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Schlechtere Absicherung als in der Gesetzlichen: Selbst Top-Tarife der privaten Krankenversicherung haben offenbar erhebliche Lücken
Wer viel Geld für eine private Krankenversicherung ausgibt, kann sich über einen lückenlosen Schutz freuen – könnte man meinen. Einem Bericht zufolge haben die Versicherungen aber gewaltige Nachteile.
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Wer sich in Deutschland privat krankenversichert, ist offenbar schlechter abgesichert, als häufig vermutet wird. Kein einziger der Spitzen-Tarife der privaten Krankenversicherer (PKV) bietet einem Medienbericht zufolge alle Leistungen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorgeschrieben sind. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Analyse des Beratungsunternehmens PremiumCircle.
Demzufolge wurden für die Untersuchung die Vertragskonditionen der besten Tarife von 32 privaten Krankenversicherern mit dem vorgeschriebenen Leistungskatalog der GKV verglichen. Der teuerste dieser Tarife schlage mit rund 1000 Euro pro Monat zu Buche. „Trotz vieler Zusatzleistungen in einzelnen Bereichen deckt kein Tarif in der Basisversorgung sämtliche Leistungen ab, die in der GKV als selbstverständlich gelten“, sagt PremiumCircle-Geschäftsführer Claus-Dieter Gorr dem Magazin.
Gesetzlich Versicherte haben in Deutschland einen weitgehend einheitlichen Anspruch auf medizinisch notwendige und anerkannte Leistungen. Privatversicherte schließen dagegen individuelle Verträge ab, in denen festgelegte Risiken versichert sind. Was nicht ausdrücklich darin enthalten ist, müssen die Versicherten selbst bezahlen.
Die Analyse zeige, dass „kein PKV-Tarif die 104 Mindestanforderungen der GKV vollständig erfüllt“, so Gorr gegenüber dem „Spiegel“. Besonders große Defizite gebe es bei Rehabilitationsmaßnahmen nach großen Eingriffen, in der Behandlung von Krebs und psychotherapeutischen Maßnahmen.
Der Verband der privaten Krankenversicherer weist die Kritik auf Anfrage des „Spiegel“ zurück. Er teilt mit, dass er die „Behauptungen und Vermutungen nicht nachvollziehen“ könne.
Etwa 74,4 Millionen Menschen in Deutschland sind gesetzlich krankenversichert. Rund 8,7 Millionen Menschen haben eine private Krankenversicherung. Das Statistische Bundesamt geht zudem von rund 61.000 Menschen aus, die trotz Versicherungspflicht gar keine Krankenversicherung besitzen.
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