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Erfolgsmodell: Der preisgünstige und praktische Inster landet direkt nach dem Start 2025 auf Platz eins im Elektro-Kleinwagen-Segment.

© Foto: Hyundai

Hyundai: Bis 2027 jedes Modell elektrisch

Europa-CEO Xavier Martinet präsentiert auf Strategie-Konferenz ambitionierte Ziele des südkoreanischen Autobauers. Mehrere neue Modelle angekündigt.

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Bis 2027 will Hyundai für jedes Modell der Produktpalette eine elektrifizierte Version anbieten. Das erklärte Xaxier Martinet, der seit Jahresbeginn als Präsident und CEO das Europa-Geschäft des südkoreanischen Automobilunternehmens leitet, auf einer Strategie-Veranstaltung in London. Dazu gehören vollelektrische und Vollhybrid-Fahrzeuge; allerdings soll es jeweils noch eine Verbrennerversion geben. Außerdem will Hyundai bei der weiteren Entwicklung einen Schwerpunkt auf den Bereich der Kleinwagen setzen.

Das B-Segment sei im diversen europäischen Automarkt zentral wichtig für die Markenentwicklung. Martinet kündigte drei neue Modelle in den kommenden 18 Monaten an. Sehr erfolgreich unterwegs ist das Unternehmen im B-Segment schon jetzt etwa mit dem seit Jahresbeginn in Europa verkauften Kleinwagen Inster. Allerdings, so Martinet, werde man auch im größeren C- und D-Segment attraktive Angebote entwickeln.

Erfolgreicher Inster

In Deutschland ist der eigenwillig designte, überaus praktische und mit 23.900 Euro preisgünstige Inster bereits das bestverkaufte elektrische Modell in seiner Klasse. Martinet verwies darauf, dass der Inster nicht vorrangig wegen des elektrischen Antriebs gekauft werde, sondern wegen seines „Designs, der Vielseitigkeit und des Preises“. Ganz neu auf den Markt kommt aktuell der vollelektrische Familien-SUV Ioniq 9 mit bis zu sieben Plätzen, nachdem seit Jahresbeginn auch eine überarbeitete Version des erfolgreichen vollelektrischen Mittelklasse-SUV Ioniq 5 zu haben ist.

Entwicklungs-Chef Tyrone Johnson (links) und CEO Xavier Martinet.

© Foto: Hyundai

CEO Martinet kündigte außerdem in Hinblick auf die größeren Fahrzeuge an, im Leasingbereich das bislang schwache Flottengeschäft verstärken zu wollen. Aus dem Unternehmen ist außerdem zu hören, dass bereits im Herbst ein weiteres Modell im B-Segment vorgestellt werden soll. Nähere Informationen gibt es noch nicht. Hyundai ist zusammen mit der zum Konzern gehörenden Unternehmen KIA sowie der Marke Genesis mit insgesamt knapp acht Millionen verkaufter Fahrzeuge der weltweit drittgrößte Autobauer.

Europäischer Markt immer wichtiger

Der europäische Entwicklungschef Tyrone Johnson wies bei der Strategie-Konferenz auch darauf hin, dass Hyundai sich bei der technischen Entwicklung stärker auf den europäischen Markt konzentrieren wird. Gerade Europa mit seinem großen Markt und Ländern mit unterschiedlichen Wünschen der Kunden sei ein für das Unternehmen ein immer wichtigerer werdender Markt. Eine Rolle, das machte Xavier Martinet deutlich, spielten für die Südkoreaner auch die aktuelle weltweite wirtschaftliche Verunsicherung und mögliche Beeinträchtigungen der weltweiten Produktionsketten. Derzeit gibt es in Rüsselsheim ein europäisches Entwicklungszentrum mit rund 500 Ingenieuren. Man sei auf dem Weg, auch in Deutschland eigene Modelle zu entwickeln, betonte Entwicklungschef Tyrone Johnson.

Ioniq 5: Noch sportlicher und nun mit 570 Kilometer Reichweite.

© Foto: Hyundai

Martinet schloss nicht aus, dass künftig etwa der Inster in Deutschland produziert werden könnte – derzeit wird das Modell in Südkorea montiert. In Europa werden derzeit nur der erfolgreiche elektrische Kona in Nosovice in Tschechien und die als Verbrenner angebotenen Kleinwagen i10 und i20 im türkischen Izmet gefertigt. Ab 2026 soll dort zusätzlich ein neues elektrisches Modell gebaut werden.

