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„Ich hau dir in dein Gesicht“: US-Finanzminister soll Rivale in Regierung bedroht haben
Bei einem privaten Dinner mit hochrangigen Gästen soll ein Streit zwischen US-Finanzminister Bessent und einem Behördenchef eskaliert sein. Bessent war einst schon mit Elon Musk aneinandergeraten.
Stand:
Bei einem privaten Dinner führender Beamter der Trump-Regierung ist es vergangene Woche offenbar zu einem Zwischenfall gekommen. Einem Bericht des US-Nachrichtenportals „Politico“ zufolge soll Finanzminister Scott Bessent dem Leiter der Bundesbehörde für Wohnungsfinanzierung, Bill Pulte, mit körperlicher Gewalt gedroht haben.
Während des Abendessens im vom Präsidentensohn Donald Trump Jr. betriebenen „Executive Branch“-Club in Washington DC habe Bessent demnach Pulte lautstark beschimpft. Der Anlass: Ihm sei ihm zu Ohren gekommen, dass Pulte schlecht über ihn bei Präsident Donald Trump gesprochen habe.
Notfalls werde er ihn draußen verprügeln, sagte Bessent
Zeugen berichteten „Politico“, dass Bessent Pulte mit ziemlich derber Wortwahl konfrontiert habe. Auch drohte er ihm, er schlage ihm in sein Gesicht.

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Die Situation sie so stark eskaliert, dass Club-Mitbesitzer Omeed Malik einschreiten musste. Bessent habe verlangt, Pulte solle den Club verlassen – notfalls werde er ihn draußen verprügeln. „Es ist entweder er oder ich“, wird Bessent zitiert.
Malik habe die beiden Männer getrennt und das Dinner habe nach dieser Auseinandersetzung ohne weitere Vorfälle fortgesetzt werden können.
Der 63-jährige Bessent und der 37-jährige Pulte wurden dem Bericht zufolge vor dessen Erscheinen angefragt, wollten die Geschehnisse aber allesamt nicht kommentieren.
Angespanntes Verhältnis
Unter den rund 30 Gästen des Dinners waren hochrangige Regierungsmitglieder wie Verkehrsminister Sean Duffy, Handelsminister Howard Lutnick, Innenminister Doug Burgum und Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard.
Bessent, Pulte und Handelsminister Lutnick arbeiten gemeinsam an der Privatisierung der im Zuge der Finanzkrise 2008 verstaatlichten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Zwischen Bessent und Pulte herrscht ein Machtkampf um Zuständigkeiten.
Auch das Verhältnis zwischen Lutnick und Bessent gilt als angespannt. Beide konkurrierten nach Trumps Wahl um den Posten des Finanzministers. Bessent sieht Pulte als jemand, der sich in seine Angelegenheiten einmischt, Pulte wiederum fühlt sich von Bessent übergangen.
Pulte geht gegen Notenbank-Chef Powell vor
Pulte entließ bereits über 100 Mitarbeiter bei Fannie Mae und Freddie Mac und startete zudem Untersuchungen gegen Kritiker des Präsidenten, darunter Fed-Gouverneurin Lisa Cook.
Auch fordert er den Rücktritt von Notenbank-Chef Jerome Powell und lobbyiert auch dafür, dass Trump diesen wegen angeblicher Misswirtschaft absetze.
Bessent wiederum warnt wegen möglicher Marktverwerfungen vor einem solchen Schritt. Trump hatte ihn sogar selbst als Nachfolger für Powell vorgeschlagen, Bessent erklärte aber, er wolle den Posten nicht.
Einem weiteren „Politico“-Bericht zufolge teilen einige Republikaner Bessents Einstellung zu Pulte. Mehrere Abgeordnete, die anonym bleiben wollten, bezeichneten Pulte als überheblich und fehl am Platz. „Ich hätte dasselbe wie Bessent getan“, wird ein Republikaner zitiert.
Bessent wird von einigen als „Erwachsener im Raum“ angesehen, der das beste Gespür für die Märkte habe. Pulte genießt wiederum Rückhalt im besonders rechts gerichteten Republikaner-Flügel „Freedom Caucus“. Der Abgeordnete Andy Ogles sagte, Pulte mache einen „großartigen Job“.
Körperliche Auseinandersetzung zwischen Bessent und Elon Musk
Im Frühjahr war Bessent bei einer Kabinettssitzung im Oval Office bereits scharf mit Elon Musk aneinandergeraten. Der verkehrte damals als Leiter seiner Kommission für angebliche „Regierungseffizienz“ (Doge) noch regelmäßig im Umfeld von Präsident Trump, bevor sich auch diese beiden Männer zerstritten.
Bei der Auseinandersetzung zwischen Bessent und Musk sei es laut mehrerer Medienberichte um Meinungsverschiedenheiten über die Besetzung des Interims-Leiters der Steuerbehörde IRS gegangen.
Ein Zeuge beschrieb die Auseinandersetzung als „zwei Milliardäre, die sich wie im Wrestling-Kampf gegenüberstehen“. Laut „The Atlantic“ habe Bessent auch hier mehrfach sehr derbe Dinge zu Musk gerufen. Dieser habe Bessent im Gegenzug einen Agenten von George Soros und einen „Hedgefonds-Versager“ genannt.
Musk sei Bessent dann mit der Schulter in die Rippen gerammt, woraufhin Bessent zurückschlug. Mehrere Mitarbeiter mussten einschreiten, um die Situation zu entschärfen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, nannte das Ganze später eine „robuste Auseinandersetzung“.
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