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Trumps Rede zur Lage der Nation: Der US-Wahlkampf hat begonnen
Mit einer kurzen, aber scharfen Ansprache verteidigt US-Präsident Trump seine Wirtschaftspolitik – und weicht den Sorgen vieler Amerikaner aus. Es ist der Auftakt des Kampfs um Stimmen bei den Midterms.

Stand:
Was für eine Rede! Bei Donald Trumps Ansprache an die Nation am Mittwochabend wirkte dieser eher wie ein Präsident, der sein Volk anschreit, nicht wie einer, der es beruhigen will.
18 Minuten, zur besten Sendezeit, in ungewohnt harsch klingendem Ton und hohem Tempo sprach der Präsident schnell, sichtbar darauf bedacht, die Zeit einzuhalten – und setzte einen klaren Schwerpunkt. Es ging um die Wirtschaft. Und um das Gefühl vieler Amerikaner, dass sich ihr Alltag bislang nicht verbessert hat.
Trump weiß, wie gefährlich dieses Thema für ihn ist. Seine Zustimmungswerte sinken, die Sorge über hohe Lebenshaltungskosten wächst. In seiner Rede versuchte er deshalb, das Thema zu drehen.
„Vor elf Monaten habe ich ein Chaos übernommen – und ich bin dabei, es zu beheben“, sagte er und machte – wie immer – seinen Vorgänger Joe Biden für hohe Preise verantwortlich. Die wirtschaftliche Wende erklärte Trump praktisch für vollzogen: „In nur wenigen Monaten sind wir vom Schlechtesten zum Besten geworden.“ Die USA seien heute „das angesagteste Land der Welt“.
Konkrete Entlastung versprach Trump vor allem für später. Die Preise für Strom und „alles andere“ würden „dramatisch sinken“, die Hypothekenzahlungen „zu Beginn des neuen Jahres“ weiter fallen.
Auffällig war, was der Präsident nicht sagte. Kein Wort zu sinkenden Zustimmungswerten. Kein Wort, dass viele Amerikaner trotz stabilerer Inflationszahlen weiter das Gefühl haben, nicht voranzukommen.
Helena Wittlich
Für das kommende Jahr kündigte er „einige der aggressivsten Wohnungsreformpläne in der Geschichte Amerikas“ an. Wie genau diese aussehen sollen, ließ er offen. Greifbar wurde die Rede nur an einer Stelle: mit der Ankündigung der sogenannten „Kriegerdividende“, Schecks über 1776 Dollar für rund 1,4 Millionen Soldatinnen und Soldaten. „Die Schecks sind bereits unterwegs“, versprach Trump – finanziert aus Zolleinnahmen, deren Verfügbarkeit ungeklärt ist.
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Auffällig war, was der Präsident nicht sagte. Kein Wort zu sinkenden Zustimmungswerten. Kein Wort darüber, dass viele Amerikaner trotz stabilerer Inflationszahlen weiter das Gefühl haben, nicht voranzukommen.
Stattdessen erklärte Trump Zweifel an seiner Wirtschaftspolitik zur Lüge – und sich selbst zum Sieger. „Ich senke diese hohen Preise – und ich senke sie sehr schnell“, sagte er, obwohl offizielle Daten zeigen, dass die Preise hoch bleiben.
So wurde aus der Rede weniger eine aktuelle Bestandsaufnahme als eine Verteidigung. Trump warb um seine Anhänger – und setzte dabei auf bekannte Muster: Schuldzuweisungen, große Versprechen, symbolische Gesten.
Das mag seine Wähler mobilisieren. Doch ob es jene überzeugt, die 2026 über die Mehrheiten im Kongress entscheiden, ist offen.
Nach diesen 18 Minuten lässt sich eines festhalten: Diese Rede war keine Zwischenbilanz zum Ende des Jahres. Sie war ein Startschuss. Der Wahlkampf hat begonnen.
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