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Der ehemalige österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser muss wegen Bestechlichkeit rund um den Verkauf von staatlichen Immobilien für vier Jahre ins Gefängnis.

© AFP/Hans Klaus Techt

Bestechungsskandal in Österreich: Ex-Finanzminister Grasser muss vier Jahre in Haft

Für die Höchstrichter ist der Fall „beispiellos“: Ein ehemaliger FPÖ-Politiker nimmt Gelder für die Privatisierung von staatlichen Immobilien an. Grasser sieht sich weiter als unschuldig.

Stand:

Der Fall hatte in Österreich erheblichen Wirbel ausgelöst, nun entschied der Oberste Gerichtshof (OGH): Der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser muss wegen Bestechlichkeit rund um den Verkauf von staatlichen Immobilien für vier Jahre ins Gefängnis. Das verhängte Strafmaß des OGH gegen Grasser ist das bisher höchste gegen einen österreichischen Spitzenpolitiker.

In einem Berufungsprozess bestätigte der OGH, dass sich der ehemalige FPÖ-Politiker der Untreue und Geschenkannahme schuldig gemacht hatte. Das Höchstgericht halbierte jedoch wegen der langen Verfahrensdauer die ursprüngliche achtjährige Haftstrafe und hob Grassers Verurteilung wegen Beweismittelfälschung auf.

Es ging in Österreich um 9,6 Millionen Euro

Grasser war von 2000 bis 2007 Finanzminister. Er war von der Vorinstanz im Jahr 2020 im Zusammenhang mit dem Verkauf von etwa 60.000 staatlichen Wohnungen schuldig gesprochen worden.

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Das Gericht sah es damals als erwiesen an, dass im Zuge dieser Privatisierung insgesamt 9,6 Millionen Euro an Bestechungsgeld vom erfolgreichen Bieter über Steueroasen an Grasser und andere verurteilte Angeklagte flossen.

Das Höchstgericht hielt fest, dass Grasser diese Summe – etwa ein Prozent des Verkaufserlöses – selbst gefordert hatte. Der OGH bestätigte auch die Verurteilung Grassers wegen Unregelmäßigkeiten rund um den Mietvertrag einer Finanzbehörde. „Es handelt sich um schwerwiegende Straftaten mit schwerwiegenden Folgen“, sagte die Vorsitzende Richterin des OGH. „Das ist in Österreich bisher beispiellos“.

Grassers Anwälte hatten vor dem Obersten Gerichtshof von einem politischen Urteil gesprochen. Sie zweifelten die Objektivität der Erstrichterin an, weil sich ihr Ehemann auf Twitter negativ über Grasser geäußert hatte. Der Oberste Gerichtshof betonte hingegen, dass Richterinnen und Richter in der Lage seien, trotz solcher Meinungsäußerungen objektive Urteile zu fällen.

Grasser will Urteil nicht akzeptieren

Der Oberste Gerichtshof habe ein „Fehlurteil“ gesprochen, das Recht und Gerechtigkeit verletzte, sagte Grasser. Er kündigte eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an. Dieser Schritt bewirkt aber keinen Aufschub der Haftstrafe.

Österreich stand zu Grassers Amtszeit wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ in internationaler Kritik. Die Europäische Union befürchtete eine Gefährdung demokratischer Werte und Menschenrechte in Österreich und verhängte Sanktionen.

Zusätzlich zog Grasser mediale Aufmerksamkeit auf sich, als er Fiona Swarovski heiratete, die Mitglied der Besitzerfamilie des berühmten Kristallglasherstellers ist. (dpa, Reuters)

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