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Sergej Schoigu hat sich gegen Jewgeni Prigoschin durchgesetzt.

© dpa/PAVEL BEDNYAKOV

Der Überlebenskünstler: Wie der russische Verteidigungsminister Schoigu Söldnerchef Prigoschin ausmanövrierte

Der Wagner-Chef hatte zum Aufstand gegen die Armeeführung aufgerufen. Doch offensichtlich unterschätzte er den Taktiker Sergej Schoigu.

Fast schien es, die Tage von Sergej Schoigu als russischer Verteidigungsminister seien gezählt. In seinen jüngsten Auftritten behauptete er, die ukrainische Gegenoffensive werde erfolgreich zurückgeschlagen. Niemand glaubte ihm.

Sein Widersacher Jewgeni Prigoschin demütigte und erniedrigte Schoigu in letzter Zeit noch über das in seit Kriegsbeginn gewohnte Maß hinaus.

Doch Schoigu schlug zurück, indem er am 10. Juni den Befehl erließ, alle russischen Söldnergruppen in der Ukraine hätten sich dem Verteidigungsministerium zu unterstellen. Unterwerfung war für Prigoschin unannehmbar. Dieser Befehl öffnete den Weg zur alles entscheidenden Schlacht zwischen beiden. Schoigu setzte sich durch.

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Es hätte anders ausgehen können. Auch Präsident Wladimir Putin hatte sich zuletzt von seinem langjährigen Weggefährten abgewandt. Buchstäblich. In den sozialen Netzwerken ging ein Video viral, in dem Putin seinen Minister bei einem gemeinsamen Auftritt nicht einmal eines Blickes würdigte.

Schoigu trägt den Spitznamen „Putins Reiseleiter“

Doch Schoigu ist ein Überlebenskünstler. Über die Korridore des Kremls geht er schon länger als selbst Putin, der seit einem Vierteljahrhundert an der Macht ist.

Schoigu begann unter Boris Jelzin seine Karriere in der Nomenklatura als Minister für Katastrophenschutz, was ihn lange Zeit zum populärsten russischen Politiker machte. Das war er auch noch viele Jahre, als Putin die Präsidentschaft übernahm.

Die beiden fanden eine große Nähe zueinander, machten oft gemeinsam Urlaub, was Schoigu den Spitznamen „Putins Reiseleiter“ einbrachte. Einen weiteren bekam er, als er 2012 das Verteidigungsministerium übernahm: „Sperrholzmarschall“. Schoigu ist aus der Baubranche, kein Militär.

Aber offenbar ein gewiefter Taktiker, der Kräfteverhältnisse in der russischen Machtelite gut einschätzen kann. Den ersten Erfolg nach seinem Söldner-Befehl erzielte er, als alle Privatarmeen außer Prigoschins Wagner-Truppe den geforderten Vertrag unterschrieben.

Am Wochenende zeigte sich, dass Schoigu mit seiner Provokation gegen Prigoschin richtig kalkuliert hatte. Die Einheiten der Armee hielten während des Wagner-Vormarsches loyal zum Minister, nur vereinzelt wurde von Überläufern berichtet. Damit war das Scheitern Prigoschins rasch besiegelt.

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