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Der Ton wird rauer: Trump nennt Putin verrückt – Moskau sieht beim US-Präsidenten „emotionale Überlastung“
Infolge massiver russischer Luftangriffe gegen die Ukraine wettert US-Präsident Donald Trump gegen den Kremlchef. Moskau reagiert umgehend und bemängelt „emotionale Reaktionen“.
Stand:
Die russische Armee hat die dritte Nacht in Folge die Ukraine massiv mit großen Schwärmen von Drohnen angegriffen. US-Präsident Donald Trump brandmarkte Kremlchef Wladimir Putin mit Blick auf die jüngsten Attacken als „absolut verrückt“ und monierte, die Luftangriffe seien grundlos.
Trump machte aber auch dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Vorwürfe, zu wenig zur Beendigung des Kriegs beizutragen. Bundesaußenminister Johann Wadephul warf Putin vor, die Menschenrechte mit Füßen zu treten.
Trump über Putin: „Irgendetwas ist mit ihm passiert“
Trump schrieb am Abend auf seiner Plattform Truth Social mit Blick auf Putin und die jüngsten Angriffe: „Er ist völlig verrückt geworden!“ Putin töte unnötigerweise eine Menge Menschen, nicht nur Soldaten. „Raketen und Drohnen werden auf Städte in der Ukraine geschossen, ohne jeglichen Grund.“
Er habe immer gesagt, Putin wolle die ganze Ukraine und nicht nur ein Stück, fügte Trump hinzu. Vielleicht habe Putin damit recht, „aber wenn er das tut, wird das zum Untergang Russlands führen!“ Trump betonte, er habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu Putin gehabt, „aber irgendetwas ist mit ihm passiert“.
Bereits zuvor hatte Trump vor Journalisten gesagt, er sei nicht glücklich mit dem, was Putin mache. „Er tötet viele Menschen. Und ich weiß nicht, was zur Hölle mit Putin passiert ist. Ich kenne ihn seit langem.“ Auf die Nachfrage einer Journalistin, ob er auch neue Sanktionen gegen Russland in Erwägung ziehe, sagte Trump: „Absolut, er tötet viele Menschen, ich weiß nicht, was mit ihm nicht in Ordnung ist.“
Auch der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte sich zwischenzeitlich zu Trumps Aussagen. Nach eigenen Worten gehe Macron davon aus, dass sein US-Amtskollege langsam „Aspekte der Lügen“ des russischen Staatschefs Wladimir Putin hinsichtlich der Ukraine erkennt. Er hoffe, dass Trumps Wut auf Putin zu neuen Sanktionen führen werde. Es sei wichtig, Putin mit massiven Sanktionen zu drohen.
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Wie reagiert der Kreml auf Trumps Kritik?
Der Kreml hat unterdessen gelassen auf Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump über den russischen Staatschef reagiert. Trumps Bemerkung, Putin sei „völlig durchgedreht“, sei möglicherweise auf emotionale Überlastung zurückzuführen.
„Wir sind den Amerikanern und Präsident Trump persönlich für ihre Unterstützung bei der Organisation und Einleitung dieses Verhandlungsprozesses wirklich dankbar“, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, als er zu den Äußerungen Trumps über Putin befragt wird. Es handele sich aber auch um einen Moment, der „mit einer emotionalen Überlastung aller und mit emotionalen Reaktionen verbunden ist.“
Angesichts der massiven russischen Luftangriffe auf die Ukraine verwies der Kreml zudem darauf, dass der russische Präsident lediglich die Sicherheit Russlands verteidige. „Präsident Putin trifft die notwendigen Entscheidungen, um die Sicherheit unseres Landes zu gewährleisten“, sagte Peskow vor Journalisten. Die Drohnenangriffe, mit denen die russische Armee die Ukraine am Wochenende überzogen hatte, seien demnach eine „Antwort“ auf ukrainische Angriffe.
