
© Getty Images/iStockphoto/bo1982
Der Traum vom natürlichen Zahnersatz: Warum wachsen beim Menschen keine dritten Zähne?
Elefanten, Haie und auch Alligatoren haben sie: ständig nachwachsende Zähne. Eine Zahnmedizinerin erklärt, warum das beim Menschen gar nicht nötig ist.
Stand:
Die allermeisten Babys kommen ohne Zähne auf die Welt – Säuglinge brauchen ja auch noch keine. Und doch entwickeln sich die ersten Zähne eines Kindes schon im Mutterleib, sagt Diana Wolff, Ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am Uniklinikum Heidelberg: „Dabei werden Gene aktiv, die in der Mundhöhle des Embryos sitzen und die Zahnbildung triggern.“
Im Kiefer bilden sich dadurch verschiedene Materialien, aus denen später die Zähne entstehen. Im Wesentlichen sind das Dentin, Schmelz und sogenannter Wurzelzement.
Rund sechs Monate nach der Geburt – aber manchmal auch schon früher – brechen dann die Milchzähne durch, im zweiten Lebensjahr hat das Kleinkind bereits alle 20. Aber warum gibt es überhaupt Milchzähne? „Das Besondere beim Säugetier Mensch ist seine lange Kindheitsphase, in der sehr viel passiert“, sagt Zahnärztin Diana Wolff. Das heißt, das Kind braucht ziemlich bald kleine Zähne für seinen noch recht kleinen Kopf, um damit feste Nahrung zu zerkauen und Energie aufzunehmen. Für den ausgewachsenen Menschen würden diese Zähne nicht mehr ausreichen. „Deshalb bekommt er dann noch ein zweites, sehr stabiles Set mit mehr und größeren Zähnen, das dann idealerweise ein Leben lang hält.“
Die zweiten Zähne müssen nicht mehr mitwachsen, deshalb ist die Entwicklung von dritten Zähnen genetisch nicht angelegt.
Diana Wolff, Zahnärztin
Die Zahnkeime dieser zweiten Zähne sitzen übrigens schon unter den Milchzähnen und beginnen nach und nach zu schieben, woraufhin sich die Wurzeln der Milchzähne auflösen, bis diese schließlich ausfallen. Nach dem Ende dieser sogenannten Wechselgebissphase, die etwa vom sechsten bis zum dreizehnten Lebensjahr dauert, hat der Mensch 28 bleibende Zähne – beziehungsweise 32 mit den vier Weisheitszähnen. „Die zweiten Zähne müssen dann nicht mehr mitwachsen, deshalb ist die Entwicklung von dritten Zähnen bei uns genetisch nicht angelegt“, sagt Wolff.
Dass die Zähne als Milchzähne schon früh funktionieren und dann als zweite, bleibende Zähne stabil und lange halten, sei für die Evolution des Menschen wichtig gewesen. Denn menschliche Zähne besitzen die Besonderheit, beim Zusammenbeißen genau aufeinanderzupassen und deshalb sehr effizient Nahrung zerkleinern zu können.
„Das war eine evolutionsbiologische Innovation“, sagt Wolff. „So konnte der menschliche Körper die Nahrung schneller verdauen und mehr Energie aus ihr gewinnen, was vermutlich einen wichtigen Einfluss auf seinen Stoffwechsel, die Aktivität und die Gehirnentwicklung hatte.“
Alle bisher erschienenen Folgen von „Die gute Frage“ finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false