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Das steht in den neuesten Epstein-Files: „Unser Präsident teilt unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen“
Stück für Stück veröffentlicht das US-Justizministerium die Akten zum Fall Epstein. Bemerkenswert unter den 30.000 neuen Dokumenten: Ein brisanter Brief an einen prominenten Sexualstraftäter und ein Bericht über einen mysteriösen Suizid.
Stand:
Das US-Justizministerium hat zum zweiten Mal binnen weniger Tage rund 30.000 Dokumente aus den Ermittlungen zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein veröffentlicht. Insgesamt ist es die achte Veröffentlichung von Dokumenten im Fall Epstein.
Die Dateien enthalten laut ersten Analysen von „New York Times“, „Washington Post“ und der Nachrichtenagentur Reuters unter anderem Flugprotokolle, Zeugenaussagen, interne Mails von Staatsanwälten, Hinweise aus der Bevölkerung, FBI-Vermerke und Kommunikationsunterlagen aus dem New Yorker Gefängnis, in dem Epstein 2019 starb.
Brisant ist unter anderem ein interner Vermerk aus dem Jahr 2020: Eine Bundesanwältin hielt darin fest, dass Donald Trump deutlich häufiger in Epsteins Privatjet gesessen haben soll als öffentlich bekannt – mindestens achtmal zwischen 1993 und 1996. Dabei begleiteten ihn mehrfach seine damalige Ehefrau Marla Maples sowie seine Kinder Tiffany und Eric.

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Auf einem Flug sollen laut den Akten nur Epstein, Trump und eine 20‑jährige Frau an Bord gewesen sein, auf zwei weiteren Flügen seien „Zeuginnen für den Fall Maxwell“ dabei gewesen. Die Namen von möglichen Zeugen sind geschwärzt. Präsident Donald Trump bestreitet jegliches Fehlverhalten. Ghislaine Maxwell wurde unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken zu 20 Jahren Haft verurteilt.

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Brief an den Sportarzt und Sexualstraftäter Larry Nassar
Zu den neu veröffentlichten Akten gehört laut „Guardian“ auch ein Brief, der laut Poststempel am 13. August 2019, also kurz nach Epsteins Selbstmord, aus dem Gefängnis verschickt und an Larry Nassar adressiert wurde. Der einstige Teamarzt der US-Turnerinnen missbrauchte über Jahrzehnte mehr als 250 Mädchen und Frauen, darunter auch einige Olympiasiegerinnen. 2018 wurde er zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt.

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In dem Brief heißt es: „Lieber L.N., wie du inzwischen weißt, habe ich den ‚kurzen Weg‘ nach Hause genommen. Viel Glück! Wir haben eines gemeinsam: unsere Liebe und Fürsorge für junge Frauen, in der Hoffnung, dass sie ihr volles Potenzial entfalten mögen. Auch unser Präsident teilt unsere Liebe zu jungen, attraktiven Mädchen. Wenn eine junge Schönheit vorbeiging, liebte er es, „zuzugreifen“, während wir uns in den Kantinen des Systems mit Essen begnügen mussten. Das Leben ist ungerecht. Mit freundlichen Grüßen, J. Epstein“.
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Ob der Brief tatsächlich von Epstein stammt, ist allerdings nicht bestätigt. Laut FBI-Dokumenten hat er Nassar nie erreicht, wurde als „zurück an den Absender“ registriert und sollte einer Handschriftanalyse unterzogen werden. Die Beamten wollten klären, ob Epstein selbst oder eine unbekannte Person der Autor war. Zu der Analyse kam es aber wohl nie. Epstein war drei Tage vor dem Poststempel tot in seiner Zelle gefunden worden.
Ein mysteriöser Suizid und viele Schwärzungen
Für Aufsehen sorgt auch ein FBI-Dokument vom 27. Oktober 2020. Darin enthalten ist eine Zeugenaussage eines Mannes, der angab, Donald Trump im Jahr 1995 zum Flughafen Dallas/Fort Worth (Texas) gefahren zu haben. Während der Fahrt soll Trump am Telefon mit Epstein über den Missbrauch eines Mädchens gesprochen haben, wobei auch mehrfach der Name „Jeffrey“ fiel.
Diese Aussage geht in eine Zusammenfassung des Falles einer jungen Frau über, die Trump und Epstein vorwarf, sie vergewaltigt zu haben. Durch die vielen Schwärzungen im Dokument ist dieser relativ schwer zu rekapitulieren, da immer wieder entscheidende Passagen fehlen.
Erkennbar ist aber: Im Jahr 2000 wurde die Frau, die diese Vorwürfe gemacht hatte, mit einem Kopfschuss tot im Bundesstaat Oklahoma aufgefunden. Offiziell wurde der Tod als Suizid verbucht. Doch Polizisten vor Ort hätten angegeben, dass dies „in keinem Fall ein Suizid“ gewesen sein könne.
Die Geschichte hat große Übereinstimmung mit den Erzählungen, die ein Mann namens Dan F. in der Vergangenheit bei Facebook und YouTube ausführte. Demnach sei die tote Frau seine Tochter gewesen. F. gab auch an, dass Trump ihn 1995 explizit als Fahrer ausgewählt habe. Wie glaubwürdig F.s Schilderungen sind und ob diese tatsächlich denen in den FBI-Dokumenten entsprechen, ist unklar – ebenso, was sich beim FBI aus der Aussage ergab.
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In einem ungewöhnlich scharfen Statement distanzierte sich das Justizministerium derweil von Teilen des veröffentlichten Materials: Einige Angaben zu Trump seien „unwahr und sensationshungrig“, heißt es auf dem X-Kanal des Ministeriums. Zuvor hatte das Ministerium einige veröffentlichte Dokumente zurückgezogen, nur um sie kurze Zeit später wieder zu veröffentlichen. Ob dabei Dokumente ganz zurückgezogen wurden, ist bisher unklar.
Trump selbst erklärte am Montag auf Nachfrage genervt, er habe gedacht, die Epstein-Sache sei „beendet“. Auch nannte er die Epstein-Frage ein politisches Ablenkungsmanöver, das die angeblich großen Erfolge der Trump-Regierung überstrahlen solle.
Was außerdem in den neuen Akten steckt:
- Hinweise aus der Bevölkerung über angebliche gemeinsame Partys von Epstein und Trump in den frühen 2000ern.
- Interne Mails des Gefängnisses über Epsteins psychischen Zustand und ein Bericht, der besagt, Wärter ihn mit einem Strick fanden.
- Überlegungen der Haftanstalt, Epstein mit dem fanatischen Trump-Anhänger Cesar Sayoc in eine Zelle zu stecken, der verurteilt wurde, weil er Sprengsätze an mehrere Demokraten verschickte.
- Ein 22‑seitiges Justiz-Memo an britische Behörden zu „Material Witness PA“, mutmaßlich Prinz Andrew, samt Ersuchen um ein freiwilliges Interview.
- Erneut zahlreiche Fotos – unter anderem von Bill Clinton mit Epstein.
Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit Jahren. Seit den 90er-Jahren hatte der Multimillionär aus New York einen Missbrauchsring betrieben, dem Hunderte junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Epstein soll minderjährige Mädchen mehrere Jahre auch selbst missbraucht haben. 2019 starb er mit 66 Jahren im Gefängnis. (jmi)
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