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Gesundheit: Auch Eliteunis für die Massen offen lassen

Zöllner gegen alleinigen Fokus auf die Forschung

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Falls in Berlin eine der drei Universitäten den Elitestatus erhält, soll sie keine Sonderrolle mit exklusiven Studienbedingungen spielen. Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner spricht sich dagegen aus, dass Eliteunis alle Kräfte und Mittel in die Forschung lenken und die Herausforderungen der Massenuniversität in den Hintergrund drängen.

Der Senator bekannte sich jetzt bei einer vom Rundfunk Berlin-Brandenburg und vom Institut für Zukunftsstudien initiierten Diskussion in der Akademie der Künste klar zu der Aufgabe, 50 Prozent eines Jahrgangs an den Hochschulen auszubilden. Heute sind es gerade mal 35 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich der OECD eine zu geringe Quote. Diese große Herausforderung in der Massenausbildung ist für Zöllner nur zu leisten, wenn man die Studienreform mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master entsprechend konzipiert. Es könnten nicht alle Studierenden zu Wissenschaftlern herangezogen werden, betont er.

Der Traum von der Universität als Schule der Nachwuchswissenschaftler ist unter Traditionalisten immer noch verbreitet. Viele stehen deshalb der Neukonzeption der Studiengänge mit stark verkürzten Zeiten so skeptisch gegenüber. Für Zöllner geht es darum, den meisten Jugendlichen, die eine gute Ausbildung in überschaubaren Zeiten von den Hochschulen erwarten, ein entsprechend konzipiertes Studium anzubieten.

Die meisten Studenten sollten auf wissenschaftlichem Niveau berufsfähig werden. „Die Hochschulen müssen diesen Spagat hinbekommen“, sagt Zöllner. In der Biomedizin müssten sie eine Forschung betreiben, die eines Tages mit dem Nobelpreis gewürdigt werden könnte, und zugleich müssten die Fachhochschulen Medizintechniker ausbilden. Erst beides zusammen ermögliche es Berlin, die Lebenswissenschaften zu einem Cluster von Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzuführen.

Genauso eine enge Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaften schwebt auch dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, vor. In Berlin seien Wissenschaft und Wirtschaft die natürlichen Partner. Die Stadt müsse das Potenzial, das in der Wissenschaft stecke, für ihre Zukunft nutzen, denn große Unternehmen werde man nicht nach Berlin ziehen können.

Für den Sprecher der Berliner Wirtschaft sind Wissenschaft und Wirtschaft noch nicht dort angekommen, wo sie hin wollten. Zu lange sei der Gegensatz Wissenschaft – Wirtschaft ideologisch geprägt gewesen, sagt Schweitzer. Er stellte klar, dass Unternehmen erst dann Geld zur finanziellen Unterstützung der Hochschulen gäben, wenn es für sie von Nutzen sei. Um diese Kooperation zu vertiefen, führe er Gespräche mit den Präsidenten der drei Berliner Universitäten.

Zöllner wurde aus dem Publikum aufgefordert, seine Visionen mit einem Business-Plan zur konkreten Umsetzung zu unterlegen. Der Senator lehnte das ab: „Über Business-Pläne rede ich erst in der Phase der Umsetzung – sonst haben sie keine Chance.“ Klar stellte Zöllner heraus, dass er nichts von der Kritik des Bundesverfassungsgerichts hält, Berlin gebe zu viel Geld für die Hochschulen aus. „Ich setze dem entgegen, die Studienangebote in Berlin auszubauen, weil das auch im Interesse der Wirtschaft ist.“

Uwe Schlicht

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