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Wladimir Putin (rechts) und Cyril Ramaphosa schütteln sich nach ihrem Treffen in Sankt Petersburg die Hände.

© imago/ITAR-TASS/Yevgeny Biyatov

Update

„Dieser Krieg darf nicht ewig dauern“: Ramaphosa drängt bei Putin auf Verhandlungen mit der Ukraine

Die afrikanische Friedensmission ist im russischen St. Petersburg zu Besuch. Eine Eröffnungsrede wurde von Putin unterbrochen.

| Update:

Nach ihrem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist eine afrikanische Vermittlerdelegation am Samstag auch mit Russlands Staatschef Wladimir Putin zusammengetroffen.

Dabei forderte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa in St. Petersburg erneut, den seit 16 Monaten anhaltenden Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu beenden. „Dieser Krieg darf nicht ewig dauern.“

„Dieser Krieg muss durch Verhandlungen und mit diplomatischen Mitteln beigelegt werden“, führte Ramaphosa aus. Dies sei im Interesse aller. Die afrikanischen Delegierten unter Ramaphosas Leitung schlugen unter anderem eine Feuerpause und vertrauensbildende Maßnahmen als ersten Schritt vor.

Zwar lobte Putin seinerseits den „ausbalancierten Ansatz der afrikanischen Freunde in der Ukraine-Krise“. Zugleich gab er an, er sei offen für „einen konstruktiven Dialog mit allen, die einen Frieden schaffen wollen, der auf den Prinzipien der Gerechtigkeit und des Respekts der legitimen Interessen der Parteien beruht“.

Nachdem er die Delegation im Konstantinpalast willkommen geheißen hatte, wies Putin jedoch wesentliche Teile ihrer Vorschläge zurück. Am Samstag unterbrach der russische Präsident die Eröffnungsreden der afrikanischen Vertreter, um mehrere Gründe vorzutragen, warum er viele ihrer Vorschläge für fehlgeleitet hält.

Dabei wiederholte Putin seine Ansicht, dass die Ukraine und der Westen den Konflikt lange bevor Russland in die Ukraine einmarschiert sei, ausgelöst hätten. Er gab zudem dem Westen die Schuld für den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise.

Putin sagte den afrikanischen Delegierten, dass die derzeitigen ukrainischen Getreideexporte die Schwierigkeiten Afrikas mit den hohen Lebensmittelpreisen nicht lindern würden, da sie größtenteils an reiche Länder gingen.

Die Gruppe afrikanischer Staats- und Regierungschefs hatte am Freitag in Kiew mit Selenskyj gesprochen und dabei beide Seiten zur „Deeskalation“ aufgerufen. Auch in Kiew forderte Ramaphosa „Frieden durch Verhandlungen“.

Selenskyj lehnt Verhandlungen mit Russland zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ab. Solange russische Truppen auf ukrainischem Boden seien, würden Verhandlungen „nur den Krieg, das Leid und den Schmerz zementieren“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der afrikanischen Delegation.

Das südafrikanische Präsidialamt sprach am Samstag dennoch von „konstruktiven Gesprächen“ mit Selenskyj.

Am Freitag sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mitte) mit afrikanischen Vertretern einer Friedensinitiative, unter anderem mit dem komorischen Staatschef Azali Assoumani (links) und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa (rechts).

© action press/Ruslan Kaniuka/SIPA

Putin wiederum hatte am Freitag durch seine Ankündigung, dass die ersten Atomsprengköpfe in das Nachbarland Belarus verlegt worden seien, deutlich gemacht, dass auch er wenig Bereitschaft zur Deeskalation und zu Verhandlungen zeigt. Er behauptete zudem, dass die ukrainische Gegenoffensive „keine Chance“ auf Erfolg habe.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu forderte unterdessen bei einem Besuch einer Militärfabrik in der westsibirischen Region Omsk die Herstellung von mehr Panzern, um den „Bedarf der russischen Streitkräfte“ in der Ukraine zu decken.

Der afrikanischen Friedensmission gehören neben Ramaphosa die Präsidenten von Senegal, Macky Sall, und von Sambia, Hakainde Hichilema, sowie der Staatschef der Komoren, Azali Assoumani, an, der derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union inne hat. Mit dabei sind auch Vertreter aus dem Kongo, aus Uganda und Ägypten.

Afrikanische Länder sind stark betroffen von den infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine extrem gestiegenen Getreidepreisen und von weiteren Auswirkungen auf den Welthandel. Sowohl die Ukraine als auch Russland sind international wichtige Produzenten von Weizen und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Im Ukraine-Krieg nehmen die einzelnen afrikanischen Länder allerdings unterschiedliche Positionen ein - manche stellen sich auf die Seite der Ukraine, manche bleiben neutral, andere wenden sich Moskau zu. Südafrika wird im Westen immer wieder kritisiert, weil es den russischen Angriff auf die Ukraine bisher nicht verurteilt hat.

Die Ukraine hat kürzlich Gegenoffensiven gestartet, um die von russischen Streitkräften kontrollierten Gebiete zurückzuerobern. Nach Angaben von Kiew wurden bereits mehrere Ortschaften und etwa hundert Quadratkilometer Land, hauptsächlich an der Südfront, erobert. Moskau seinerseits beharrt darauf, dass die Gegenoffensive „gescheitert“ sei.

Russland meldete am Samstag die Zerstörung von drei Drohnen, die eine Ölraffinerie im Distrikt Nowosybkow in der südlichen Grenzregion zur Ukraine ins Visier genommen haben sollen. Nach der Ankündigung der ukrainischen Gegenoffensive haben in den vergangenen Wochen die Drohnenangriffen von beiden Seiten zugenommen.

Auf russischem Gebiet scheinen Ölraffinerien, die für die Versorgung für die russischen Streitkräfte von entscheidender Bedeutung sind, ein bevorzugtes Ziel ukrainischer Angriffe zu sein. (AFP, Reuters)

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