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Zerstörtes Wohngebäude in Teheran.

© dpa/Arne Immanuel Bänsch

„Eine Frage des Nationalstolzes“: Iran beharrt trotz US-Angriffen auf Urananreicherung

Der iranische Außenminister Araghtschi betont in einem US-Interview, sein Land sei im Atomstreit zu Verhandlungen bereit. Zugleich nennt er klare Bedingungen.

Stand:

Der Iran wird nach den Worten von Außenminister Abbas Araghtschi die Anreicherung von Uran trotz der US-Angriffe auf die iranischen Atomanlagen und der dadurch verursachten Schäden nicht aufgeben.

Die Anreicherung sei gestoppt worden, weil „die Schäden schwerwiegend und ernst sind“, sagte der Minister am Montag dem US-Sender Fox News. „Aber es ist klar, dass wir die Anreicherung nicht aufgeben können, da es sich um eine Errungenschaft unserer Wissenschaftler handelt.“ 

„Es ist eine Frage des Nationalstolzes“, fügte Araghtschi in der Sendung des Moderators Bret Baier hinzu. Auf die Frage, ob das angereicherte Uran trotz der US-Angriffe gerettet werden konnte, sagte der Außenminister, er habe dazu keine „detaillierten Informationen“.

Die nationale iranische Atombehörde bemühe sich jedoch, festzustellen, was genau mit dem angereicherten Material geschehen sei. Man werde die Internationale Atomenergiebehörde IAEA bald darüber informieren, sagte der Außenminister.

Zugleich betonte Araghtschi die Bereitschaft seines Landes zu Verhandlungen, „um sicherzustellen, dass unsere Anreicherung nur friedlichen Zwecken dient“. Demnach müsse jedoch jedes künftige Atomabkommen dem Iran das Recht auf Urananreicherung gewähren. Zudem erwarte der Iran die Aufhebung der Sanktionen.

Irans Außenminister Araghtschi zeigt sich zu Verhandlungen über das Atomprogramm seines Landes bereit.

© Vahid Salemi/AP/dpa

Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran vor kurzem hatte Irans politische und militärische Führung Verhandlungen mit dem Westen noch eine klare Absage erteilt. Als Grund wurde mangelndes Vertrauen genannt, nachdem Israel den Iran kurz vor einer neuen Verhandlungsrunde mit den USA angegriffen hatte.

Trump droht mit neuen Angriffen, „falls nötig“

US-Präsident Donald Trump nahm in seinem Onlinedienst Truth Social Bezug auf die Angaben Araghtschis, wonach die Atomanlagen beschädigt worden seien: „Natürlich sind sie das, wie ich bereits gesagt habe. Und wir werden es, falls nötig, wieder tun“, drohte Trump. 

Angriffe auf den Iran zwischen dem 13. und dem 24. Juni

Die Grafik zeigt, wo israelische Raketen und bunkerbrechende Bomben der USA auf iranischem Gebiet trafen. Jeder Punkt steht für einen Angriff.
Luftschläge Iran
Bestätigte israelische Angriffe
Gemeldete
Bestätigte US-Angriffe
Daten: Institute for the Study of War and AEI's Critical Threats Project (Angriffe), WorldPop Project (Bevölkerungsdichte), MapZen Terrarium. Letzte Datenaktualisierung: (-) Kartenbasis: © MapTiler © OpenStreetMap contributors

Im Streit über Irans Atomprogramm sind für diese Woche neue Verhandlungen zwischen dem Iran und den sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien geplant. Das Treffen solle am Freitag in Istanbul auf Ebene der stellvertretenden Außenminister stattfinden, sagte Außenamtssprecher Ismail Baghai der Zeitung „Etemad“ zufolge. 

Bei dem Istanbul-Treffen werden Experten zufolge keine wesentlichen Fortschritte im Atomstreit erwartet. Die Europäer können jedoch Druck auf die iranische Regierung ausüben.

Im Jahr 2015 hatten Frankreich, Deutschland und Großbritannien sowie die USA, Russland und China ein Atomabkommen mit dem Iran geschlossen, um das Land am Bau einer Atombombe zu hindern. Die USA stiegen allerdings 2018 während der ersten Trump-Präsidentschaft einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten danach erneut massive Sanktionen gegen den Iran. 

Mitte Oktober läuft das Wiener Atomabkommen – auch wenn es praktisch nicht umgesetzt wird – formal aus. Die E3-Staaten könnten bis dahin als Mitunterzeichner der Vereinbarung von 2015 die Wiedereinführung früherer Sanktionen beim UN-Sicherheitsrat beantragen. (dpa, AFP)

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