Problem neue Abgasnorm

Wie es mit den Kleinwagen i10 und i20 weitergehen soll, ist noch offen. Derzeit erfüllen die Verbrennermotoren nicht die künftigen Grenzwerte der neuen Euro7-Abgasnorm, die ab 2027 gelten soll. Auch wie eine Elektrifizierung der Kleinwagen aussehen könnte, lässt Hyundai offen. Gerade für kleine Fahrzeuge seien die Kosten, um die neuen Klima-Regularien einzuhalten, sehr schwierig zu handhaben. Entwicklungschef Tyrone Johnson ließ erkennen, dass sogenannte „Range Extender“ eine zu teure technische Lösung sei. Dies lohne sich eher nur für größere Fahrzeuge. Bei der Technik lädt ein kleiner Verbrennermotor während der Fahrt eine Batterie, die wiederum einen E-Motor antreibt und so vollelektrisches Fahren ermöglicht.

Marktanteil verdoppelt

In Deutschland hat sich der Marktanteil von Hyundai in den vergangenen Jahren von zwei auf derzeit 3,9 Prozent nahezu verdoppelt – liegt aber immer noch knapp hinter dem Marktanteil der Konzerntochter KIA. Die beiden Unternehmen kooperieren in vielen Bereichen; so entsteht der neue Ioniq 9 auf einer von KIA entwickelten und produzierten Plattform. Der Franzose Martinet war vor seinem Wechsel zu Hyundai 15 Jahre sehr erfolgreich für Dacia tätig, das mit seinen sehr preiswerten Modellen großen Erfolg hat. Der neue Europa-CEO strebt an, dass er die Dacia-Verkaufszahlen - mit 5,9 Prozent Marktanteil bei den Privatkunden deutschlich stärker als Hyundai – innerhalb der nächsten fünf Jahre überholen möchte.

Ioniq 9: Der dreireihige, vollelektrisches SUV, der jetzt in Deutschland auf den Markt kommt, hat viel Platz und 620 Kilometer Reichweite.

© Foto: Hyundai

Auch insgesamt soll Hyundai innerhalb von zehn Jahren zu den führenden Automarken in Europa aufschließen. Martinet nannte seine Ziele eine „ambitionierte, aber realistische roadmap“. Er machte dabei deutlich, dass eine Strategie der niedrigen Preise nicht geben werde – diese machten ein Unternehmen vielmehr „verletzlich“, so Martinet. Vielmehr brauche es hochwertige technische Lösungen, welche die Wünsche der Kunden treffe, etwa die ausgereifte EV-Technologie. Hyundai hat etwa die Ioniq-Modelle mit einer 800-Volt-Ladearchitektur ausgestattet – ansonsten nur bei Oberklasse-Fahrzeuge zu finden.

Hyundai gegen Lockerung der EU-Klimaziele

Der Verkauf von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen liegt bei Hyundai derzeit bei 17 Prozent – was europäischer Durchschnitt ist. Um die CO₂-Ziele bis 2027 zu erreichen, muss der Anteil auf deutlich über 20 Prozent steigen. Europa-CEO Xavier Martinet ließ auf eine entsprechende Frage erkennen, dass er es nicht fair finden würde, wenn die Europäische Union die vereinbarten Klimaziele für den Automobilbereich weiter abschwächen würde. Schließlich habe das Unternehmen bereits entsprechend in elektrisch angetriebene Fahrzeuge investiert, um die künftigen Grenzwerte zu erfüllen. Zusammen mit dem Entwicklungschef Tyrone Johnson stellte Martinet aber klar, dass Hyundai alle Regularien erfüllen werde, auch wenn dies zusätzliche Investitionen bedeuten könnte.

Die EU hat die Klimaregulierung für Autos bereits etwas gelockert und gibt den Autoherstellern mehr Zeit zur Einhaltung der CO₂-Emissionsziele. Nun wird eine Übergangsfrist von drei Jahren eingeräumt, innerhalb derer die Hersteller die Durchschnittswerte für ihre Flotte erreichen müssen. Zudem gibt es starke Bemühungen von Herstellern, etwa von Mercedes-Benz, BMW oder Volkswagen, die CO₂-Flottengrenzwerte perspektivisch durch eine sogenannte Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) zu ersetzen. Das Kalkül dabei ist, durch eine Umstellung auf die LCA die Diesel und Plug-in-Hybride als weniger klimaschädlich im Vergleich zum E-Auto zu definieren.

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