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Antrag aus Türkei bei EU zurückgezogen: Döner-Streit mit Deutschland ist offenbar vom Tisch
Kalbsdöner, Putendöner, Gemüsedöner: Die Türkei wollte Varianten der bei vielen in der Bundesrepublik beliebten Speise verbieten lassen. Einem Medienbericht zufolge droht dies nun nicht mehr.
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Die Menschen in Deutschland dürfen weiter ihren Lieblings-Döner essen: Ein Streit mit der Türkei um das Gericht vom Drehspieß hat sich einem Medienbericht zufolge erledigt. Kalbsdöner, Gemüsedöner und viele andere Zutaten dürfen demnach hierzulande weiter verkauft werden, wie die „Bild“-Zeitung am Donnerstag berichtet.
Vor mehr als drei Jahren hatte der Internationale Dönerverband Udofed in Istanbul bei der EU einen Antrag auf Eintragung von Döner als „garantiert traditionelle Spezialität“ gestellt. Wäre es dazu gekommen, hätten alle Döner in der EU nach den strengen türkischen Vorgaben hergestellt werden müssen. Die in dem Antrag aufgeführten Döner-Rezepturen waren völlig anders als in Deutschland.
Das Siegel „garantiert traditionelle Spezialität“ steht für eine festgelegte traditionelle Zusammensetzung und Herstellung eines Lebensmittels. Es gilt beispielsweise für den Serrano-Schinken aus Spanien, den italienischen Mozzarella-Käse oder das Gueuze-Bier aus Belgien. In der EU gilt die Bezeichnung für rund 90 Lebensmittel.
Wir freuen uns, dass die Döner-Vielfalt in Deutschland erhalten bleibt und noch größer werden kann.
Erdogan Koc, Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten Deutschlands
Nach dem Antrag aus der Türkei sollte Döner aus Fleisch von mindestens 16 Monate alten Rindern oder Keulen- und/oder Rückenfleisch von mindestens sechs Monate alten Schafen bestehen. Einzige Alternative wäre demnach Döner aus Hähnchenfleisch gewesen, der aus Hähnchenbrust und/oder Hähnchenschenkeln hergestellt werden müsste.
Genau geregelt hätte demnach auch werden müssen, welche Zutaten für die Marinade zulässig sind, wie dick die Fleischscheiben zu sein haben und wie lange mariniert werden muss.
Die „Bild“-Zeitung zitiert eine Sprecherin für Landwirtschaft der Europäischen Kommission: „Der Antrag auf Registrierung von ,Döner‘ als garantiert traditionelle Spezialität wurde am 23. September 2025 zurückgezogen. Dies bedeutet automatisch, dass das Registrierungsverfahren eingestellt wird.“
Deutschland hatte zuvor Widerspruch gegen den Antrag der Türkei eingereicht. Ein Konsultationsverfahren brachte demnach keine Einigung und endete am 20. März. Seitdem war das Verfahren zur Entscheidung bei der EU-Kommission anhängig. Unter Berufung auf EU-Kreise schreibt das Blatt, dass die Kehrwende aus der Türkei daran liegt, dass die Erfolgschancen des Antrags bei null gelegen hätten.
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Auch der damalige Agrarminister Cem Özdemir von den Grünen hatte sich vor zwei Jahren öffentlich für den deutschen Döner eingesetzt.
Nach Informationen des Blattes wären von einem Verbot etwa 18.500 Döner-Imbisse in Deutschland betroffen gewesen. 80 bis 90 Prozent der deutschen Döner-Läden hätten ihr Produkt demnach nicht mehr Döner nennen dürfen.
Nach Angaben des Vereins Türkischer Döner-Hersteller in Europa werden aktuell europaweit etwa 400 Tonnen Döner pro Tag produziert. Die Zahl der Beschäftigten beläuft sich demnach auf rund 60.000 Mitarbeiter. Die Döner-Branche erziele in Deutschland jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro Umsatz, europaweit circa 3,5 Milliarden.
Die türkischen Vorgaben hätten das Angebot radikal eingeschränkt, sogar die Döner-Messer wollte der türkische Verband bestimmen. Erdogan Koc, Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten Deutschlands, sagte dem Blatt: „Wir freuen uns, dass die Döner-Vielfalt in Deutschland erhalten bleibt und noch größer werden kann.“ (lem)
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