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Die Viagra Pille von Pfizer hat inzwischen viele Nachahmer mit dem gleichen Wirkstoff. Die Potenzmittel gibt es in Deutschland weiterhin nur auf Rezept.

© dpa/Christophe Gateau

„Viagra“ und Co. gibt es weiter nur auf Rezept : Expertenkommission lehnt Freigabe der Potenzmittel ab

Um die potenzsteigernden Medikamente zu bekommen, muss man vorher zum Arzt – und das bleibt auch so. Urologenverbände begrüßen die Entscheidung.

Stand:

Viagra und andere Potenzmittel mit dem Wirkstoff Sildenafil bleiben weiterhin nur auf Rezept erhältlich. Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte einen Antrag mehrheitlich ab, den Wirkstoff in der Dosierung 25 Milligramm zur oralen Anwendung aus der Verschreibungspflicht zu entlassen.

Einen ähnlichen Antrag hatte der Sachverständigen-Ausschuss bereits im Januar 2022 abgelehnt. Damals ging es um die doppelte Dosis von 50 Milligramm.

Erektionsprobleme könnten Frühwarnsymptome für zugrundeliegende Krankheiten sein, sagen Urologen

Rechtlich bindend ist die Entscheidung des Expertenausschusses nicht. Sie geht als Empfehlung ans Bundesgesundheitsministerium. Dieses ist nicht an die Empfehlung gebunden, die Einschätzung des Sachverständigen-Ausschusses hat aber Gewicht und wird oft übernommen.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) hatten im Vorfeld davor gewarnt, Viagra rezeptfrei verfügbar zu machen: Erektionsprobleme könnten Frühwarnsymptome für zugrundeliegende Krankheiten sein, die nur bei einem Arztbesuch auffallen – etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, niedriger Blutdruck oder Leberinsuffizienz.

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Es liege auf der Hand, dass Patienten die Dosis auf eigene Faust leicht erhöhen könnten, indem einfach mehrere Pillen genommen würden, sagte Urologie-Professor und DGU-Sprecher Axel Merseburger. Insofern sei man – egal ob es um 25 oder 50 Milligramm gehe – generell gegen eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht.

Andererseits gibt es Hoffnungen, dass eine Rezeptfreiheit für solche Potenzmittel dem florierenden Schwarzmarkt mit den Pillen Einhalt gebieten könnte. Laut früheren Angaben von Frank Sommer, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, kann die Einnahme solcher Mittel riskant sein. Eine Studie, die sich im Internet frei bestellbare Pillen vornahm, stellte demnach bei einem Großteil fest, dass andere Inhaltsstoffe enthalten waren als angegeben. Außerdem hätten die Wissenschaftler Verunreinigungen etwa mit Schwermetallen festgestellt.

Die Hoffnung war, den Schwarzmarkt auszutrocknen

Es gebe durchaus eine gewisse Gefahr bei Schwarzmarktprodukten, sagte auch DGU-Sprecher Merseburger. Der Weg übers Internet sei natürlich anonymer, aber für Patienten letztendlich nicht sicherer. Der Weg über den Schwarzmarkt ist demnach etwa für Männer attraktiv, die aus Scham nicht zum Arzt gehen wollen, die Einnahme vor der Partnerin geheim halten wollen oder schlicht nicht so viel Geld haben – denn die Potenzmittel werden nicht von den Kassen bezahlt.

Dennoch überwiegen für den Verband die Vorteile eines Arztbesuchs, bei dem nicht nur Krankheiten erkannt werden, sondern auch auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Viagra-Einnahme eingegangen werden kann. Merseburger befürchtete außerdem, dass bei einer Freigabe ohne Rezept oft auch die Kontrollfunktion der Apotheken mit geschulten Pharmazeuten wegfallen würde, wenn die Pillen online bestellt würden.

Die Viagra Pille von Pfizer (li.) hat inzwischen viele Nachahmer mit dem gleichen Wirkstoff.

© Richard Drew/AP/dpa

Viagra mit dem Wirkstoff Sildenafil war das erste Medikament der Familie der sogenannten PDE-5-Hemmer, die alle auf die Silbe -afil enden. Das Medikament hemmt das Enzym Phosphodiesterase 5, das dafür zuständig ist, den Penis nach der Ejakulation wieder erschlaffen zu lassen, in dem es Botenstoffe abbaut, die die Weitung der Gefäße im Penis für eine Erektion steuern. Die Konzentration dieser Botenstoffe im Blut steigt, die Gefäße weiten sich, mehr Blut fließt in die Schwellkörper.

Viagra und Co. entfalten ihre Wirkung nur in einer sexuell erregenden Situation.

Die Substanz wirkt nach 45 bis 60 Minuten, die Erektionsfähigkeit hält dann bis zu sechs Stunden an. Das bedeutet aber nicht, dass man von allein eine Erektion hat. Viagra und Co. entfalten ihre Wirkung nur in einer sexuell erregenden Situation. Der Patient hat also keine mehrstündige Erektion, sondern ist in dieser Zeitspanne erektionsfähig.

Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Gesichtsrötungen, Durchfälle, verstopfte Nase und unterschiedliche Sehstörungen sind bekannt. Außerdem darf man diese Medikamente nicht in Kombination mit nitrithaltigen Substanzen etwa zur Behandlung von Herzkrankheiten verwenden. Auch wenn der Patient schwere Herzkreislauferkrankungen, Herzschwäche oder eine Allergie auf Viagra hat, darf er es nicht einnehmen.

Da inzwischen der Patentschutz für „Viagra“ ausgelaufen ist, gibt es viele sogenannte Generika, günstigere Nachahmerprodukte, die den Preis deutlich gesenkt haben. Eine Großpackung Sildenafil mit 48 Stück gibt es schon für weniger als 60 Euro. Vorbei die Zeiten, als die Originalpillen noch um die 15 Euro kosteten – pro Stück. Trotz der Rezeptpflicht übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Pillen aber in der Regel nicht.

Die Mittel würden sehr häufig von Hausärzten oder niedergelassenen Urologen verschrieben, sagte DGU-Sprecher Merseburger. 25 Milligramm sind demnach üblicherweise die niedrigste Dosis zum Einstieg, 100 Milligramm die Höchstdosis. (I.B., fkie, dpa)

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