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Donald Trump an Bord der Air Force One.

© REUTERS/ANNA ROSE LAYDEN

Die letzte Chance für Diplomatie: Trump muss maximalen Druck auf Putin ausüben

Bislang konnte der US-Präsident lavieren: Mal schlug er sich auf Putins, mal auf Selenskyjs Seite. Nach den Entwicklungen der vergangenen Tage hat Trump diese Wahl nun nicht mehr.

Malte Lehming
Ein Kommentar von Malte Lehming

Stand:

Krieg soll nicht sein. Das kann nur bestreiten, wer nicht bei Minusgraden im Schützengraben kauert oder Nacht für Nacht Raketenhagel oder Drohnenbeschuss ausgeliefert ist. Krieg soll nicht sein, und es ist aller Ehren wert, ihn beenden zu wollen. Je schneller, desto besser.

Donald Trump will den Krieg in der Ukraine – verursacht durch russische Aggression – beenden. Wolodymyr Selenskyj will es, die Europäische Union will es. Geeinigt haben sie sich vorerst auf einen entsprechenden 19-Punkte-Plan.

Die Details sind noch nicht bekannt. Aber Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass in ihm zwar einige rote Linien formuliert werden, die nicht zu überschreiten seien, er aber auch Zugeständnisse und Kompromisse enthält. Ohne die wird es ein Ende der Kämpfe nicht geben.

Gebt der Diplomatie eine Chance! Das ist der Slogan aller Kriegs- und Waffenlieferungsgegner. Nach Lage der Dinge kann sich diese Aufforderung nur noch an eine der Konfliktparteien richten – Russland. Einzig an Wladimir Putin liegt es, ob das Leiden und Sterben weitergeht oder nicht.

Trump will Putin nicht öffentlich düpieren

Insofern hat das Chaos der vergangenen Tage zwar die Sinne vernebelt, aber den Blick geschärft. Es begann mit einem durchgestochenen russischem 28-Punkte-Plan, der zunächst als Plan Trumps deklariert wird.

Der setzte daraufhin Selenskyj ein Zustimmungs-Ultimatum, EU und Ukraine geraten in Panik und protestieren, der Plan wird auf 19 Punkte reduziert, das Ultimatum ist vom Tisch.

Putins Position besteht aus lauter roten Linien und lässt keinen Raum für Kompromisse.

Malte Lehming

Putin lehnt bislang den neuen Vorschlag selbst als Verhandlungsgrundlage rundheraus ab. Seine Position besteht aus lauter roten Linien und lässt keinen Raum für Kompromisse. Das ist erneut offenkundig geworden. Wer Zweifel daran hegt, trägt die Beweislast.

Trump will Putin nicht öffentlich düpieren und unter Druck setzen, damit dieser sein Gesicht wahren kann. Das ist einerseits verständlich, sollte andererseits aber an diskrete Diplomatie gekoppelt sein.

Will heißen: Trump muss Putin bei einem Telefonat unter vier Augen, also unmissverständlich klarmachen, dass jetzt die Zeit für ernsthafte Verhandlungen gekommen ist. Bei jeder weiteren russischen Aggression schließe sich das Fenster der Diplomatie.

Bislang konnte Trump lavieren. Mal schlug er sich auf Putins, mal auf Selenskyjs Seite. Die Entwicklung der vergangenen Tage lässt ihm diese Wahl nicht mehr. Wenn er wirklich will, dass dieser Krieg endet, muss er Putin diskret an den Verhandlungstisch zwingen. Mit allen Mitteln. Dazu gehört auch die Drohung mit der Lieferung weitreichender Waffen.

Krieg soll nicht sein. Die Zeit für diese Einsicht ist reif. Wer die Gelegenheit, sie auch umzusetzen, abermals verstreichen lässt – ob durch Taten oder Tatenlosigkeit –, macht sich schuldig oder mitschuldig. Wer glaubt, Publikum sein zu können, versündigt sich an Moral und Mitmenschlichkeit.

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