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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßt US-Heeresminister Daniel Driscoll am 20. November 2025 in Kiew.

© REUTERS/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE

„Die Botschaft lautete: Ihr verliert“: Mit welchen düsteren Prognosen die USA die Ukraine zur Friedensplan-Zusage drängen wollte

Letzte Woche unterbreitete US-Heeresminister Dan Driscoll der Ukraine einen umstrittenen Friedensplan. Nun berichten Insider, mit welchen Hiobsbotschaften er Kiew zu einer Zusage gedrängt haben soll.

Stand:

Am vergangenen Donnerstag unterbreitete der US-amerikanische Secretary of the Army (Heeresminister) Dan Driscoll einer ukrainischen Delegation einen 28-Punkte-Friedensplan, den Kiew und viele europäische Verbündete als Kapitulation vor Moskau ansahen. Der Entwurf wurde als einseitige „russische Wunschliste“ kritisiert – auch weil die Ukraine zu inakzeptablen territorialen Zugeständnissen gedrängt worden sei.

Wie zwei Insiderquellen dem US-amerikanischen Nachrichtensender „NBC News“ nun berichteten, soll Dristoll die ukrainische Delegation direkt nach der Präsentation des US-Friedensplans mit einer Reihe von düsteren Prognosen und Schreckensbotschaften konfrontiert haben.

Ukraine ist laut Dristoll in einer ausweglosen Lage

So teilte der US-Verhandler seinen Gesprächspartnern wohl mit, dass sich die ukrainische Armee auf dem Schlachtfeld derzeit in einer angespannten, fast schon ausweglosen Lage befände. Es sei mit einer unmittelbar bevorstehenden Niederlage gegen die russischen Streitkräfte zu rechnen, soll Dristoll der Kiewer Delegation gesagt haben.

Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal und US-Heeresminister Daniel Driscoll trafen sich am 19. November 2025 in Kiew.

© REUTERS/Press Service of Ukrainian Defense Ministry

Weil russische Truppen den Umfang und das Tempo ihrer Luftangriffe jüngst verstärkt hätten, seien sie nun in der Lage, den Kampf gegen die Ukraine unbegrenzt fortzusetzen, soll Dristoll gesagt haben. Entsprechend werde sich die Lage Kiews nur noch verschlechtern – es sei daher besser, jetzt einen Frieden auszuhandeln, als später in einer noch auswegloseren Position dazustehen. Eine der Quellen berichtete „NBC News“: „Die Botschaft lautete im Grunde: Ihr verliert. Und ihr müsst den Deal akzeptieren.“

Was sagen Militäranalysten zum „unvermeidlichen Sieg“ Russlands?

Auch andere mit den Verhandlungen vertraute Personen berichteten der ukrainischen Nachrichtenagentur „RBC“ bereits am Montag, dass die US-Delegation bei den Verhandlungen ein düsteres Bild gezeichnet haben soll. Ein Insider aus der ukrainischen Delegation sagte „RBC“, dass die Amerikaner nach Kiew gereist seien, um „uns ihre Einschätzung mitzuteilen, dass die Lage an der Front für uns ungünstig ist“. Der Insider berichtet demnach weiter: „Sie glauben, dass die kommenden Monate entscheidend für uns sein werden und dass wir die Region Donezk in zwölf Monaten eh verlieren werden.

Es ist eine Einschätzung, die nicht alle Militäranalysten teilen. Experten der US-amerikanischen Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ (ISW) relativierten kürzlich die jüngsten Erfolgsmeldungen des Kremls aus Donezk, wonach die Eroberungen in diesem Gebiet so groß seien, dass ein Sieg Russlands im anhaltenden Ukrainekrieg quasi unvermeidlich und nur folgerichtig sei.

Zwar habe sich das Vorstoßtempo der russischen Truppen in Donezk beschleunigt. Allerdings ist ein russischer Sieg den Experten zufolge „keineswegs unvermeidlich“, berichtet das ISW in seinem Lagebericht vom Sonntag.

Die Insiderquellen berichteten „NBC News“ darüber hinaus, dass Heeresminister Dristoll Einschränkungen hinsichtlich der US-amerikanischen Waffenlieferungen für Kiew ins Spiel gebracht haben soll. Demnach sei die US-Rüstungsindustrie derzeit schlichtweg nicht in der Lage, die Ukraine weiterhin mit Waffen und Luftverteidigungssystemen in einem Umfang zu beliefern, der eigentlich zum Schutz der Infrastruktur und der Bevölkerung des Landes erforderlich sei, so die Quellen.

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