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Aufregung rund um FPÖ-Kandidaten: „Treuelied“ der SS bei Begräbnis von Lokalpolitiker
Die rechte FPÖ hat am Sonntag gute Chancen auf den Wahlsieg in Österreich. Nun sorgen ein Begräbnis und ein dabei gesungenes Lied jedoch für Aufregung.
Stand:
Am Vorabend der Parlamentswahl in Österreich sorgt die Teilnahme von bekannten FPÖ-Politikern an einem Begräbnis für Aufregung.
Wie die Tageszeitung „Der Standard“ am Samstag online berichtet, waren die Parlamentarier und Wahlkandidaten Harald Stefan und Martin Graf am Freitag bei einer Beisetzung in Wien anwesend, bei der ein Lied mit SS-Vergangenheit gesungen wurde.
„Der Standard“ veröffentlichte offenbar verdeckt gefilmte Aufnahmen des Begräbnisses, auf denen die beiden Politiker sowie der Direktor der FPÖ-Parlamentsfraktion zu sehen sind. Im Video ist zu hören, wie die Trauergemeinde das Lied „Wenn alle untreu werden“ singen, inklusive der Zeile, „woll’n predigen und sprechen vom heil’gen Deutschen Reich“.
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Ob die FPÖ-Vertreter mitsangen, ist nicht zu sehen. Das Lied stammt aus dem Jahr 1814. Es wurde von der SS als „Treuelied“ glorifiziert, aber auch vom NS-Widerstand gesungen.
Scharfe Kritik aus allen Richtungen
Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum verurteilten den Vorfall scharf. Die jüdische Studierendenvereinigung JöH teilte mit, dass sie Anzeige unter anderem gegen die anwesenden FPÖ-Politiker erstattet habe.
Die konservative Kanzlerpartei ÖVP erklärte im Onlinedienst X, dass FPÖ-Chef Herbert Kickl solche Vorkommnisse dulde, beweise, „dass er keine Berührungsängste mit Rechtsextremen hat“. Die Partei betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass es mit Kickl keine Zusammenarbeit geben werde. Die Wähler forderte sie auf, mit ihrer Stimmabgabe für die ÖVP am Sonntag „die Mitte zu stärken“.
„Die FPÖ beweist einmal mehr, dass sie rechtsextrem ist“, sagte Justizministerin Alma Zadić von den Grünen. Ähnliche Kritik übten die sozialdemokratische SPÖ und die liberalen Neos. SPÖ-Chef Andreas Babler erklärte bei X, der Vorfall zeige erneut, dass „mit einer solchen Partei kein Staat zu machen“ sei.
Bei dem Begräbnis wurde ein ehemaliger FPÖ-Lokalpolitiker beigesetzt. Er hatte 2006 für einen Skandal gesorgt, als er seine Rede bei einer Wiener Parteiversammlung „mit einem kräftigen ‚Heil‘ für die Zukunft“ beendet hatte.
Die FPÖ beweist einmal mehr, dass sie rechtsextrem ist.
Österreichs Justizministerin Alma Zadić (Grüne)
Laut APA verteidigte der FPÖ-Politiker damals seinen Auftritt, bei dem er unter anderem zum Schutz des deutschen „Volkstums“ aufgerufen hatte, mit den Worten, man solle es sich auch nicht nehmen lassen, das Lied „Wenn alle untreu werden“ zu singen – das nun auch bei seiner Beisetzung gesungen wurde.
Die im Video gezeigten FPÖ-Vertreter äußerten sich nicht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Partei zeigte sich empört über das Video. „Das Begräbnis einer Privatperson, auf dessen Planung und Gestaltung die FPÖ keinerlei Einfluss hatte, nun politisch missbrauchen zu wollen, ist pietätlos und schäbig“, hieß es in einer Stellungnahme.
Österreich wählt am Sonntag ein neues Parlament. In Wahlumfragen kam die FPÖ von Parteichef Herbert Kickl zuletzt auf rund 27 Prozent. Sie lag damit zwei Prozentpunkte vor der konservativen ÖVP, die 2019 noch mit über 37 Prozent der Stimmen klar vorn gelegen hatte. Den Sozialdemokraten von der SPÖ werden gut 20 Prozent prognostiziert, den Grünen, die derzeit mit der ÖVP regieren, rund acht Prozent. (dpa/AFP)
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