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Soldaten auf der US Army Base im bayerischen Grafenwöhr.

© REUTERS/Andreas Gebert/File

Bericht über mögliche Verlegung nach Ungarn: Trump erwägt offenbar Abzug von US-Soldaten aus Deutschland

Noch sind etwa 37.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert. Doch einem Medienbericht zufolge könnten diese bald fast komplett abgezogen werden. Hintergrund soll der Streit um Nato-Budgets sein.

Stand:

US-Präsident Donald Trump erwägt einem Medienbericht zufolge eine großangelegte Truppenverschiebung innerhalb Europas. Im Zentrum der Überlegungen stehen offenbar die in Deutschland stationierten Soldaten.

Wie der britische „Telegraph“ unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtet, zieht Trump den Abzug von „etwa 35.000 US-Soldaten“ aus Deutschland in Betracht. Demnach sei der US-Präsident „wütend“, dass der Kontinent „auf einen Krieg drängt“.

Zwar stehe „keine konkrete Ankündigung bevor“, wird der Sprecher der US-Sicherheitsbehörde, Brian Hughes, in dem Bericht zitiert. Doch das US-Militär erwäge demnach „stets die Verlegung von Truppen überall auf der Welt, um den aktuellen Bedrohungen unserer Interessen bestmöglich zu begegnen“.

Den Angaben zufolge soll das betroffene Deutschland-Kontingent nach Ungarn verlegt werden. Der ungarische Premier Viktor Orban gilt als Trump-Verbündeter. Dieser hatte sich erst am Donnerstag bei einem EU-Sondergipfel als einziger Regierungschef geweigert, eine Verpflichtung zur Verstärkung der Unterstützung für die Ukraine zu unterzeichnen.

Damit stellte sich Orban auf die Seite Trumps, der auf Friedensverhandlungen für ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine pocht. Orban, der zugleich ein verhältnismäßig enges Verhältnis zu Russland pflegt, schrieb nach dem EU-Gipfel auf X von einem „transatlantischen Graben zwischen der Mehrheit Europas und den USA“.

Doch viel mehr als der Kurs im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine soll Trump der Streit über die Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato zu den Erwägungen über Verlegungen der Streitkräfte motivieren.

Trump pocht auf höhere Verteidigungsbudgets in der Nato

Dem „Telegraph“-Bericht zufolge wolle Trump die US-Truppen im Zuge seiner neu ausgerichteten Militärpolitik auf die Nato-Länder konzentrieren, die ihre Verteidigungsausgaben erhöht haben.

Demnach sollen sich die Kräfte auf die Nato-Länder konzentrieren, die ihre Verteidigungsausgaben erhöht haben, um die von Trump geforderten BIP-Ziele zu erreichen.

US-Präsident Donald Trump soll „wütend“ auf europäische Nato-Länder sein.

© REUTERS/LEAH MILLIS

In den vergangenen Jahren forderte Trump von den Nato-Partnern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Nun verlangt er eine Aufstockung der Verteidigungsbudgets auf fünf Prozent.

Von den fünf Prozent sind alle Mitglieder des Bündnisses weit davon entfernt. Auch die USA verfehlen Nato-Angaben zufolge dieses Ziel mit etwa 3,38 Prozent deutlich, pumpen jedoch das meiste Geld in das Verteidigungsbündnis. Deutschland kommt demnach derzeit auf 2,12 Prozent, in Ungarn liegt der Anteil bei 2,11 Prozent.

Blick auf die US-Airbase in Ramstein (Archivbild).

© dpa/Boris Roessler

Ungeachtet dieser Werte treibt Trump die Bündnispartner mit Drohungen weiter an. Erst am Donnerstag bekräftigte der 78-Jährige die Drohung, unnachgiebige Nato-Länder im Bündnisfall womöglich nicht zu unterstützen.

„Wenn sie nicht zahlen, werde ich sie nicht verteidigen“, sagte Trump im Weißen Haus: „Sie sollten mehr zahlen.“ Gemäß Artikel fünf des Nato-Vertrags müssen sich Nato-Länder allerdings gegenseitig beistehen, wenn eines von ihnen angegriffen wird.

Rund 37.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert

Sollten die Angaben aus dem „Telegraph“-Bericht zum Umfang der betroffenen Truppen stimmen, käme die Verlegung des genannten Kontingents fast einem Komplettabzug der in Deutschland stationierten US-Soldaten gleich.

Schild nahe der Ramstein Air Base.

© AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Nach Angaben des Europa-Kommandos der US-Streitkräfte (Eucom) sind derzeit rund 78.000 amerikanische Soldaten in Europa stationiert - darunter etwa 37.000 in Deutschland.

Noch im Juli 2023 hatte eine Anfrage der Linkspartei ergeben, dass im Jahr 2022 rund 38.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert gewesen sind.

Bereits zum Ende seiner ersten Amtszeit wollte 12.000 US-Soldaten aus Deutschland abziehen. Sein Nachfolger Joe Biden hatte diesen Plan jedoch gestoppt.

Anfang Februar hatte der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bei einem Truppenbesuch in Stuttgart erklärt, dass sein Land „die Streitkräftelage weltweit überprüfen“ werde.

Später schrieb er auf X vor einem Besuch im Brüsseler Nato-Hauptquartier, dass die Nato „eine stärkere, tödlichere Kraft - kein diplomatischer Club“ sein müsse. (cst)

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