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Ein Demonstrant in Nante, holt zum Flaschenwurf aus.

© AFP/LOIC VENANCE

180 Festnahmen, 22 Verletzte: Ausschreitungen bei Protesten gegen umstrittene Rentenreform in Frankreich

In ganz Frankreich demonstrierten zum Tag der Arbeit Hunderttausende gegen Macrons Rentenreform. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.

| Update:

In Frankreich haben Hunderttausende Menschen am 1. Mai gegen die weiter umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron demonstriert, wobei es vielfach zu Ausschreitungen kam. In Paris und anderen Großstädten gab es Festnahmen und Verletzte, die Polizei setzte Tränengas ein. Demonstranten setzten Autos und Mülltonnen in Brand und warfen Scheiben von Banken und Geschäften ein. Die Gewerkschaften hatten in Großstädten und kleineren Orten zu über 300 Kundgebungen aufgerufen.

Die Behörden sprachen am Abend von landesweit 782.000 Teilnehmern, davon alleine 112.000 in Paris. Nach Gewerkschaftsangaben waren es 2,3 Millionen Menschen. Die überwiegende Mehrheit der Demonstranten sei natürlich friedlich geblieben, sagte Innenminister Gérald Darmanin.

Aber vor allem in Paris, Lyon und Nantes seien die Ordnungskräfte extrem gewalttätigen Randalierern gegenübergestanden, die mit einem Ziel gekommen seien: Polizisten zu töten und das Eigentum anderer anzugreifen. In Paris sei ein Polizist schwer verletzt worden, er habe Verbrennungen durch einen Molotowcocktail erlitten. „Diese Gewalt ist vorbehaltlos zu verurteilen.“

Videobilder aus verschiedenen Städten zeigten massive Sachbeschädigungen. Landesweit gab es bis zum späten Nachmittag 180 Festnahmen, 53 davon in Paris, berichtete der Sender BFMTV unter Verweis auf die Behörden. In Lyon seien 16 Polizisten und 6 Demonstranten verletzt worden. In der Hauptstadt und weiteren Großstädten setzte die Polizei erstmals Drohnen zur Überwachung der Lage ein. Die letzten landesweiten Proteste gegen die Rentenreform hatte es vor zwei Wochen gegeben, nachdem Macron die Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre offiziell in Kraft gesetzt hatte.

Die Polizei rüstete sich zuvor für die bereits befürchteten Ausschreitungen, am Mittag war die Lage aber zumeist noch entspannt. In Paris und weiteren Großstädten sollten erstmals Drohnen zur Überwachung der Lage eingesetzt werden. Üblicherweise kommen zu Kundgebungen am 1. Mai in Frankreich landesweit zwischen 100.000 und 160.000 Menschen zusammen.

Gesetz ohne Abstimmung beschlossen

Macrons Mitte-Regierung würde die inzwischen beschlossene Rentenreform am liebsten als abgehakt betrachten, die Gewerkschaften und Teile der Opposition protestieren aber weiter, um deren Umsetzung ab 1. September zu verhindern.

Die letzten landesweiten Proteste gegen die Rentenreform hatte es vor zwei Wochen gegeben, nachdem Macron die Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre in Kraft gesetzt hatte. Für Unmut sorgt weiterhin, dass die Regierung die Reform ohne Abstimmung im Parlament unter Nutzung eines Sonderparagrafen durchdrückte.

Die Frage ist nun, ob die Demonstrationen am 1. Mai die letzten großen Kundgebungen gegen die Rentenreform sein werden. Zuvor bereits waren die Teilnehmerzahlen rückläufig, und auch ein Aufbrechen der gemeinsamen Front der Gewerkschaften zeichnet sich ab. (dpa)

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