zum Hauptinhalt
Pinchas Goldschmidt hielt bereits etliche Positionen inne.

© Foto: Kai-Uwe Heinrich/TSP

„Wir sehen ansteigenden Antisemitismus“: Oberrabbiner Goldschmidt ruft Juden zum Verlassen Russlands auf

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges hatte Moskaus Oberrabbiner Russland verlassen und war nach Israel gezogen. Nun rät er auch anderen Juden dazu.

Der zurückgetretene Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt hat Jüdinnen und Juden in Russland zum Verlassen des Landes aufgerufen. Sie sollten diese Möglichkeit nutzen, bevor sie zu Sündenböcken für die Härte gemacht würden, die der Krieg in der Ukraine hervorgerufen habe, sagte Goldschmidt, der sich derzeit im Exil befindet, der britischen Tageszeitung „The Guardian“.

Wenn man in die russische Geschichte schaue, sei festzustellen, dass, wenn ein politisches System in Gefahr gewesen sei, die jeweilige Regierung versucht habe, Ärger und Unzufriedenheit der Massen auf die jüdische Gemeinschaft umzulenken, betonte Goldschmidt, der Präsident der orthodox geprägten Europäischen Rabbinerkonferenz ist. Das habe man in zaristischen Zeiten und am Ende des stalinistischen Regimes beobachten können.

Wir sehen ansteigenden Antisemitismus, während Russland zurückkehrt zu einer neuen Art von Sowjetunion und sich der Eiserne Vorhang Schritt für Schritt wieder senkt.

Pinchas Goldschmidt, Moskauer Oberrabbiner

„Wir sehen ansteigenden Antisemitismus, während Russland zurückkehrt zu einer neuen Art von Sowjetunion und sich der Eiserne Vorhang Schritt für Schritt wieder senkt“, so Goldschmidt. Das sei der Grund, warum er denke, dass es für Jüdinnen und Juden die beste Möglichkeit sei, das Land zu verlassen.

Goldschmidt war im Sommer dieses Jahres nach fast 30 Jahren als Leiter des Moskauer Rabbinats zurückgetreten. Der gebürtige Schweizer hatte das Amt seit 1993 inne. Im März hatte er bereits kurz nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine Russland verlassen und war schließlich nach Israel gegangen.

Auf Führungspersonen der Gemeinschaft sei Druck ausgeübt worden, den Krieg zu unterstützen, und er habe sich geweigert, dies zu tun, erklärte Goldschmidt. Er sei zurückgetreten, weil es ein Problem für die Gemeinschaft gewesen wäre, wenn er als Moskauer Oberrabbiner weitergearbeitet hätte - mit Blick auf repressive Maßnahmen gegen Andersdenkende.

Goldschmidt sagte, er denke, dass seit Kriegsbeginn 25 bis 30 Prozent derjenigen, die geblieben seien, das Land verlassen hätten oder dies planten. (KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false