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Per Bluttest kann eine HIV-Infektion nachgewiesen werden.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Möglicher Schutz vor Infektion und Verbreitung: Kölner Forscher finden wirksame Antikörper gegen HIV

In Laborexperimenten ist es Wissenschaftlern gelungen, verschiedene HIV-Varianten zu neutralisieren. Wie hilfreich können die Antikörper in Zukunft gegen das Virus sein?

Stand:

Im vergangenen Jahr haben sich mehr als 3200 Menschen in Deutschland mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) infiziert, schätzungsweise fast 100.000 Menschen leben hierzulande damit.

Weltweit stecken sich jährlich immer noch 1,3 Millionen Menschen an. Sie alle dürfen darauf hoffen, dass es bald noch mehr Möglichkeiten geben wird, das Virus in den Griff zu bekommen.

Einem Forscherteam der Uniklinik Köln ist jetzt ein möglicher Durchbruch gelungen. Bei der Untersuchung von Blutproben verschiedener Menschen aus Deutschland, Kamerun, Nepal und Tansania haben die Wissenschaftler eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Dabei handelte es sich um sogenannte Elite-Controller, das sind Menschen, deren Immunsystem es schafft, eine Infektion mit dem Virus dauerhaft auszubremsen – ohne dass Medikamente eingesetzt werden. Das ist sehr selten.


Aus dem Blut von 32 dieser Probanden testete das Team im Labor 831 verschiedene Antikörper gegen mehrere Virusvarianten. Ein Antikörper davon neutralisierte das Virus in Mausstudien besonders effizient, wie die Forschenden im Fachmagazin „Nature Immunology“ schreiben. Er trage den Namen „04_A06“, blockiere das Virus genau an der Stelle, wo es sonst die Immunzellen angreift – und habe mehr als 95 Prozent der getesteten HIV-1-Varianten hemmen können. HIV-1 ist der weltweit häufigste Typ der Erkrankung.

Nutzen können erst klinische Studien zeigen

„Das ist insofern von hoher klinischer Relevanz, als davon auszugehen ist, dass Elite-Controller so wirksame HIV-spezifische Antikörper bilden, dass sie mit einer antiviralen Substanz vergleichbar wirksam sind“, sagte der Leiter der Infektiologie am Klinikum rechts der Isar, Christoph Spinner, dem Science Media Center (SMC). Spinner weist jedoch darauf hin, dass es trotz vielversprechender Ergebnisse noch ein langer Weg sei, bis aus diesem Wissen ein möglicher Nutzen gezogen werden könne.

Das Kölner Studienteam glaubt, dass der Antikörper 04_A06 potenziell eine HIV-Infektion verhindern könne, wenn man ihn präventiv verabreicht. Um das herauszufinden, seien allerdings weitere klinische Studien nötig.

Trotz jahrzehntelanger Forschung gibt es bisher noch keine Impfung, die vor einer Infektion mit HIV schützt. Im Einsatz sind allerdings Mittel, die bei bereits infizierten Menschen eine Ausbreitung des Virus hemmen. Zudem gibt es Medikamente, mit denen man sich vor einer Ansteckung schützen kann, wenn ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.

Alexandra Trkola, die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Universität Zürich, erkennt sogar Möglichkeiten, die das Virus nicht nur in Schach halten, sondern auch auf eine Heilung abzielen könnten.

„Im Kontext von Ansätzen, die HIV-1 tatsächlich heilen sollen, müssen neutralisierende Antikörper gleichzeitig breit wirksam und hochpotent sein“, sagte sie dem SMC. „04_A06 erfüllt diese Vorgaben auf das Beste.“ Die Vorzeichen seien auf jeden Fall vielversprechend. Nicht umsonst hat die Universität Köln wohl auch schon ein Patent eingereicht. (mit dpa)

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