohen Absätzen tragen. Die Forscherinnen stellen dabei nicht zu Unrecht die Frage, ob dieses Aussagetableau nicht unmittelbar mit sozialer Erwünschtheit zusammenhängt: Es ist uns egal, welche Schuhe Moderatorinnen tragen, zugleich schauen wir genau hin und nehmen dann Bewertungen vor.
<SB190,65,140>Wieso tragen Moderatorinnen Stöckelschuhe? Meistgenannter Grund beim Publikum: Feminine Ausstrahlung ist gewollt, dann die Vermutung, dass eine gesellschaftliche Erwartung erfüllt werden soll, schließlich Vorschrift des Senders. In der TV-Welt ist das mehr Irrglaube als Realität. Moderatorinnen können beim Schuhwerk mehr Vielfalt wagen. Anne Will trägt bevorzugt Sneakers.
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