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Randalierer vor einer Reihe von Einsatzfahrzeugen der Polizei im nordirischen Ballymena.

© AFP/PAUL FAITH

Update

Bereits Dutzende verletzte Polizisten: Nordirland erlebt die dritte Nacht in Folge rassistische Krawalle

Nach einem mutmaßlichen Übergriff kommt es in einem nordirischen Städtchen zu Ausschreitungen. Die Polizei spricht von einer „Herrschaft des Pöbels“.

Stand:

Nach einem mutmaßlichen Übergriff auf ein Mädchen ist es in Nordirland auch die dritte Nacht in Folge zu Ausschreitungen gekommen.

Obwohl die nordirische Regierung zur Ruhe aufgerufen hatte, wurde die Polizei am Mittwochabend in der Stadt Ballymena mit Molotowcocktails und anderen Wurfgeschossen beworfen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Beamten reagierten demnach darauf mit Wasserwerfern.

Auch in der Hauptstadt Belfast und einigen anderen Städten des britischen Landesteils kam es demnach zu Protesten. Die Gewalt hielt sich diesmal jedoch im Vergleich zu den Tagen davor in Grenzen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP feststellte. Demnach löste sich die Menge allmählich auf.

Die rund 50 Kilometer von der nordirischen Hauptstadt Belfast gelegene Stadt ist seit drei Tagen Schauplatz gewaltsamer Ausschreitungen.

Die Polizei hatte bereits am Dienstag von rassistisch motivierten Unruhen gesprochen. Der Chef der nordirischen Polizei, Jon Boutcher, sprach von „hasserfüllten Taten“ und der „Herrschaft des Pöbels“. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die Zusammenstöße zwischen Demonstrierenden und Polizisten als „sinnlose“ Gewalt.

Die Ausschreitungen in Ballymena waren am Montag entflammt. Auslöser war eine versuchte Vergewaltigung einer Jugendlichen am Samstag. Am Montag waren zwei Jugendliche einem Gericht vorgeführt worden und hatten um einen rumänischen Übersetzer gebeten.

Menschen protestieren in Ballymena in Nordirland wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung eines Mädchens.

© dpa/Niall Carson

Daraufhin zogen randalierende Menschen durch die Stadt und schlugen Türen und Fenster ein. Vier Häuser wurden durch Feuer beschädigt. Die Ausschreitungen fanden auch in Vierteln statt, in denen viele rumänische Einwanderer leben. Die Gewalt richtete sich auch gegen die Polizei.

Bislang 32 verletzte Polizisten

Am Dienstag wurden in Ballymena und vier weiteren nordirischen Städten 32 Polizisten verletzt, sechs Menschen wurden festgenommen. Die Einsatzkräfte seien stundenlang mit Brandsätzen, Steinen und Feuerwerkskörpern attackiert worden, erklärte die Polizei.

Am Mittwoch griffen die Gewalttätigkeiten auch auf andere Ortschaften über. In Larne, einer Ortschaft etwa 30 Kilometer östlich von Ballymena, wurde ein Freizeitzentrum niedergebrannt. Das Freizeitzentrum in Larne sei „von maskierten Schlägern angegriffen“ worden, erklärte der örtliche Abgeordnete Danny Donnelly im Onlinedienst X.

Die Angriffe auf Familien im Norden und die Ausschreitungen in Ballymena seien abscheulich und müssten aufhören, schrieb Co-Regierungschefin Michelle O’Neill auf der Plattform X. Niemand solle das Gefühl haben, einen Aufkleber auf seine Tür kleben zu müssen, um seine ethnische Herkunft klarzumachen und so Angriffe zu vermeiden. Auf Bildern war zu sehen, wie in Fenstern Hinweise mit der Aufschrift „Britischer Haushalt“ und „Ein Philippiner lebt hier“ hingen.

Migration ist in Großbritannien ein umstrittenes Thema. In Nordirland leben laut einer Erfassung aus dem Jahr 2021 rund 1500 Mitglieder der Minderheit der Roma. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,1 Prozent. Die Anzahl der Rumänen in dem britischen Landesteil beläuft sich auf rund 6500.

Der Fall erinnert an die Messerattacke im englischen Southport, nach der es in mehreren britischen Städten zu rechtsextremen Ausschreitungen gekommen war. In Nordirland wird zwei Jugendlichen versuchte Vergewaltigung vorgeworfen, sie weisen die Vorwürfe vor Gericht zurück. (AFP, dpa, Reuters)

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