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Vergewaltigungsprozess in Avignon: Staatsanwaltschaft fordert zwei Jahrzehnte Haft für Pelicot
Gisèle Pelicot wurde über Jahre von ihrem Mann betäubt und von dutzenden Männern vergewaltigt. Angesichts dessen seien 20 Jahre noch wenig, so die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer.
Stand:
Im Vergewaltigungsprozess von Avignon hat die Staatsanwaltschaft die Höchststrafe von 20 Jahren Haft für den Hauptangeklagten Dominique Pelicot gefordert.
„20 Jahre, das ist einerseits viel, denn es sind 20 Jahre eines Lebens, egal wie alt man ist“, sagte die Staatsanwältin Laure Chabaud am Montag im Plädoyer der Anklage. „Andererseits ist es zu wenig angesichts der Schwere der Taten“, fügte sie hinzu.
Pelicot trage die „volle Verantwortung“ für seine Taten, betonte die Staatsanwältin. Seine Suche nach Befriedigung sei mit dem Willen einhergegangen, „seine Frau zu unterwerfen, und durch Worte und Taten den Menschen zu demütigen, der ihm am meisten bedeutete“.
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Plädoyers dauern voraussichtlich bin Mittwoch
Das Plädoyer gegen den Hauptangeklagten Dominique Pelicot und die 50 Männer, die er über Jahre hinweg eingeladen hatte, seine bewusstlos gemachte Frau Gisèle zu vergewaltigen, soll bis Mittwoch dauern. Anschließend sind die Anwälte der Angeklagten an der Reihe. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember fallen.
Die Staatsanwaltschaft stellte individuelle Strafforderungen für alle 51 Angeklagten in Aussicht. „Die Taten und die Persönlichkeit jedes Angeklagten werden berücksichtigt“, erklärte Staatsanwalt Jean-François Mayet am Montag. „Dieser außergewöhnliche Prozess führt zu außergewöhnlichen Plädoyers“, fügte er hinzu.
Der Vergewaltigungsprozess von Avignon hat nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft „unsere Gesellschaft mit Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen tief erschüttert“. Im Mittelpunkt des Prozesses stünden „unvorstellbar schlimme Taten“, sagte Mayet. Ziel des Prozesses sei es daher auch, „die Beziehungen zwischen Männern und Frauen grundlegend zu ändern“.
Pelicot hat gestanden
Pelicot hatte gestanden, seine Frau über zehn Jahre hinweg regelmäßig mit Schlafmitteln betäubt und sie teils allein, teils gemeinsam mit Fremden vergewaltigt zu haben. Die Ermittler gehen von 200 Vergewaltigungen aus. Seine Mitangeklagten hatte er in Internetforen kontaktiert.
Sie konnten überführt werden, weil Pelicot Fotos und Videos gemacht und in digitale Verzeichnisse einsortiert hatte. Während des Prozesses waren ein Teil der etwa 20.000 Fotos und Videos gezeigt worden, die Dominique Pelicot von seinen Taten gemacht hatte.

© REUTERS/Manon Cruz
Gisèle Pelicot sagte am Montag bei ihrer Ankunft im Gericht, der Beginn des Plädoyers sei für sie ein „bewegender Moment“. Die 71-Jährige, die sich gegen einen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden hatte, wird für ihren Mut in Frankreich als Heldin gefeiert.
Von den 51 Angeklagten hatten 33 einen Antrag auf Anerkennung eines „beeinträchtigten Urteilsvermögens“ gestellt. 35 von ihnen hatten die Vorwürfe einer Vergewaltigung zurückgewiesen, ungeachtet der Beweislast durch die Videos.
Als Reaktion auf den Fall hatten am Samstag in zahlreichen französischen Städten zehntausende Menschen gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. In den Straßen von Avignon haben Feministinnen Slogans an die Wände geklebt, unter anderem „20 Jahre (Haft) für alle“. Es ist ein Zufall und zugleich ein starkes Symbol, dass die Plädoyers im Pelicot-Prozess ausgerechnet am Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen beginnen. (AFP)
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