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Massud Mossaheb (2. v. l.) und Kamran Ghaderi (2. v. r.) steigen auf dem Militärflughafen Melsbroek in Belgien aus dem Flugzeug.

© AFP/Belga/NICOLAS MAETERLINCK

Update

„Die Belgier haben gut verhandelt“: Drei Europäer nach jahrelanger Haft im Iran bei Brüssel gelandet

Erneut hat der Iran drei Europäer, zwei Österreicher und einen Dänen, freigelassen. Gibt es nun auch Hoffnung für deutsche Inhaftierte im Iran?

| Update:

Nach ihrer Entlassung aus iranischer Haft sind zwei österreichisch-iranische Bürger und ein Däne in die Europäische Union zurückgekehrt. Die Freilassung steht laut Diplomatenkreisen in Wien im Zusammenhang mit der jüngsten Überstellung eines iranischen Diplomaten aus Belgien nach Teheran. „Die Belgier haben gut verhandelt“, hieß es in Wien.

Die drei EU-Bürger seien nach ihrer Ausreise über den Oman in der Nacht zum Samstag auf dem belgischen Militärflughafen Melsbroek in der Nähe von Brüssel gelandet, teilte das belgische Außenministerium mit. Auf dem Flughafen hießen Außenministerin Hadja Lahbib sowie österreichische und dänische Diplomaten die drei Freigelassenen willkommen.

Bereits in der vergangenen Woche war ein belgischer Entwicklungshelfer aus iranischer Haft freigelassen worden. Die Freilassungen sind Teil eines umstrittenen Austausches mit Teheran: Im Gegenzug wurde ein in Belgien wegen Terrorismus verurteilter iranischer Diplomat freigelassen.

Olivier Vandecasteele (links), belgischer Entwicklungshelfer, trifft seine Familie bei der Ankunft auf dem Militärflughafen Melsbroek.

© dpa/Belga/Didier Lebrun

Assadollah Assadi war im Juli 2018 in Deutschland festgenommen und 2021 in Antwerpen wegen gegen Exil-Iraner gerichteter terroristischer Mordversuche zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Österreicher wegen angeblicher Spionage verurteilt

Die nun freigelassenen Österreicher Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb waren jahrelang in iranischer Haft gewesen. Der IT-Experte Ghaderi war im Jahr 2016 bei einer Geschäftsreise in Teheran festgenommen worden.

Mossaheb, der Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft, wurde 2019 bei einem Besuch ebenfalls in der iranischen Hauptstadt festgenommen. Beide wurden aufgrund von Spionagevorwürfen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Ghaderi kam nach 2709 Tagen frei, Mossaheb nach 1586 Tagen.

Der dänische Gefangene war nach belgischen Angaben im vergangenen November am Rande einer „Kundgebung für Frauenrechte“ festgenommen worden. Nähere Angaben zu der freigelassenen dänischen Person machte das Außenministerium in Kopenhagen nicht.

Er sei froh und erleichtert, dass der dänische Staatsbürger jetzt auf dem Heimweg zu seiner Familie sei, erklärte Außenminister Lars Lokke Rasmussen. Man habe monatelang an einer Lösung des Falls gearbeitet. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, ging aus den Angaben nicht hervor.

Oman spielte wohl wichtige Rolle bei Freilassung

Dem österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg zufolge gelang die Freilassung mit Unterstützung der belgischen Außenministerin Hadja Lahbib und des omanischen Außenministers Sajid Badr Albusaidi. „Wir haben eng, diskret und vertrauensvoll mit unseren Partnern zusammengearbeitet. Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“, erklärte Schallenberg.

Auch Lokke dankte Belgien und wies darauf hin, dass der Oman eine wichtige Rolle gespielt habe. Schallenberg sagte, dass sein Ministerium auch an der Freilassung eines weiteren österreichischen Staatsbürgers arbeite, dessen Berufungsverfahren derzeit im Iran laufe.

Mehrere deutsche Staatsbürger im Iran inhaftiert

Der Gefangenenaustausch stößt insbesondere bei Menschenrechtsaktivisten auf Kritik. Die deutsche Aktivistin Düzen Tekkal hatte Ende Mai von einem „schmutzigen Deal“ gesprochen. Unter anderem wird befürchtet, dass die Regierung in Teheran künftig westliche Gefangene gezielt als Verhandlungsmasse gegenüber westlichen Staaten nutzen könnte.

Derzeit sind im Iran rund 20 EU-Bürger inhaftiert, die zumeist auch einen iranischen Pass haben. Auch mehrere deutsche Staatsbürger sind im Iran inhaftiert.

Seit Jahren setzen sich Angehörige und Aktivisten etwa für die Freilassung von Nahid Taghavi ein, einer Deutsch-Iranerin, die im Oktober 2020 festgenommen und unter anderem wegen „Propaganda gegen den Staat“ verurteilt wurde. Ein weiterer Deutsch-Iraner, Djamshid Sharmahd, wurde nach einem Prozess wegen Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt. Die Angehörigen bestreiten die Vorwürfe vehement. (AFP/dpa)

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