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Da war die Welt von Baschar al-Assad (links) noch einigermaßen in Ordnung – jedenfalls residierte er noch in seinem Präsidentenpalast in Damaskus: Besuch des gestürzten syrischen Machthabers Assad bei Russlands Präsident Wladimir Putin im Oktober 2015 in Moskau.

© imago/ITAR-TASS

Baschar al-Assads neues Leben in Moskau: Syriens Ex-Machthaber will offenbar Augenarzt der Reichen werden

Im Dezember 2024 flüchtete Syriens Ex-Herrscher Baschar al-Assad aus seiner Heimat in Richtung Moskau. Dort soll er ein Leben in Luxus führen. Doch Russlands Präsident Putin zeigt ihm die kalte Schulter.

Stand:

Der ehemalige syrische Machthaber Baschar al-Assad bereitet sich in seiner neuen Heimat Moskau offenbar darauf vor, wieder in seinen früheren Beruf als Augenarzt zurückzukehren. Das schreibt der britische „The Guardian“ unter Berufung auf zwei mit der Familie vertraute Quellen.

Assad war im Dezember 2024 nach 24 Jahren Herrschaft gewaltsam gestürzt und aus Syrien nach Russland geflüchtet. In Moskau führe er nun ein Leben in Luxus. „Er lernt Russisch und frischt seine Kenntnisse in Augenheilkunde wieder auf“, zitiert der „Guardian“ einen Freund der Familie. „Das ist seine Leidenschaft, er braucht das Geld offensichtlich nicht. Schon vor Beginn des Krieges in Syrien praktizierte er regelmäßig als Augenarzt in Damaskus.“ Zu Assads Zielkundschaft gehöre die wohlhabende Elite von Moskau.

Die Assad-Familie führt dem Bericht zufolge ein komfortables Leben zwischen Moskau und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Trotzdem sei die Familie in Russland weitgehend isoliert. Die russische Regierung unterbinde Versuche von Baschar al-Assad, mit ehemaligen Kräften seines Regimes in Syrien Kontakt aufzunehmen.

Zu Russlands Präsident Wladimir Putin bestehe kein Kontakt, Assad sei für Putin als machtloser Ex-Herrscher von keinerlei Interesse mehr, berichtet der Assad-Vertraute. Lediglich mit seinem ehemaligen syrischen Minister für Präsidialangelegenheiten, Mansour Fadlallah Azzam, sowie seinem einstigen Wirtschaftsberater Yassar Ibrahim bestehe ein loser Austausch. „Er hat kaum Kontakte in die Außenwelt“, sagte der Vertraute dem „Guardian“.

Wohnen im „Beverly Hills der reichen Russen“

Zwei mit der Lage vertrauten Quellen zufolge lebt die Assad-Familie heute in der wohlhabenden Rubljowka-Gegend im Moskauer Westen, die nach einer zentralen Straße benannt ist. Diese „ist ein Symbol für Wohlstand: schwarze Limousinen, sündteure Boutiquen“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ vor Jahren über die Rubljowka. Die „Welt“ bezeichnete das Quartier als das „Beverly Hills der reichen Russen“.

In Assads Nachbarschaft lebt Prominenz, der ehemalige ukrainische Staatschef Wiktor Janukowytsch soll ebenfalls in der Gegend wohnen, schreibt der „Guardian“. Finanzielle Sorgen plagen die Familie offenbar nicht. Es gelang ihnen, einen Großteil ihres Vermögens bei ihrer Flucht aus Damaskus nach Moskau mitzunehmen.

Assad will seine Version der Geschichte erzählen

In den ersten Monaten nach der Flucht Ende 2024 habe sich Baschar al-Assad vor allem um seine Frau Asma al-Assad gekümmert, die 2024 an Leukämie erkrankt war. Laut einer Quelle, die mit den Details von Asmas Gesundheitszustand vertraut sein soll, hat sich der Gesundheitszustand der ehemaligen First Lady inzwischen verbessert.

Al-Assad sei nun fest gewillt, seine Version der Geschichte über den Zerfall seines Regimes und den Bürgerkrieg in Syrien darzulegen. Laut „Guardian“ habe er bereits Interviews mit dem russischen Propagandasender RT sowie mit einem rechtsgerichteten amerikanischen Podcaster vereinbart, warte jedoch noch auf die Genehmigung der russischen Behörden, um in den Medien aufzutreten.

Die drei Kinder des Paares – Sohn Hafiz, Tochter Zein und Sohn Karim – können sich in Russland offenbar relativ frei bewegen. Öffentlich seien sie bisher nur einmal aufgetreten, bei Zein al-Assads Abschlussfeier am 30. Juni an der Moskauer Elite-Universität MGIMO, so der „Guardian“.

Baschar al-Assad herrschte von 2000 bis Dezember 2024 in Syrien. Die Familie floh am 8. Dezember 2024 nach Russland, nachdem das Regime nach einem fast 14 Jahre dauernden Bürgerkrieg durch Rebellen des islamistischen Milizbündnisses HTS gestürzt worden war.

Der Bürgerkrieg forderte Schätzungen zufolge über 600.000 Tote, fast 14 Millionen Menschen wurden vertrieben.

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