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„Da gehen schon die Alarmglocken an“: Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet Ehec-Ausbruch – inzwischen zwölf Infizierte
Vier Kinder befinden sich aufgrund der Erkrankung auf Intensivstationen. Übertragen wird diese gemeinhin durch verunreinigte Lebensmittel. Grund zur Panik sehen die Gesundheitsbehörden indes nicht.
Stand:
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine Häufung von Ehec-Infektionen bei Kindern. Aktuell sind zehn Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 1 und 15 Jahren sowie 2 Erwachsene erkrankt.
Fünf weisen ein sogenanntes hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) auf, das ein Nierenversagen zur Folge haben kann, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) am Donnerstag mitteilte. Vier Kinder werden demnach auf Intensivstationen behandelt, drei von ihnen mussten an eine Dialyse.
Normalerweise würden in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr ein oder zwei Ehec-Fälle mit HUS registriert, aber nicht so viele in relativ kurzer Zeit mit teils schweren Verläufen, sagte Martina Littmann, Leiterin der Abteilung Gesundheit des Landesamtes.
„Da gehen schon die Alarmglocken an“, so Littmann. Es gebe aber keinen Grund für Panik. Die Infektionsquellen und -wege sind indes noch unklar.
Den Angaben zufolge sind derzeit im Landkreis Vorpommern-Rügen insgesamt sieben Personen erkrankt, fünf werden stationär behandelt. In Vorpommern-Greifswald sind aktuell fünf Fälle gemeldet: Vier Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren sowie eine erwachsene Person sind demnach betroffen.

© dpa/Jens Büttner
Die Kinder waren meist im Urlaub und sind in ihre Heimatbundesländer zurückgekehrt, wo einige von ihnen in Kliniken behandelt werden. Herkunftsländer sind neben Mecklenburg-Vorpommern auch Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen.
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Krankmachende Bakteriumenstämme im Darm
Generell sind Ehec-Infektionen nicht ungewöhnlich: In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2024 mehr als 130 Fälle erfasst, im Jahr davor 80.
Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet bestimmte krankmachende Stämme dieses im Darm vorkommenden Bakteriums. Übertragen werden die vor allem bei Wiederkäuern vorkommenden Mikroben vorwiegend durch verunreinigte Lebensmittel.
Ehec produzieren sogenannte Shigatoxine: starke Zellgifte, die schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu blutigen Durchfällen sowie das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) verursachen können, das zu Nierenversagen führen kann. Kinder sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht ausgereift sind.
Jährlich Tausende Ehec-Fälle in Deutschland
Vom Verzehr eines verunreinigten Lebensmittels bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es im Durchschnitt drei bis vier Tage, wie es beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heißt. Schon wenige Bakterien reichen aus, um eine Infektion anzustoßen, zudem können EHEC auch direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Nach Daten des Robert Koch-Instituts zufolge wurden 2023 bundesweit mehr als 3440 Erkrankungen erfasst, 2024 rund 4570 und in diesem Jahr bisher etwa 3660 (Stand 27. August). Im Jahr 2023 waren 5 Todesfälle gemeldet worden.
Im Jahr 2011 hatte es einen großen Ehec-Ausbruch in Deutschland gegeben, rund 3800 Erkrankungen wurden dabei erfasst, mehr als 50 Menschen starben. Als wahrscheinliche Ursache gelten verunreinigte Sprossen aus Ägypten importierter Bockshornkleesamen. (dpa)
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