Weiterhin sagte Peskow, dass über Ort und Zeit weiterer Gespräche mit der Ukraine bislang nicht entschieden sei. Auch ein angekündigtes Memorandum, in dem Moskau seine Sicht auf eine mögliche Konfliktlösung darlegen will, sei den Ukrainern noch nicht übergeben worden. Zuletzt hatten beide Seiten Mitte Mai in Istanbul verhandelt, Ergebnisse gab es bis auf einen Gefangenenaustausch nicht.
Massive Luftangriffe von Russland auf die Ukraine
Russland hat die Ukraine deren Angaben zufolge die dritte Nacht in Folge massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen. Das sei der bislang größte Drohnenangriff gewesen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.
Der Luftalarm in Kiew habe sechs Stunden gedauert, erklärte Tymur Tkatschenko, Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, am Montagmorgen. In einem Stadtbezirk habe es Schäden gegeben. Verletzt worden sei niemand.

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Von Russland gab es keine Stellungnahme zu den Angaben. Einen Tag zuvor waren bei dem bis dato größten Luftangriff des Krieges mindestens zwölf Menschen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Luftangriffe und drohte Russlands Präsident Wladimir Putin mit weiteren Sanktionen.
Trump kritisierte auch Selenskyj
Zugleich machte Trump auch Selenskyj Vorwürfe. Er tue seinem Land keinen Gefallen, wenn er so rede, wie er es tue. „Alles, was aus seinem Mund kommt, verursacht Probleme, das gefällt mir nicht, und das sollte besser aufhören“, schrieb Trump.
Trump möchte ein Ende der Kämpfe erreichen – Kritiker werfen ihm aber vor, dabei nicht genügend Druck auf Russland auszuüben.
Selenskyj schlägt einer Idee Trumps folgend eine bedingungslose 30-tägige Waffenruhe vor, um Raum für Verhandlungen zu schaffen. Putin ist dazu bislang nicht bereit. Er besteht dafür auf Bedingungen, bei denen sicher ist, dass sie die Ukraine nicht akzeptieren wird. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.
Alles, was aus seinem Mund kommt, verursacht Probleme.
Donald Trump über Selenskyj
Staatsmedien lassen Passage zu „verrücktem“ Putin weg
Von staatlichen und staatsnahen Medien in Russland wurde die Passage über den Kremlchef, der dem US-Präsidenten zufolge „absolut verrückt geworden“ sei, nicht oder nur sehr verkürzt zitiert. Ausführlich wiedergegeben wurden allerdings Trumps kritische Worte über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Wadephul: Russische Angriffe Affront auch gegen Trump
Bundesaußenminister Wadephul sieht indessen die Verbündeten des angegriffenen Landes in den Bemühungen für eine Waffenruhe durch Putin getäuscht. „Putin tritt die Menschenrechte mit Füßen, das ist ein Affront auch gegen den US-Präsidenten Donald Trump“, sagte der CDU-Politiker in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Trump habe sich ja sehr bemüht, Putin an den Verhandlungstisch zu bekommen – „und jetzt diese Reaktion“.

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Wadephul sagte weiter, man sehe daran, Putin wolle keinen Frieden. „Er will den Krieg fortführen und das dürfen wir ihm nicht gestatten.“ Deswegen würden im europäischen Rahmen weitere Sanktionen vorbereitet und beschlossen. „Es wird eine klare Reaktion des Westens geben und ich denke auch von den Vereinigten Staaten von Amerika.“
Der Außenminister reist an diesem Dienstag zu einem Antrittsbesuch in die USA. In Washington ist am Mittwoch ein Gespräch mit seinem Amtskollegen Marco Rubio vorgesehen, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Rubio hatte Wadephul dazu eingeladen. Themen sollen die deutsch-amerikanischen Beziehungen, die weitere Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine, die transatlantische Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie die Lage in Nahost sein. (dpa, AFP, Reuters, mira)
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