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Angeblich keine Hilfsgüter an Bord: Israel stoppt letztes Boot der Gaza-Flotte
Israels Marine hat nun auch einen Nachzügler der bisher größten Gaza-Flotte propalästinensischer Aktivisten abgefangen. Eine weitere ist Berichten zufolge bereits unterwegs.
Stand:
Die israelische Marine hat laut Aktivisten das letzte Boot einer Flotte privater Segel- und Motorboote kurz vor dem Gazastreifen abgefangen. Ein von den propalästinensischen Aktivisten veröffentlichtes Video zeigt, wie sich das israelische Boot zunächst nähert, als Soldaten das Boot der Aktivisten entern, enden die Aufnahmen.
Berichten zufolge hatte das Boot technische Probleme und fuhr der Flotte hinterher. Die restlichen Boote der „Global Sumud Flotilla“ hatte Israel bereit zuvor gestoppt. Insgesamt waren es 42. Mehr als 400 Besatzungsmitglieder aus Dutzenden Ländern wurden in Gewahrsam genommen, darunter die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. Sie sollen in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden .Aus Israel gab es zunächst keine Bestätigung, dass auch der Nachzügler gestoppt wurde.
Das israelische Außenministerium warf den Aktivisten zudem vor, auf den über vierzig abgefangenen Schiffen keine Hilfsgüter geladen zu haben. „Wie bereits erwähnt, ging es nie um die Hilfe. Es ging immer um die Provokation“, heißt es in einem Beitrag des israelischen Außenministeriums auf der Plattform X (Freitag).
Das Ministerium veröffentlichte ein Video, das den israelischen Polizeisprecher Dean Elsdunne an Bord eines der größten Schiffe der mittlerweile von Israel abgefangenen Flotilla zeigen soll. Was an Bord fehle, so Elsdunne in dem Video, sei „all diese Hilfe, die sie nach Gaza bringen sollten“. Dies erkläre auch, warum die Aktivisten Angebote Israels und mehrerer anderer Länder abgelehnt hätten, die Hilfe auf einem sicheren Weg nach Gaza zu bringen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Vertreter der Flotilla waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Israelische Spezialeinheiten hatten 42 Boote der Global Sumud Flotilla geentert und insgesamt mehr als 400 Besatzungsmitglieder aus Dutzenden Ländern in Gewahrsam genommen. Unter ihnen ist auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. Israel will die propalästinensischen Aktivisten abschieben.

© REUTERS/ISRAEL FOREIGN MINISTRY
Berichten zufolge nimmt bereits eine weitere Flotte Kurs auf den Gazastreifen. Die neun Boote sollen derzeit vor der Küste der griechischen Insel Kreta sein.
Die Trägerorganisation der Aktion warf Israel einen Bruch des Völkerrechts und Kriegsverbrechen im Gazastreifen vor. Ein „friedlicher, gewaltfreier Konvoi, der Lebensmittel, Babynahrung und Medikamente“ zum Gazastreifen bringen sollte, sei gewaltsam und illegal in internationalen Gewässern gestoppt und die Teilnehmer seien „entführt“ worden, stand in einer auf Telegram verbreiteten Mitteilung der Organisatoren. Auf X sprachen Unterstützer von „Piraterie“.
Mehrere Aktivisten offenbar in Hungerstreik getreten
Weiter hieß es: „Alle unsere festgenommenen Aktivisten befinden sich derzeit im Hafen von Aschdod, sind bei guter Gesundheit und in Sicherheit.“ Unter den Aktivisten befinden sich laut einem türkischen Sprecher 48 Türken. Die griechischen Organisatoren teilten mit, dass elf griechische Aktivisten aus Protest gegen ihre „illegale Festnahme durch die israelischen Behörden“ in den Hungerstreik getreten seien.
Die Flotte mit pro-palästinensischen Aktivisten, die nach eigenen Angaben Hilfsgüter für den Gazastreifen an Bord hatte, war Anfang September aufgebrochen. In der Flotte waren mehrere Prominente mitgereist, darunter neben Thunberg ein Enkel des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela, Mandla Mandela, und die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan.

© dpa/Guido Calamosca
In mehreren Ländern protestieren Menschen aus Solidarität mit der Gaza-Flotte. In Spanien hatten am Donnerstag Zehntausende Menschen gegen den Stopp der Aktivisten durch die israelische Marine demonstriert.
Wegen eines großen Streiks als Zeichen der Solidarität mit der von Israel gestoppten Gaza-Flotte kam es in Italien landesweit zu Behinderungen. Im Bahnverkehr gab es teils Ausfälle und Verspätungen der Züge. In Großstädten wie Rom und Mailand funktionierte der öffentliche Nahverkehr nur eingeschränkt. Im ganzen Land gingen am Freitag Demonstranten auf die Straße. Angaben der Polizei zufolge versammelten sich allein in Rom etwa 80.000 Demonstrierende.
Der größte Gewerkschaftsverband des Landes, CGIL, rief nach dem Stopp der Gaza-Flottille vor wenigen Tagen zu einem Generalstreik auf. Die Arbeitsniederlegung sei eine direkte Reaktion auf den Stopp der Flottille, teilte CGIL mit. Die Regierung lasse „italienische Arbeiter in offenen internationalen Gewässern im Stich“, hieß es.
In Paris hatten sich am Tag zuvor rund 1000 Menschen versammelt, in Rom gingen nach Polizeiangaben 10.000 Menschen auf die Straße. Auch in Berlin, Den Haag, Tunis, Brasília und Buenos Aires gab es Proteste.
Auslöser des Kriegs im Gazastreifen war das von Terroristen der Hamas und anderer Organisationen verübte Massaker in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Küstenstreifen verschleppt worden waren. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 66.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet.
Derzeit liegt ein Friedensplan von US-Präsident Donald Trump auf dem Tisch, dem Israel zugestimmt hat. Eine Antwort der Hamas, für die Trump eine kurze Frist von wenigen Tagen gesetzt hat, stand weiter aus. (dpa, AFP, KNA)
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