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Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg mit Hund

© LKA Niedersachsen

„Weiter Teil der revolutionären Linken“: RAF-Terrorverdächtiger Garweg meldet sich aus dem Untergrund zu Wort

Der Untergetauchte erklärte sich in einem Brief an die „taz“. Solidarisch sei er mit der PKK, der Klimabewegung, den antiisraelischen Protesten, Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen und der Antifa.

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Der untergetauchte frühere RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat sich erstmals aus dem Untergrund zu Wort gemeldet. Die „taz“ zitierte am Freitag aus einem Schreiben Garwegs, der aktuell einer der meistgesuchten Terrorverdächtigen Deutschlands ist.

Darin betont Garweg, dass er sich weiterhin als „Teil der revolutionären Linken“ betrachtet. Über seinen Aufenthaltsort schreibt Garweg nichts.

Zu den gewaltsamen Taten der Roten Armee Fraktion äußert sich Garweg dem Bericht zufolge nicht. Er verteidigt diese aber als „revolutionäre Gegenbewegung“ gegen die „strukturelle Gewalt des Systems“.

Er räumte jedoch ein, dass die „revolutionären Konzepte der Geschichte die Antworten zur Überwindung des Kapitalismus nicht aufzeigen konnten“. Man stehe heute allerdings weiter vor „denselben Fragen“. Der Kapitalismus sei zunehmend in der Krise, man steuere auf einen „3. Weltkrieg“ zu. Da brauche es weiter eine „revolutionäre Gegenbewegung“. Es sei wieder „Zeit, sich zu bewegen“.

Garweg soll der dritten und letzten Generation der RAF angehört haben, der noch zehn Morde zugerechnet werden und die sich 1998 auflöste. Aktuell fahndet das LKA Niedersachsen nach ihm, weil er zusammen mit den RAF-Terrorverdächtigen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub von 1999 bis 2016 insgesamt 13, zum Teil schwere Raubüberfälle begangen haben soll, um das Leben im Untergrund zu finanzieren.

Anwälte versichern die Echtheit des Dokuments

Garweg bekennt sich laut „taz“ in seinem Schreiben nicht direkt zu diesen Raubtaten. Aber er schreibt, es sei „für uns“ ausgeschlossen gewesen, Menschen zu töten oder zu verletzen, um an Geld zu kommen: „Jegliche Traumatisierung von Angestellten von Kassenbüros oder Geldtransportern ist zu bedauern.“

Die „taz“ hat das Schreiben nach eigenen Angaben auf seine Authentizität hin überprüft. Die Anwälte Garwegs hätten die Echtheit des Briefes versichert.

Darin entschuldigt sich Garweg außerdem bei früheren Bekannten, etwa den Bewohnern eines Bauwagenplatzes in Berlin-Friedrichshain. Dort soll Garweg einige Jahre unter falscher Identität gelebt haben. Dass er den dortigen Bewohnern nicht seine wahre Identität offengelegt habe, bedauere er. Die jüngsten Durchsuchungen dort habe er nie gewollt.

Solidarisch mit PKK und Antifa

Garweg lebt seit 34 Jahren im Untergrund, nach ihm wird international gefahndet. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm nicht die Beteiligung an den letzten RAF-Morden vor, darunter Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen oder Treuhand-Chef Detlef Rohwedder. Bis heute ist unklar, wer diese Morde begangen hat.

Vorgeworfen wird Garweg die Sprengung der JVA Weiterstadt in Hessen im Jahr 1993, die er unter anderem zusammen mit Daniela Klette und Ernst-Volker Staub begangen haben soll. Es war der letzte Anschlag der RAF.

Garweg kritisiert in seinem Schreiben laut „taz“ die Festnahme von Daniela Klette im Februar in Berlin und schließt sich Forderungen nach ihrer Freilassung an. Auch solidarisiert er sich mit linken und linksradikalen Bewegungen der Gegenwart: der kurdischen PKK, der Klimabewegung, Demonstrationen gegen „den Genozid in Gaza“, der Antifa aber auch den Protesten gegen Corona-Maßnahmen, da „der Staat Corona zum Anlass nahm, die Formierung des autoritären Staats voranzutreiben“. (Trf, AFP)

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