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Im Labor des Landesamts für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei untersucht ein Mitarbeiter Trägerplatten mit dem Bakterium bacillus cereus. Anhand der Proben können Mitarbeiter die Art und Anzahl von Keimen bei getesteten Lebensmitteln bestimmen. Derzeit werden verstärkt Proben auf Ehec untersucht.

© dpa/Jens Büttner

Viele schwere Verläufe: Zahl der Ehec-Neuinfektion deutlich gestiegen

Der Ehec-Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern kommt nicht zum Stillstand. Die Behörden melden viele neue Ansteckungen. Die Suche nach der Infektionsquelle bleibt weiter ohne Erfolg.

Von Frank Pfaff

Stand:

Die Zahl der registrierten Ehec-Fälle in Mecklenburg-Vorpommern ist nach einem kurzen Abflauen der Neuinfektionen wieder deutlich gestiegen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock meldete am Dienstag unter Berufung auf das Robert Koch-Institut für das Land 16 Neuinfektionen. Damit wuchs die Zahl der Betroffenen von 62 auf 78. Am Montag waren lediglich drei Neuinfektionen hinzugekommen.

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Patienten sind mittlerweile an dem lebensbedrohlichen hämolytisch-urämischen Syndrom erkrankt.

Mecklenburg-Vorpommern bleibt weiterhin Zentrum des aktuellen Ausbruchsgeschehens. Seit Mitte August registrierten die Behörden bundesweit 89 Infektionen mit dem Darmbakterium, das bei Menschen schwere Durchfallerkrankungen verursachen kann. Die Ursache für den Ausbruch ist laut Gesundheitsministerium weiterhin unklar.

Von den 78 Menschen, die sich in Mecklenburg-Vorpommern infizierten, wurden bisher 21 sicher dem aktuellen Ausbruch zugeordnet, der nicht zu dem sonst auftretenden jährlichen Ehec-Geschehen gehört. Die restlichen 57 Fälle werden weiter als Verdachtsfall geführt.

Viele schwere Krankheitsverläufe in MV

Die Häufung der Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern, von denen auch Urlauber aus anderen Bundesländern betroffen waren und die bei Kindern oft zu schweren Krankheitsverläufen führten, hatte bei Medizinern Besorgnis ausgelöst. Die Zahl der schweren Verläufe mit dem sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) erhöhte sich um zwei auf nun 15.

Je länger wir diesen Bakterienstamm in Mecklenburg-Vorpommern haben, umso schwieriger wird es auch, beprobbare Lebensmittel aufzufinden oder sich zu erinnern, wann habe ich wo etwas gegessen.

Stefanie Drese, MV-Gesundheitsministerin (SPD)

Ehec steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli – bestimmte krank machende Stämme eines Darmbakteriums, das vor allem bei Wiederkäuern vorkommt und auf verschiedenen Wegen auch auf den Menschen übertragen werden kann. Diese Mikroben produzieren starke Zellgifte, die bei Menschen bei schwerem Verlauf auch blutige Durchfälle sowie Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren hervorrufen.

Infektionsquelle weiterhin unklar

Die Suche nach den Gründen für das gehäufte Auftreten von Ehec-Infektionen hat bislang keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Weder lasse sich der Ausgangsort genau lokalisieren, noch sei die Infektionsquelle identifiziert, sagte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) in Schwerin. 

Das Ausbruchsgeschehen halte nun schon seit mehr als einem Monat an. „Und je länger wir diesen Bakterienstamm in Mecklenburg-Vorpommern haben, umso schwieriger wird es auch, beprobbare Lebensmittel aufzufinden oder sich zu erinnern, wann habe ich wo etwas gegessen“, erklärte die Ministerin.

Die Betroffenen seien ausführlich zu Aufenthaltsorten und verspeisten Lebensmitteln befragt worden. Die Antworten abzugleichen, Parallelen festzustellen und daraus eine mögliche Infektionsquelle abzuleiten, gleiche einer Sisyphusaufgabe, sagte Drese. „Bei dem großen Ehec-Ausbruch 2011 hat es über acht Wochen gedauert, bis man so ungefähr eine Ahnung hatte, woher es kommt“, rief sie in Erinnerung. Die wahrscheinliche Ursache damals: verunreinigte Sprossen von Bockshornklee-Samen aus Ägypten. 

Ehec-Ansteckungen gibt es regelmäßig. Daten des Robert Koch-Instituts zufolge wurden 2023 bundesweit mehr als 3.440 Erkrankungen erfasst, 2024 rund 4.570 und in diesem Jahr bis Ende August etwa 3.700. Im Jahr 2023 wurden fünf HUS-bedingte Todesfälle gemeldet, im Jahr 2024 waren es drei. (dpa)

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