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Was tun bei unerträglichen Cluster-Kopfschmerzen?: Die Zeit der Hilflosigkeit ist vorbei
Cluster-Kopfschmerzen sind die wohl schmerzhafteste Form von Kopfschmerz. Attacken treten oft mitten in der Nacht auf – und machen die Betroffenen geradezu wahnsinnig.

Stand:
Es gibt weit über 200 unterschiedliche Arten von Kopf- und Gesichtsschmerz. Die meisten tauchen im Praxisalltag nicht auf und sind eher für Forscher interessant. Die häufigsten sind Spannungskopfschmerz und Migräne.
Die schlimmsten sind Cluster-Kopfschmerzen. Betroffene beschreiben ihre Schmerzen als „glühende Nadel“. Die Schmerzstärke ist auf der Skala von eins bis zehn zuverlässig eine Zehn.
Die Schmerzen sind streng einseitig, um das Auge herum lokalisiert, das Auge kann tränen, gerötet sein, der Betroffene kann im Gesicht schwitzen, die Nase kann laufen.
Das Unerträgliche an diesen Kopfschmerzen ist aber ihre Häufigkeit. Wie der Namen „Cluster“ – sinngemäß: „Häufung“ – nahelegt, treten diese Schmerzattacken in Serien mit einer Frequenz von bis zu acht Attacken pro 24 Stunden auf. Am häufigsten nachts zwischen ein und drei Uhr, was die Schmerzen noch unerträglicher macht.
Das Unerträgliche an den Cluster-Kopfschmerzen ist ihre Intensität – und dass sie jederzeit ohne Vorwarnung auftreten können.
Magnus Heier, Kolumnist
Die Angst vor der nächsten Attacke ist immer dabei! Oft sind sie jahreszeitlich gehäuft – das heißt umgekehrt: Es gibt kopfschmerzfreie Monate. Das Unerträgliche an den Cluster-Kopfschmerzen ist ihre Intensität – und dass sie jederzeit ohne Vorwarnung auftreten können. Passenderweise heißen sie deshalb auch „Suicide-Headache“ – Selbstmord-Kopfschmerzen.
Aber man kann etwas tun. Wir kennen mittlerweile einige der Auslöser: Alkohol etwa oder Histamin (in einigen Lebensmitteln) – oder auch der Aufenthalt in großer Höhe. Und man kennt wirksame Behandlungen. In der akuten Schmerzphase bekommen die Patienten eine Viertelstunde lang Sauerstoff über eine Gesichtsmaske. Da die Betroffenen ihre Schmerzen oft seit Jahrzehnten kennen, haben sie immer und überall Sauerstoffflasche und Maske dabei. Eine Behandlung mit Medikamenten hilft zusätzlich. Vor allem aber auch eine vorbeugende Medikation.
Meist lassen sich die Attacken damit deutlich lindern – sowohl in ihrer Stärke als auch in ihrer Häufigkeit. Und schließlich gibt es noch eine minimalinvasiv operative Möglichkeit bei nicht behandelbaren chronischen Cluster-Kopfschmerzen: die Stimulation des „Ganglion sphenoidale“, eines Nervenknoten im Gehirn. Die Zeit, in der die Betroffenen den Schmerzattacken hilflos ausgeliefert waren, ist vorbei!
Alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne „Im weißen Kittel“ finden Sie auf der Übersichtsseite.
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