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Eine Impfung gegen Meningokokken kann Leben retten.

© dpa/Sophia Kembowski

Neue Empfehlung der Stiko: Kinder ab zwölf Jahren sollen gegen Meningokokken geimpft werden

Meningokokken-Erkrankungen sind selten, aber potenziell lebensbedrohlich. Besonders Jugendliche sind betroffen – daher gibt es jetzt eine Anpassung für die Impfungen.

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Infektionen mit Meningokokken sind selten. In Deutschland erkranken durchschnittlich gerade einmal vier von einer Million Menschen daran. Wer aber erst einmal infiziert ist, den kann es innerhalb kurzer Zeit schwer treffen – zum Beispiel mit einer Hirnhautentzündung oder einer Blutvergiftung. Sieben bis 15 Prozent der Betroffenen sterben, viele Überlebende leiden an Langzeitfolgen. Das gilt auch und besonders für Jugendliche.

Deshalb hat die Ständige Impfkommission (Stiko) nun ihre Empfehlungen angepasst und rät, Kinder im Alter von zwölf bis 14 Jahren gegen Meningokokken impfen zu lassen. So soll diese besonders betroffene Altersgruppe geschützt, aber auch die Verbreitung in der gesamten Bevölkerung verringert werden.

Bisher sollten schon Kleinkinder eine Standardimpfung gegen Meningokokken der Untergruppe C erhalten. Diese wird nun zugunsten der neuen Empfehlung entfallen – genau wie die Nachholimpfung bis zum Alter von 18 Jahren. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) weisen Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren das höchste Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen auf. Ein Immunschutz sollte also bis dahin aufgebaut werden.

Eine Infektion wird anfangs oft nicht erkannt

Im Gegensatz dazu wird das Risiko einer Erkrankung im Kleinkindalter nach dem vollendeten ersten Lebensjahr als „sehr gering“ eingeschätzt. „Aktuell werden nur noch Einzelfälle beobachtet“, heißt es vom RKI. Bestehen bleibt allerdings die Empfehlung, Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten gegen Meningokokken B zu schützen. Sie sind dem RKI zufolge am häufigsten von Infektionen dieser Untergruppe betroffen. Die Impfdosen sollten im Alter von zwei, vier und 12 Monaten verabreicht werden. Nachholimpfungen werden für Kinder bis zum fünften Geburtstag empfohlen.

Die neue Impfempfehlung betrifft die Meningokokken-Untergruppen A, C, W und Y. Gegen diese vier Typen gibt es eine Kombi-Dosis, die etwa im Rahmen der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung bei Jugendlichen (kurz J1) verabreicht werden kann. Wer älter ist, für den ist eine Nachholimpfung bis zum 25. Geburtstag möglich.

Meningokokken sind Bakterien, die durch Tröpfchen etwa beim Husten oder Niesen auf andere Menschen übertragen werden. Eine Infektion zu erkennen, ist anfangs jedoch schwierig, weil die Symptome auch zu vielen anderen Erkrankungen passen: Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit. Eine im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2006 hat gezeigt, dass deswegen fast die Hälfte der Kinder mit einer Meningokokken-Infektion nach einem ersten Arztbesuch wieder nach Hause geschickt werden.

Das Tückische: Danach kann es mitunter binnen Stunden zu einer dramatischen Verschlechterung der Symptome kommen. Ein steifer Nacken, Verwirrtheit, Lichtempfindlichkeit, Hautausschläge oder regelrechte Benommenheit sind die Folge. Dann handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Bekämpft werden kann die Infektion mit Antibiotika – oder eben im Vorfeld mit der Impfung.

Nach Einschätzung von Kinder- und Jugendärztin Julia Tabatabai, Mitglied der Ständigen Impfkommission, wird es noch ein paar Monate dauern, bis Arztpraxen tatsächlich die Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y anbieten. Auch müsse unter anderem noch die Kostenübernahme mit den Krankenkassen geregelt werden. (mit dpa)

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